Essen-Kettwig/Werden/Wülfrath. Die 1. Ausgabe von „Dat Bergsche Wort“ ist erschienen. Texte, Gedichte und Rezepte aus 15 Orten in Mundart. Initiator ist Marc Real aus Kettwig.

Im Heimatmuseum Wülfrath drängelten sich am Samstag gut 70 Menschen im Veranstaltungssaal: Alle waren gespannt, die erste Ausgabe einer Zeitung in den Händen zu halten, die gänzlich in Platt verfasst ist. Und sie wurden nicht enttäuscht: Auf der Bühne lagen etliche Stapel von „Dat Bergsche Wort“, das künftig ein „He’m för de bergeschen Sprooken“ sein soll. Das Projekt angestoßen hatte Marc Real, ein 21-jähriger Jura-Student aus Kettwig.

12.000 Exemplare wurden gedruckt – dank Förderung aus dem Heimatministerium NRW.
12.000 Exemplare wurden gedruckt – dank Förderung aus dem Heimatministerium NRW. © Marc real

Kettwiger sprechen nicht wie Berschener

Mundart-Pflege, das ist hauptsächlich eine Sache von und für die Älteren. So die gängige Meinung. Marc Real entspricht dem ganz und gar nicht. Schon als Zwölfjähriger schmökerte er in Georg Wenkers „Das rheinische Platt“ von 1877.

„Der beschreibt, was die Mundarten zwischen Eifel und Münsterland trennt und was sie verbindet. Das hat mich fasziniert“, sagt der Kettwiger. Er forschte weiter, stellte fest, dass nördlich und südlich der Ruhr unterschiedliche Dialekte existieren.

„Ein Kettwiger kann sich gut mit einem Werdener unterhalten. Beide Orte gehörten zur Abtei Werden und standen im Handelskontakt.“ In vor der Brücke wohnten die Berschener. Mit Kettwig gab es in Ermangelung einer Brücke kaum Berührungspunkte – und so hätten sich die Menschen sprachlich mehr nach Ratingen und Heiligenhaus (Heljens) orientiert.

Eine harte Sprachgrenze entlang die Ruhr

Die Sprachgrenze mache sich noch heute in vielen Ausdrücken bemerkbar: „Der Kettwiger sagt zum Beispiel ek für ich, in Laupendahl, vor der Brücke und Mintard sagt man ech.“ Oder der Hund: In Ickten heißt er Hond mit einer weichen Endung, in Kettwig Hongk mit einer harten Aussprache.

Einen Anstecker gibt es auch für die Mundartfreunde.
Einen Anstecker gibt es auch für die Mundartfreunde. © Alexandra Roth

Bei so vielen Unterschieden, ist es da nicht schwierig in einer Publikation allen gerecht zu werden? Keineswegs. „Dat Bergsche Wort“ bietet auf 16 Seiten genügend Spielraum, um alle Dialekte aus 15 Ortschaften zwischen Rhein, Ruhr und Wupper zu Wort kommen zu lassen. Texte, Gedichte, Rezepte – nicht weniger als 21 Menschen reagierten auf den Aufruf von Marc Real im Herbst 2019 und beteiligten sich mit Mundart-Beiträgen am Zeitungsprojekt. Bei der Präsentation in Wülfrath waren sie größtenteils anwesend und lasen aus ihren Texten vor.

Erfolgreiche Online-Plattform bergischplatt.de

Marc Real hatte im Übrigen zunächst nur die Online-Plattform bergischplatt.de als Sprachwelt an Rhein, Ruhr und Wupper erstellt. Um das Projekt auszuweiten, hatte er sich dann aber kurzerhand ans Heimatministerium NRW gewandt. Mit Erfolg: 2000 Euro an Förderung wurden ihm bewilligt.

12.000 Exemplare gedruckt

An „Dat Bergsche Wort“ sind 21 Personen mit Dialekten aus 15 Orten beteiligt. Aus Kettwig waren die Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunde aktiv, Werden ist durch die KommOmend-Mitglieder Irmin Schmuck und Peter Gabka vertreten.

Nachzulesen sind zudem u.a. noch Beiträge aus Saarn, Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath, Mettmann, Lintorf, Ratingen und Düsseldorf. 12.000 Exemplare sind gedruckt. Erhältlich ist die Zeitung bei den Mundart-Experten vor Ort. Infos auf www.bergischplatt.de.

Das versetzte den Kettwiger in die Lage, nicht nur Videokamera und Audiorecorder für das gesprochene Wort anzuschaffen, sondern eine Printversion von „Dat Bergsche Wort“ auf den Weg zu bringen. 3000 gedruckte Exemplare waren geplant, 12.000 sind es geworden.

Und es soll nicht die einzige Ausgabe bleiben. 2020 werde es weitergehen, kündigte der Initiator an. Dann werde das Oberbergische in den Fokus rücken.

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