Die infizierte Frau war in Essen auf einem Elternabend. Alle Teilnehmende sollen jetzt freiwillig daheim bleiben. Schulbetrieb in Kettwig läuft.
Essen. Beim bislang einzigen bestätigten Coronavirus-Fall in Essen handelt es sich um eine Mutter aus Essen. Die Frau aus Kettwig hatte in der vergangenen Woche einen Elternabend am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) in Kettwig besucht.
Coronavirus in Essen: Stadt spricht Empfehlung aus
Jetzt empfiehlt die Stadt allen Eltern, die auf der Veranstaltung waren, zwei Wochen lang zu Hause zu bleiben. Damit verweist die Stadt auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Bei dem Elternabend waren zwischen 100 und 150 Eltern vor Ort, auch vereinzelte Schüler und Lehrer.
Am Dienstag läuft der Unterricht am Theodor-Heuss-Gymnasium in Kettwig ganz normal weiter – Stadtsprecherin Silke Lenz hatte am Montag klargestellt: „Die Schule wird nicht geschlossen.“ Dem Vernehmen nach nahmen acht Lehrer und der Schulleiter am Elternabend teil, bei dem es um die Skifreizeit ging. Klar ist, dass diese Lehrer sowie der Schulleiter jetzt vorsorglich zwei Wochen zu Hause bleiben.
Mindestens acht Lehrer fehlen am Dienstag am THG
Das führt zu Unterrichtsausfall: „Wir haben jetzt fünf Stunden lang keine Schule“, berichten fünf Zehntklässler, die am Dienstag um kurz nach acht Uhr aus dem Theodor-Heuss-Gymnasium kommen.
Bei der Veranstaltung in der vergangenen Woche war es ausgerechnet um die Entscheidung gegangen, ob die geplante Ski-Freizeit der zehnten Jahrgangsstufe nach Südtirol wegen der Corona-Gefahr in Norditalien abgesagt werden soll. Wie berichtet, entschied sich eine deutliche Mehrheit der Väter und Mütter dafür, die Ski-Freizeit nicht anzutreten.
Dass ihre Ski-Freizeit nach Südtirol abgesagt wurde, bedauern die Jugendlichen zwar, aber: „Wenn nur einer von uns eine normale Erkältung bekäme, kämen wir vermutlich nicht mehr aus unserem Hotel heraus wegen des Verdachts auf Corona“, beschreibt ein Jugendlicher das Problem. Sein Schulkamerad behandelt unterdessen seine Hände mit Desinfektions-Spray: „Das haben wir hier alle mit.“ Von Panik oder Hysterie sei in der Schule nichts zu spüren, bestätigen die Jugendlichen, und auch die Mutter eines künftigen Abiturienten, die im Sekretariat Unterlagen abgeben will, sagt: „Ich vertraue der Schule voll und ganz. Sie handeln in einer Mischung aus Gelassenheit und Ernst, auf jeden Fall besonnen - genau richtig.“
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Die Info-Hotline der Stadt wegen des Corona-Virus war am Montagabend extra verstärkt worden und die Anrufzeit um zwei Stunden verlängert. „Es haben tatsächlich viele Bürger aus Kettwig angerufen“, berichtet Gesundheitsdezernent Peter Renzel am Dienstag. Die Nummer der Hotline, die regulär an sieben Tagen pro Woche immer zwischen 8 und 18 Uhr erreichbar ist, lautet so: 0201 - 1238888.
Alle weiteren, noch ausstehenden Proben in Essen waren negativ
Die Eltern haben ein Schreiben erhalten, in dem steht, dass vom Robert-Koch-Institut empfohlen wird, sich freiwillig in häusliche Quarantäne zu begeben. Diese Empfehlung wird allen Bürgern gegeben, die nachweislich den Raum mit einer infizierten Person geteilt haben.
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Darüber hinaus teilt die Stadt Essen mit, dass Menschen, die in den letzten Tagen Kontakt mit der Mutter hatten, auch auf das Coronavirus hin untersucht werden. Die bislang ausgewerteten Proben verliefen alle negativ. Bis Dienstagmittag war die Stadt insgesamt 62 Verdachtsfällen auf Essener Stadtgebiet nachgegangen. Bei zwölfen fehlt noch das Ergebnis der Probe. Alle andere liefern ein eindeutiges Bild: Sie waren negativ - also ohne Befund. Ausnahme: Die eine Probe der Mutter aus Kettwig.
Stadt: Betroffene zeigte umsichtiges Verhalten
Stadtsprecherin Silke Lenz kritisiert Kommentare in den sozialen Netzwerken: „Ich möchte nochmals ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass die Person aus Kettwig sich vorbildlich und umsichtig verhalten hat und sich rechtzeitig mit dem Bürgertelefon der Stadt Essen in Verbindung gesetzt hat.“
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Da es bis dahin keine gesundheitlichen Symptome bei der Person gegeben hab und auch keine Bestätigung eines positiven Testergebnisses von dem Teilnehmer der privaten Karnevalsfeier aus dem Kreis Heinsberg, „war eine Teilnahme an der Elternversammlung des Theodor-Heuss-Gymnasiums Essen aus Sicht der Stadt Essen unproblematisch.“ Negative Kommentare gegen die Familie seien „absolut nicht angebracht“.
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Gerüchte in Kettwig, Falschmeldungen im Internet
Die Nachricht von Sonntagabend, dass es sich beim ersten Essener Corona-Fall um eine Frau aus Kettwig handelt, befeuerte sofort den Gerüchte-Umlauf im Stadtteil: Noch am Sonntagabend veröffentlichte die Schulleiterin der Kettwiger Schmachtenberg-Grundschule, Birgit Weniger, eine Stellungnahme auf der Internetseite der Schule: „Entgegen einiger Gerüchte muss ich hier klarstellen, dass keine Lehrkräfte oder Mitarbeiter unserer Schule mit dem Virus infiziert sind“, hieß es.
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Mit Falschmeldungen muss auch der Sender Radio Essen kämpfen: Am Montagmittag veröffentlichte Radio Essen eine Klarstellung, in der es hieß, dass eine Falschmeldung durch die sozialen Netzwerke gehe. In dieser Falschmeldung wird behauptet, am Theodor-Heuss-Gymnasium gebe es einen bestätigten Fall von Coronavirus. „Das ist NICHT der Fall“, stellte Radio Essen klar. „Woher die gefälschte Nachricht kommt, ist noch unklar. Wir verfolgen solche Falschmeldungen und behalten uns jegliche rechtliche Schritte vor.“
Schon vor Bekanntwerden des ersten bestätigten Corona-Falles auf Essener Stadtgebiet hatte die Handball-Abteilung des Kettwiger Sportvereins seine beiden Heimspiele abgesagt.