Essen. Schauspiel Essen: Laiendarsteller nehmen Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ als Vorlage für eine eigene Geschichte mit ganz persönlichen Texten

Ein junger Reisender irrt durch einen tiefen und düsteren Wald. Schließlich trifft er auf den Dichter Vergil, der ihn begleitet. Bis beide vor einem Tor stehen, der Eingangsbereich zur Hölle. Es geht natürlich um den „Inferno“-Teil aus Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“. Den Klassiker der Weltliteratur nehmen sie beim Stadtensemble „Die Interzonen“ als Ausgangsmaterial einer eigenen Bearbeitung:

Die Texte stammen von den Ensemblemitgliedern

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„Du musst fröhlich sein!“ ist der Titel der Inszenierung, die die Laiendarsteller unter der Leitung von Miriam Michel derzeit erarbeiten. Und diese ist sehr subjektiv. Denn Dantes Zitate werden zwar auch an diesem Probennachmittag am Grillo-Theater aufgesagt. Doch die Texte stammen von den Ensemblemitgliedern selbst, persönlich und ungeschliffen. „Alle haben natürlich was anderes zum Thema im Kopf“, sagt Theaterpädagogin Aline Bosselmann. „Man spricht viel und baut szenische Anweisungen auf.“ Die Vorlage diente eher als Rahmen, so wird sich bei der Premiere am Samstag, 18. Januar, alles um die je eigene Vorstellung von Hölle drehen.

Die Probe-Bühne im Schauspiel Essen wird für die Mitglieder der Stadtensemble zum Bewegungs- und Begegnungsraum.
Die Probe-Bühne im Schauspiel Essen wird für die Mitglieder der Stadtensemble zum Bewegungs- und Begegnungsraum. © Christof Köpsel

„Die Interzonen“ gehören zu den vier Stadtensembles, die sich seit September im Grillo- Theater gegründet haben. Das Besondere: Die knapp 30 Bühnenakteure vertreten alle Generationen, von 16 bis 76 Jahren. Natürlich mussten sich alle zunächst annähern, um den Stoff gemeinsam zu entwickeln. „Wir haben erst mal über den Begriff der Hölle gesprochen“, erzählt Emilia Schicke, eine der Stadtensemble-Mitglieder. Selbstverständlich war das nicht, wie sie erzählt. Aber schnell sei Vertrauen entstanden: „Ich kannte niemanden in der Gruppe, konnte dann aber schnell über meine Ängste sprechen“, so Schicke.

So entwickelte sich die Bühne in den letzten Wochen zum unerwarteten Begegnungsraum, in dem auch Freundschaften entstanden. „Wir haben uns auf eine Weise kennengelernt, die sonst nicht möglich gewesen wäre“, freut sich Manfred Herrmann. Und Christiane Möllmathe ergänzt: „Es ist toll, dass wir die Theaterwelt erleben und mit anderen teilen können.“

Premiere für die „Interzonen“

„Du musst fröhlich sein!“, die Produktion des Stadtensembles „Interzonen“ hat am Samstag, 18. Januar, 19 Uhr, in der Casa des Schauspiel Essen Premiere. Weitere Termine: 21./ 26. Januar, 19 Uhr. Tickets (6,60 Euro) unter 8122-200 oder online www.theater-essen.de

Der Workshop „Love and Light“ läuft an drei Tagen in der Box des Schauspiel Essen. Mehr Infos unter theaterpaedagogik@schauspiel-essen.de

Sobald es für die Interzonen in die Casa geht, soll auch das Bühnenbild formen annehmen: Nebel und Licht sollen ein Höllenatmosphäre versprühen, auch der Wald soll erkennbar sein. Zudem sollen rechts und links die Charta der Menschenrechte zu lesen sein, womit sie die „Inferno“-Vorlage auch mit der Gegenwart konfrontieren.

Auftritt für „Alte Helden“ und „Die Positronen“

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Gleich zwei der vier Stadtensembles laden am 18. Januar ein. Unter der Leitung von Theaterpädagoge Marguerite Windblut veranstalten die „Queerspekten“ den dreitägigen Workshop „Love and Light“. Auch hier ging es zunächst um einen generationsübergreifenden Austausch: „Am Anfang haben wir uns erst mal mit dem Begriff auseinandergesetzt“, so Windblut. Nach der Diskussionsrunde geht es nahtlos weiter mit der Premiere von „Du musst fröhlich sein!“ (18. Januar, 19 Uhr in der Casa). Schluss ist für die Laiendarsteller damit jedoch noch lange nicht. Zwei weitere Stadtensembles werden im Frühjahr ihre Werke präsentieren: „Die Positronen“ und „Alte Helden“. Und auch die „Interzonen“ werden nach der Aufführung nicht aus dem Rampenlicht verschwinden, so Windblut: „Die Gruppen bleiben bestehen“.