Essen. Da waren es nur noch sechs: Weil die Zahl der Flüchtlinge einen neuen Tiefststand erreicht hat, wird das Asyl an der Ruhrtalstraße dichtgemacht.
Der Start in der neuen Heimat, er erfolgte in Schlichtbauweise, wenn auch schön gelegen: An der Ruhrtalstraße 335, auf dem Parkplatz am Alten Bahnhof Kettwig direkt an der Ruhr, entstand vor gut drei Jahren eine der vielen Notunterkünfte der Stadt: Bis zu 175 Asylbewerber kamen hier unter, doch da der Flüchtlingsstrom bis auf weiteres versiegt scheint, ist damit demnächst Schluss. Und die Pläne gehen noch weiter.
Denn inzwischen zählt Essen nur noch 568 Flüchtlinge in ihren stadtweit sieben Notunterkünften, darunter 143 Kinder. Damit ist ein neuer Tiefststand erreicht, der einstweilen anhalten dürfte, denn neue Asylbewerber kommen kaum noch nach: Gerade mal 153 Personen wurden der Stadt im gesamten vergangenen Jahr zugewiesen, gesundheitliche Härtefälle etwa, oder Personen, die schon Verwandte hier haben. Im Jahr zuvor waren es noch 30 mehr.
Stadt Essen kommt mit dem Rückzug aus den Heimen kaum noch nach
Zum Vergleich: In den Jahren 2015 und 2016 lag die Zahl der zugewiesenen Asylsuchenden jeweils deutlich über 4000. Kein Wunder, dass die Stadt mit dem Abbau der einst unter erheblichem Zeitdruck aufgebauten Unterbringungs-Plätze kaum nachkommt. Denn selbst wenn man von den noch vorhandenen 1661 Asyl-Plätzen die „eiserne Reserve“ von rund 800 Betten herausrechnet, die sozusagen „eingemottet“ und nicht im laufenden Betrieb eingebunden sind, bleiben noch hunderte Plätze unbesetzt.
Auch interessant
Dass die Stadt auf das Asylheim an der Ruhrtalstraße komplett verzichten kann, kommt ihr ausgesprochen gelegen: In einem der beiden Bauten sollen für eine Übergangszeit von einigen Monaten demnächst die Kinder der städtischen Kita am Mintarder Weg einziehen – so lange, wie auf dem dortigen Nachbargrundstück Abriss und Bodenaushub in Anspruch nehmen.
Auf den Puffer von mehreren hundert Asyl-Plätzen nicht verzichten
Parallel dazu wird die Kapazität in den Asylbauten an der Papestraße in Holsterhausen von 400 auf 250 verringert: In einem der dort errichteten Gebäude soll ebenfalls eine Kita unterkommen, in einem weiteren fürs erste Teile des kommunalen Ordnungsdienstes Platz finden.
Bei den übrigen Heimen an der Grimbergstraße in Leithe und der Hülsenbruchstraße in Altenessen-Süd, an der Karl-Meyer-Straße in Schonnebeck und der Lerchenstraße in Bredeney sowie im alten Kloster am Schuirweg ist ein weiterer Rückzug nicht, oder besser: n o c h nicht geplant. „Wie sich die Flüchtlingslage entwickelt, lässt sich nicht prognostizieren“, sagt Sozialamts-Leiter Hartmut Peltz, „das wäre Kaffeesatz-Leserei“.
Und auf einen Puffer von mehreren hundert schnell verfügbaren Asyl-Plätzen – ohnehin gab es davon früher weitaus mehr – mag die Sozialverwaltung definitiv nicht verzichten. Dennoch: Im Sommer kommt das Thema auf die Wiedervorlage. Nicht ausgeschlossen, dass dann in einem weiteren Heim die Lichter ausgehen.