Essen. Die rechten „Steeler Jungs“ marschieren jetzt dienstags. Die „Spaziergänge“ seien fürs ganze Jahr angemeldet – aber die Polizei Essen dementiert.

Eine angeblich „wichtige Info“ der Steeler Jungs in der rechtsextremen Szene sorgt im linken Lager der Gegendemostranten für Schulterklopfen – und bei der Polizei Essen für Kopfschütteln: „Wir, die Steeler Jungs, werden ab sofort dienstags unseren Spaziergang machen. Wir können uns richtig ausleben, von 17.45 Uhr bis 20.45 Uhr gehört uns die Straße. Wir haben den Dienstag jetzt für das ganze Jahr beantragt“, heißt es in einer geschlossenen Facebook-Gruppe. Sind damit die heftig umstrittenen Donnerstagsspaziergänge der rechten Truppe passé – und damit auch die Gegendemos?

Auch die Demos gegen die Steeler Jungs sollen weitergehen, betont das Bündnis „Essen stellt sich quer“.
Auch die Demos gegen die Steeler Jungs sollen weitergehen, betont das Bündnis „Essen stellt sich quer“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Während die Gegendemonstranten von „Essen stellt sich quer“ und „Aufstehen gegen Rassismus“ das „Ausweichen“ der selbst ernannten Essener Bürgerwehr auf einen anderen Wochentag bereits als eigenen Erfolg und Reaktion darauf werten, dass der „rechten Gruppe der donnerstägliche Marsch durch den Stadtteil von demokratischen und antifaschistischen Gruppen streitig gemacht wurde“, weiß die Polizei laut ihrer Sprecherin Judith Herold nichts von einem dauerhaften Kurswechsel der vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation und deren angeblichen Anmeldungen für den gesamten Wochenkalender 2020.

Steeler Jungs marschieren erstmals am Dienstag in Essen

Fakt sei lediglich, dass die „Steeler Jungs“ am 14. Januar und damit erstmals an einem Dienstag in Steele aufmarschieren wollen. Ob sich dieser Wochentag allerdings auch für künftige Kundgebungen etablieren wird, sei offen, sagte Herold.

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Derweil machen das Bündnis „Essen stellt sich quer“ und dessen Partner von „Aufstehen gegen Rassismus“ als auch „Steele bleibt bunt“ mobil für eine Demo am 9. Januar ab 17.30 Uhr - diesmal ohne die „Steeler Jungs“ als Gegenüber. Denn die haben laut Polizeisprecherin Judith Herold auf ihren „Donnerstags-Spaziergang“ verzichtet, wie auch am 2. Januar bereits. Tatsächlich waren es also in erster Linie diese beiden Absagen, die es den Gegendemonstranten ermöglicht haben, die Route der Rechten für sich zu reklamieren nach dem Motto: „Da, wo früher die rechtsextreme Bürgerwehr marschierten, sind nun friedliche, bunte und weltoffene Menschen unterwegs.“

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Polizei Essen will abwarten, ob sich „Regelmäßigkeit einstellt“

Judith Herold indes betont, dass „im Einzelfall und jede Woche neu entschieden“ werde, wer wann wo, rechts oder links, auf die Straße gehen kann. Ein Verfahren nach der Devise, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, gebe das Versammlungsrecht ja auch grundsätzlich gar nicht her. Ob nun der Dienstag als wiederkehrender Tag der „Spaziergänge“ durch Steele Bestand haben wird, sei noch offen, heißt es bei der Polizei: „Wir werden sehen, ob sich wieder eine gewisse Regelmäßigkeit einstellt“, sagt Herold.

„Essen stellt sich quer“: Demo gegen Steeler Jungs geht weiter

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Wobei für „Essen stellt sich quer“ unabhängig davon gilt: „In Essen sollte es keinen Platz für rechte ,Bürgerwehren’ geben. Nicht am Donnerstag, nicht am Dienstag, nicht in Steele und auch sonst nirgendwo.“ So lange die „Steeler Jungs“ den Stadtteil unsicher machten, werde man mit Protesten reagieren, egal an welchem Tag, kündigt Bündnissprecher Christian Baumann an: „Wenn die allerdings nicht mehr laufen, dann sehen wir auch keinen Sinn mehr darin.“

Rechte Spaziergänge der Steeler Jungs und Gegendemos der Essener Bündnisse werden wohl erstmal weitergehen – fragt sich nur an welchem Wochentag.

Hintergründe zum Thema „Steeler Jungs“ in Essen: