Essen. RAG-Stiftung und Eon haben den Erwerb des Musicaltheaters Colosseum in Essen bestätigt. Damit steht nun auch fest, wann der Vorhang dort fällt.

Nun ist es offiziell: Die RAG-Stiftung und der Energiekonzern Eon haben am Montag den Kauf des Musicaltheaters Colosseum bestätigt. Sie übernehmen das Gebäude zum 1. Juli vom Hamburger Veranstalter Stage Entertainment und wollen aus der schicken Kulturstätte ein Gründerzentrum nach dem Vorbild der „Factory Berlin“ machen, wie die Kohlestiftung und Eon mitteilten. Damit müssen sich Künstler, wie Max Raabe, der im November mit seinem Palast Orchester im Colosseum auftreten wollte, eine neue Spielstätte suchen.

Nach Informationen der Redaktion soll der Umbau der denkmalgeschützten, ehemaligen Krupphalle binnen 18 Monaten über die Bühne gehen. Man sei mit der Stadt bereits in Gesprächen, um die Planungen zügig auf den Weg zu bringen, erklärten die Käufer.

Nach dem geplatzten Gründercampus auf Zollverein mit bis zu 2000 Arbeitsplätzen dürfte das neue Gründerzentrum in der Stadtmitte zumindest ein kleiner Trost für den Wirtschaftsstandort Essen sein. Aus Sicht von Essens Wirtschaftsförderer Andre Boschem bietet es die Chance, zusammen mit dem benachbarten Thurmfeld und der Universität zu einem Innovations-Hotspot in Essen zu werden. Im Thurmfeld planen die Uni und die Stadt einen wissenschaftsnahen „Forschungs- und Innovationscampus“. Allerdings sind die Pläne dort noch von einer öffentlicher Förderung abhängig.

Colosseum in Essen: Neues Zentrum für Innovation soll ganzer Region nützen

Auch RAG-Stiftung und Eon setzen auf die Strahlwirkung ihres Projekts: „Der Erwerb des Colosseums ist ein besonderes Investment für uns“, betonte Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung. An erster Stelle stehe für die Stiftung zwar der Renditeaspekt. „Gleichzeitig werden wir die ehemaligen Werkshallen mit neuem Leben füllen und freuen uns, wenn künftig durch die geplante Folgenutzung des Colosseums als ein Zentrum für Innovation positive Impulse für die ganze Region ausgehen“, so Tönjes.

Eon-Chef Johannes Teyssen bekräftigte: „Als langfristig orientierter Investor freuen wir uns gemeinsam mit der RAG-Stiftung einen Beitrag zu leisten, damit Essen und das Ruhrgebiet als Standort für Innovationen gestärkt werden.“

RAG-Stiftung erwirbt die Mehrheit am Colosseum

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Was genau Stiftung und Eon im Colosseum planen, bleibt auch nach der offiziellen Kaufbestätigung vage. Es hieß weiterhin lediglich: Denkbar sei die Entwicklung der Immobilie nach dem Vorbild der Factory Berlin, „in der Start-ups, Kreative sowie Unternehmen Raum zur Entfaltung und Co-Innovation finden“. Inwiefern es zwischen der Factory Berlin und den neuen Inhabern eine Kooperation gibt, ist offen. Fakt ist, dass sich die Factory nicht an dem Investment beteiligt. Denn die RAG-Stiftung hat 51 Prozent am Colosseum erworben, Eon die restlichen 49 Prozent. Der Essener Energieversorger wird seinen Anteil am Colosseum in seinem Pensionsfonds platzieren.

Das genannte Vorbild Factory Berlin gilt seit 2014 bundesweit als ein Vorreiter für so genannte Co-Working-Spaces mit jungen Gründern und Kreativen unter einem Dach. Neben den Büros im modernsten Standard und gemeinsamer Infrastruktur finden auf dem Campus der „Factory“ auch viele Veranstaltungen wie Tagungen und Seminare statt. Auch im Colosseum sollen weiterhin Kulturveranstaltungen stattfinden, wie die neuen Eigentümer betonen.

Für geplante Veranstaltungen sollen Alternativen gefunden werden

Dem Kauf vorausgegangen war ein Bieterrennen, in dem „Stage Entertainment“ an einen künftigen Erwerber die eindeutige Auflage erteilt hatte, dass es im Colosseum künftig keinen kulturellen Bühnenbetrieb mehr geben dürfe. Neben Eon und RAG-Stiftungen hatten sich nach Informationen dieser Redaktion noch mindestens drei andere potenzielle Käufer Interesse angemeldet.

Stage zieht sich in Essen und Oberhausen zurück, weil es im Ruhrgebiet seine Musicals letztlich nicht rentabel betreiben konnte. „Wir freuen uns sehr, das Colosseum nun einer neuen Bestimmung übergeben zu können. Es bleibt damit ein lebendiger Ort, der weit über Essen hinaus Strahlkraft entfaltet und die Innovationskraft der Region symbolisiert“, erklärte Stage Entertainment Geschäftsführerin Uschi Neuss.

Für die geplanten Veranstaltungen ab Juli 2020 will Stage mit den Veranstaltern nun nach Alternativen suchen. Wer bereits Tickets oder feste Reservierungen habe, solle sich an die jeweiligen Veranstalter wenden, so Stage.