Essen. Das Kita-Platz-Vormerksystem Little Bird sorgt bei Essener Eltern weiter für Unmut: Jetzt gab es eine Datenpanne beim Versand einer E-Mail.

  • Neue Aufregung über das Online-Vormerksystem Little Bird, mit dem die Kita-Plätze in Essen verteilt werden sollen
  • Diesmal ärgern sich Eltern über eine Datenpanne, die beim Versand einer E-Mail geschehen ist
  • Little Bird spricht von menschlichem Versagen. Sozialdezernent Peter Renzel will an dem System festhalten

Wieder gibt es eine Panne beim Online-Vormerksystem Little Bird, mit dem erstmals in Essen die Vergabe der gut 5000 offenen Plätze für das kommende Kita-Jahr organisiert werden soll. Jetzt bekamen die angemeldeten Familien eine E-Mail, die sämtliche Mail-Adressen ihrer 1200 Mitbewerber enthielt.

„Ich könnte ja jetzt alle Eltern anschreiben und fragen ob sie ihren Kita-Platz an mich abtreten“, scherzt ein Vater. Tatsächlich ist der Mann, der selbst im IT-Bereich arbeitet, über die Mail höchst verärgert: „Hier wird jeglicher Schutz persönlicher Daten ignoriert.“ Zumal man an einigen Mail-Adressen auch Geburtsjahr oder Arbeitsplätze der Betroffenen ablesen kann.

Irritiert hat die Eltern auch, dass die Preisgabe der E-Mail-Adressen ausgerechnet der Geschäftsführerin von Little Bird unterlaufen ist: In einer Nachricht vom Mittwoch, mit der sie sich für eine vorherige Panne entschuldigen wollte, sind alle Namen im Adressfeld lesbar. Dann heißt es, am 5. Mai sei es bei Arbeiten am System „vereinzelt zur Versendung von veralteten E-Mails über Little Bird an Essener Eltern“ gekommen. Die Nachrichten seien ungültig und sollten ignoriert werden, so die Geschäftsführerin. Sie bitte um Entschuldigung für die „Unannehmlichkeiten“.

Für einige Eltern ist das ein schwacher Trost, hatte Little Bird doch Anfang März schon einen pannenreichen Start erlebt: Da konnte sich zeitweilig niemand in dem System anmelden, da erhielten Familien Zusagen für einen Kita-Platz – für ein fremdes Kind. Die jetzigen Mails erhöhen die Verwirrung der Eltern noch. „Der Fall treibt die Pannen des Systems auf die Spitze“, schreibt Kim de Groote an Sozialdezernent Peter Renzel. Auch in der Facebook-Gruppe „Kein Kita-Platz Essen 2017“ meldeten sich Eltern zu Wort. Über das soziale Netzwerk antwortete Renzel, dass er die Empörung verstehe und die Eltern bitte, die Mail-Adressen nicht zu verwenden.

„So ein Fehler darf nicht passieren“, betont Renzel gegenüber der Redaktion. Little Bird aber sei trotz der Anlaufschwierigkeiten ein gutes System, das in anderen Kommunen erfolgreich laufe und sich in Essen einspielen werde. Im jetzigen Fall handele es sich nicht um ein technisches Problem, sondern um eine menschliche Unachtsamkeit. Diese sei beim „händischen“ Versand der Mail passiert, bestätigt eine Little-Bird-Sprecherin.

Erst vergangene Woche hatte „Kein Kita-Platz Essen 2017“ wegen der fehlenden Betreuungsplätze Alarm geschlagen. Gut 25 Eltern informierten sich bei einem ersten Treffen über den Klageweg und mögliche Protestaktionen. Jetzt bietet Peter Renzel vier Bürgerversammlungen im ganzen Stadtgebiet an (siehe Kasten). Zwar seien mittlerweile gut 4800 Kita-Plätze vergeben und nur noch 200 bis 300 „in der Pipeline“. Man wolle aber über Spielgruppen und Tageseltern noch weitere Angebote schaffen.

GESPRÄCHE ZUM THEMA KITA-PLÄTZE

Sozialdezernent Peter Renzel und Jugendamtsleiter Ulrich Engelen laden Eltern zum Gespräch: Di, 16. Mai, 19.30 Uhr: Saal, Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, Paßstr. 2; Di, 23. Mai, 19.30 Uhr: Helmholtz-Gymnasium, Rosastraße 83; Mo, 29. Mai, 19.30 Uhr, Gemeinde St. Maria Rosenkranz, Haus-Berge-Str. 231 d; Di, 6. Juni, 19.30 Uhr: Gemeindezentrum Mitte, Katernberger Markt 4