Essen. Das Colosseum war ein besonderer Musical-Ort. Nun muss das stadtbildprägende Gebäude erneut Wandlungsfähigkeit zeigen. Hoffentlich gelingt das.

Der Traum vom „Broadway an der Ruhr“ ist ausgeträumt. Was vor über 20 Jahren mit großen Erwartungen und hochsubventioniert begann, hat sich als Sackgasse erwiesen. „Joseph“, „Elisabeth“ und wie sie alle hießen, sind nicht die erhofften Touristen-Magneten geworden. Für auf Dauer angelegte Großproduktionen gibt es im Ruhrgebiet augenscheinlich keinen Markt.

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Von Ulf Meinke, Stefan Schulte und Martina Schürmann

Das Colosseum aber hat mit seinem vielfältigen Programm von Konzert über Tagungen, Galas und Shows in den vergangenen Jahren eine Nische gefüllt. Die Aufgabe eines der schönsten Musicaltheater der Republik ist deshalb ein Verlust für Essen und das Ruhrgebiet. Anbieter wie Lichtburg, Philharmonie und Grugahalle werden schon mangels der oft aufwendigen Bühnentechnik nicht alle Anfragen auffangen können. Dazu kommt: Auch im restlichen Ruhrgebiet ist der Entertainment-Zug jenseits von „Starlight-Express“ inzwischen abgefahren.

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Der Verkauf des Colosseums signalisiert aber auch ein Umdenken. Die ehemalige Krupp-Halle galt lange als ein Sinnbild für den erhofften Strukturwandel. Dafür wurden Millionen öffentlicher Mittel investiert. „Kultur durch Wandel – Wandel durch Kultur“ lautete das Motto. Doch der Wind hat sich gedreht. Statt tanzender Pharaonen und singender Kaiserinnen sollen nun kreative Hipster die Zukunft eines der bemerkenswertesten Gebäude der Essener City sichern.

Dass gleich zwei Essener Großunternehmer diesen Wandel befördern, darf als gutes Zeichen und Stärkung der städtischer Strukturen gewertet werden. Ob der neue Gründergeist am Ende länger hält als die Laufzeit eines Broadway-Erfolges, muss sich noch zeigen.