Essen. . Die Zahl der in Unterkünften lebenden Flüchtlinge ist in Essen unter die 1000er-Marke gerutscht. Die Stadt schließt deshalb drei Asylheime.

Da waren’s nur noch acht: Weil den städtischen Asyl-Unterkünften Zug um Zug die Flüchtlinge ausgehen, will die Stadt in absehbarer Zeit drei weitere kleine Heime schließen.

Es handelt sich dabei um die Einrichtungen Am Funkturm in Holsterhausen, an der Cathostraße in Bergeborbeck und am Limbecker Platz in der Stadtmitte. Insgesamt verringert sich die Aufnahme-Kapazität für Flüchtlinge damit um 394 Plätze.

Essener Asylheime könnten zu Büroräumen werden

„Wir wären auch bereit, die Unterkünfte dauerhaft aufzugeben“, sagt Hartmut Peltz, der Leiter des Sozialamtes, und bringt etwa eine Büronutzung für Zwecke der Stadtverwaltung ins Gespräch. Dies zeigt, wie entspannt sich die einst so dramatische Flüchtlings-Lage mittlerweile darstellt.

Hartmut Peltz, Leiter des Essener Sozialamtes.
Hartmut Peltz, Leiter des Essener Sozialamtes. © STEFAN AREND

Auch ohne die 394 Betten verfügt die Stadt noch über 2061 Asyl-Plätze in stadtweit acht Heimen, wobei 759 Plätze davon bereits als eine Art „Eiserne Reserve“ regelrecht „eingemottet“ wurden.

Zahl der Flüchtlinge auf einem neuen Tief

Dass die Stadt in absehbarer Zeit darauf zurückgreifen muss, steht nicht zu erwarten, denn die Zahl der in Unterkünften lebenden Flüchtlinge ist erst Anfang April unter 1000 und dieser Tage auf ein neues Tief gesunken: Gerade mal 937 Menschen müssen nach aktuellem Stand noch in Heimen leben – 695 Erwachsene und 242 Kinder.

Gut möglich, dass diese Zahl noch weiter sinkt, wenn anerkannte Asylbewerber aus den Unterkünften in Wohnungen ziehen. Nach wie vor klappt die Vermittlung von Wohnraum an Flüchtlinge ganz gut, wenn auch die Zahlen weiter zurückgehen: Konnten im gesamten Jahr 2017 insgesamt 2386 Personen in eine Mietwohnung wechseln – in manchen Monaten sogar mehr als 300 –, gelang dies in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nur in 206 Fällen.

Essen liegt bei Erfüllungsquote über dem Soll

Und nicht alle Flüchtlinge erhalten diese Perspektive: Wer absehbar keine Chance auf Asyl im Lande hat, bekommt nur in Ausnahmefällen die Möglichkeit zum Umzug.

Syrer nach wie vor die größte Gruppe

Unter den 937 in Essens Asylheimen lebenden Flüchtlingen bilden die Syrer mit 153 Personen nach wie vor die größte Gruppe, gefolgt von Irakern (116) und Afghanen (69).

Kaum mehr der Rede wert ist der Anteil der Nordafrikaner: In den Heimen leben 5 Algerier, 9 Marokkaner, 6 Ägypter und ein Tunesier. Sie haben ebenso geringe Aussichten auf Asyl wie die Serben (69), Mazedonier (67), Albaner (40) und Kosovaren (19) in den städtischen Unterkünften.

Dies trifft vor allem Zuwanderer aus Südosteuropa, von denen gut 200 in den Essener Heimen leben.

Dass die Stadt im dritten Quartal dieses Jahres wieder Flüchtlinge zugewiesen bekommt, ist zwar nicht ausgeschlossen, gilt aber derzeit als unwahrscheinlich. Der Grund: Essen liegt bei den Erfüllungsquoten deutlich überm Soll, anders als etwa Nachbarstädte wie Gelsenkirchen oder Dortmund.

Aufgabe weiterer Einrichtungen denkbar

Dass die Sozialverwaltung allzu übervorsichtig kalkuliert, wie manche in der Politik kritisieren, diesen Vorwurf weist Hartmut Peltz entschieden zurück: „Wir lassen uns nicht von Stimmungen leiten, sondern von halbwegs verlässlichen Prognosen“, betont der Sozialamts-Leiter.

Bleibt es allerdings auch in den kommenden Monaten beim mauen Zuzug, „dann können wir über die Aufgabe weiterer Einrichtungen reden“.