Essen. . Hauptpreis der Bundeszentrale für politische Bildung ging jetzt ans Gymnasium Nord-Ost: Schüler setzten sich mit verrohter Sprache auseinander.
Für eine sechsminütige Video-Dokumentation zum Thema „Verrohte Sprache – verrohte Menschen?“ hat ein Religionskurs des Essener Nord-Ost-Gymnasiums (GeNo) einen Hauptpreis der Bundeszentrale für politische Bildung erhalten. Im Juni fahren die Schüler eine Woche lang nach Berlin, treffen wahrscheinlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel.
2550 Schulklassen machten bundesweit und sogar weltweit mit (auch deutsche Schulen im Ausland beteligten sich). Elf Reisen gab es zu gewinnen, aus NRW kamen 700 Einsendungen. Die Schüler des Nord-Ost-Gymnasiums beeindruckten die Jury vor allem mit den Ergebnissen einer schulinternen Umfrage, hieß es seitens der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Bildungspreis wird seit 48 Jahren ausgelobt.
„Roh“ heißt aggressiv, aber auch unfertig
Wer den Film sieht, der lernt: Einerseits heißt „roh“ so etwas wie unfertig. „Klar benutzen wir Abkürzungen, vor allem auf WhatsApp“, berichten die Schüler im Video. „,KP’ heißt Keinen Plan, oder ,WMD’ bedeutet ,Was machst Du’“, erklären die Jugendlichen. Schulsozialarbeiter Arndt Michel ist sich sicher: „Durch die Handy-Kommunikation ist die Sprache der Jugendlichen roher geworden.“
„Uns fällt auf, dass die Sprache aggressiv wird, wo es um Migration und Ausländerpolitik geht“, sagen die Schüler – was von einem Social-Media-Manager der Fachhochschule Dortmund wissenschaftlich belegt wird. Beeindruckend ist ohnehin die Fülle von Experten, die im Video zu Wort kommt: Eine Professorin aus Bonn spricht, und schließlich kommt Dirk Heidenblut zu Wort, Bundestagsabgeordneter aus Essen und ehemaliger „GeNo“-Schüler, der bestätigt: „Verrohte Sprache ist längst im Parlament angekommen.“ Spätestens seit der AfD. Schließlich erklärt noch Katarina Barley, Bundesjustizministerin, dass das Wort „Gutmensch“ ein sehr treffendes Beispiel dafür ist, wie die Sprache verroht ist: „Wie kann man die beiden Begriffe ,gut’ und ,Mensch’ so negativ darstellen, wie das mittlerweile der Fall ist?“; fragt sie anklagend in die Kamera.
Schüler bekamen sich vor Jubel kaum ein
Wettbewerbsleiter Hans-Georg Lambertz überbrachte dem Kurs, der von Lehrer Tobias Kemper geleitet wird, am Mittwoch die freudige Nachricht vom Hauptgewinn. Schon klar, dass sich die Schüler vor Jubel kaum noch einbekamen – und außerdem heißt eine Berlin-Reise ja: „Eine Woche kein Mathe!“, rief ein Schüler in der hintersten Reihe.
Den Film gibt es hier zu sehen.