Essen. Ab März werden in Essen Kitaplätze verteilt. Wieder gibt es Diskussionen um das digitale Vormerksystem Little Bird. Der dritte Träger steigt aus.

Rund einen Monat, bevor stadtweit die Betreuungsplätze in Kindertagesstätten und bei Tagespflege-Eltern vergeben werden, gibt es neue Diskussionen um das elektronische Vormerk-Portal „Little Bird“. Jule Behrwind, die privatwirtschaftlich fünf Kitas im Essener Stadtgebiet betreibt, hat angekündigt, aus dem System „Little Bird“ auszusteigen. Damit verabschiedet sich der dritte Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen aus dem Internet-Portal, das 2017 eingeführt worden war und seitdem regelmäßig für Ärger und Chaos sorgt.

Träger hat fünf Kitas in Essen

„Wir haben den Kooperationsvertrag mit der Stadt Essen fristgerecht zum Juli 2021 gekündigt“, berichtet Jule Behrwind. Ihre Kitas „Kinderkiste“ (Huttrop), „Süd-Stadt-Strolche“ (Südviertel), „Bärenbande“ (Rüttenscheid), „Ruhr-Tal-Räuber“ (Kupferdreh) und „West-Stadt-Wichtel“ (Altendorf) würden dann wieder ausschließlich über E-Mail und Papier mit interessierten Eltern kommunizieren. „Die bürokratischen Anforderungen, die ,Little Bird’ an unsere Mitarbeiter stellt, werden immer größer“, sagt Jule Behrwind. Hinzu kämen dauerhafte, technische Schwierigkeiten. Die schnelle Behebung von technischen Schwierigkeiten, die den Einrichtungen versprochen worden seien, sei nur selten erfolgt.

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Bereits im Jahr 2018 hatten zwei Kindertagesstätten, die von Eltern-Initiativen betrieben werden, ihren Ausstieg aus „Little Bird“ erklärt. „Seitdem läuft es besser“, heißt es aus der Kita „Lummerland“ in Steele. „Es ist weniger Arbeit für uns mit dem gleichen Effekt.“ Nach wie vor erhalte die Kita viele Eltern, die über die Handhabung des Systems „Little Bird“ verzweifeln. Auch die Kita „Trotzköpfe“ in Bergerhausen, von Eltern als Initiative betrieben, hatte sich 2018 von „Little Bird“ verabschiedet.

Jugendamt betont: „Wir helfen sofort bei Schwierigkeiten“

Anfang März 2019, als pünktlich die Ab- oder Zusagen vom System „Little Bird“ verschickt werden sollten, brach das gesamte Portal zusammen. Vor allem die Einrichtungen hatten große Probleme mit dem System. Sofort richtete die Stadt – wie bereits im Jahr 2018 – eine telefonische Hotline ein. „Wir helfen sofort, wenn es Probleme gibt, auch unser ,Familien-Punkt’ steht immer bereit“, betont Ulrich Engelen, der Leiter des Jugendamts. Der „Familien-Punkt“ ist eine zentrale Anlaufstelle des Jugendamts in der Nähe des Kennedyplatzes (0201 8851777).

Es fehlen etwa 2000 Plätze

Ungeachtet aller Irritationen ist ein grundsätzliches Problem weiter akut: In Essen fehlen derzeit etwa 2000 Betreuungsplätze. Die Stadt arbeitet intensiv am Ausbau. Die Zahl fehlender Plätze soll bis Ende Juli 2021 auf unter 1000 gesunken sein.