Velbert. Bergisch Platt ist die Leidenschaft des 21-Jährigen. Vom Heimatministerium hat er jetzt Fördergeld für sein Forschungsprojekt bekommen.
Marc Real hat eine außergewöhnliche Leidenschaft, erst recht für sein Alter. Der 21-Jährige beschäftigt sich in seiner Freizeit mit dem Bergischen Platt und das schon seit zehn Jahren. Mittlerweile hat er eine eigene Internetseite und bekommt finanzielle Förderung vom NRW-Heimatministerium. Der junge Mann, der in Kettwig wohnt, sucht nun in Velbert noch Menschen, die Platt sprechen können.
Vor zehn Jahren begann sein Interesse für die Sprache. Seine Mutter hatte ein Buch über Werdener Platt gekauft, darin stöberte der damals Zehnjährige herum. Seitdem hat ihn die Leidenschaft gepackt. „Da gibt es hier bei uns vor der Haustür eine fast vergessene Sprache, die man in keiner Schule lernen kann“, sagt der Jurastudent. Er will diese einstige Alltagssprache vor dem Vergessen bewahren.
Das Velberter und das Bergische Platt sind etwas ganz Besonderes
Und dann entdeckte er, dass der niederbergische Sprachraum etwas ganz Besonderes ist. „Denn er liegt genau auf der Grenze zwischen den niederdeutschen und den mitteldeutschen Mundarten“, sagt Marc Real. Im Bergischen Platt, das sich von Mülheim/Ruhr bis nach Gummersbach ausgebreitet hat, vermischen sich die beiden Mundarten und es gibt auch Unterschiede „Dann wird von ,makt’ im Grenzbereich zum Westfälischen ,macht’ im Süden“, erklärt Marc Real.
Eine eigene Seite im Internet
Seit Dezember des vergangenen Jahres betreibt Marc Real im Internet nun die Seite „Bergischplatt.de“. Aus dem ganzen Bergischen sind dort Texte versammelt, 60 Stück aus 22 Orten zwischen Duisburg und Waldbröl auf Platt mit Übersetzung. „Dieses sind aber fast immer literarische Texte und Gedichte, oft auch Schwänke. Sie spiegeln aber nicht die eigentliche Alltagssprache wider“, sagt Marc Real.
Die Benrather Linie
Bei der Benrather Linie handelt es sich um eine gedachte Linie, die der Abgrenzung der niederdeutschen (einschließlich der niederfränkischen) Dialekte von den hochdeutschen Dialekten dient. Im Kern markiert die Linie den Gegensatz zwischen make oder maken ‘machen’ im Norden und dem Süden, dessen Dialekte in diesem Wort wie das Standarddeutsche einen ch-Laut haben.
Entstanden sind die Lautgegensätze im Rahmen der „Zweiten Lautverschiebung“ vor mehr als tausend Jahren. Die Benrather Linie erhielt ihren Namen im Jahr 1877, als sie von Georg Wenker „getauft“ wurde, der ihren Verlauf im Rheinland in seiner damals erschienenen Schrift „Das rheinische Platt“ beschrieb. Die gedachte Linie trennt die beiden großen Dialekträume im Rheinland sowie im übrigen deutschen Sprachraum; außerdem durchquert sie die Niederlande und Belgien.
Deshalb ist er auf der Suche nach Menschen, die das bergische Platt noch heute sprechen. „Sie können mir dann beispielsweise erzählen, wie man sich auf Platt vorstellt oder von Alltagsbegebenheiten berichtet,“ sagt der Sprachforscher. Mit einer Videokamera und einem professionellen Aufnahmegerät will er die Menschen befragen. Die Ausrüstung finanziert Marc Real mit einer Förderung des NRW-Heimatministeriums, die er beantragt und gerade eben auch bewilligt bekommen hat.
Auch eine Zeitung ist geplant
Außerdem plant der Jurastudent die einmalige Herausgabe einer Zeitung auf Bergisch Platt, auch dieses Blatt wird vom NRW-Heimatministerium gefördert. Das 16 Seiten dicke Heft „Dat Bergsche Wort“ soll in einer Auflage von mindestens 3000 Exemplaren gedruckt und kostenfrei verteilt werden. Es sieht danach aus, dass mindestens 18 Beiträge in der Zeitung erscheinen werden. Aber auch von einigen Städten fehlen immer noch Beiträge, so aus Velbert, Neviges und Heiligenhaus. Nach Wuppertal und ins Oberbergische fehlen dem Kettwiger noch Kontakte, hier sucht er noch Mitstreiter. Die Texte werden jeweils in Mundart geschrieben und mit einer hochdeutschen Übersetzung versehen, für all jene, die des Platts (noch) nicht mächtig sind.
Marc Real arbeitet an einem Wörterbuch
Mehrere Stunden am Tag beschäftigt sich Marc Real mit dem Platt, neben dem Studium und neben einem Job. Schon weit fortgeschritten ist er mit der Erarbeitung eines Wörterbuchs für das Bergische Platt. „3500 Begriffe habe ich schon“, sagt er.