Essen. Das Protonentherapiezentrum in Essen hat sich auf die Behandlung von Krebs spezialisiert. Jetzt wurde der 2000. Patient behandelt.

Erst vor wenigen Wochen wurde Fynn aus der Uniklinik entlassen. Der Elfjährige litt gleich an zwei Hirntumoren. Er war das 1000. Kind, das hier in Essen eine spezielle Protonentherapie bekommen hat, um die Krebszellen zu bekämpfen. Nun gibt es eine weitere runde Zahl an diesem Ort: In der Klinik für Partikeltherapie im Westdeutschen Protonentherapiezentrum (WPE) ist der 2000. Patient insgesamt behandelt worden. Es handelt sich um einen Rentner aus Bayern, der an einem Prostatakarzinom erkrankt ist.

Durchschnittlich 30 Bestrahlungen

Das WPE in Essen gilt als Deutschlands größte Protonentherapieanlage an einem Universitätsklinikum. Patienten aus ganz Deutschland, Europa und darüber hinaus kommen für die Behandlung hierher.

Durchschnittlich 30 Bestrahlungen bekommt jeder Patient. In vielen Fällen übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Behandlung.

Die Protonentherapie lässt viele Krebspatienten hoffen. Prof. Beate Timmermann ist die Ärztliche Leiterin des Zentrums. Sie geht davon aus, dass die Bedeutung dieser Form der Krebsbehandlung zunehmen wird. Die Einrichtung an der Uniklinik ist eine von nur fünf dieser Art in Deutschland und die einzige in der Region Nord-/Westdeutschland. „Zu uns kommen Patienten aus vielen Ländern Europas“, sagt Timmermann. Seit knapp sieben Jahren gibt es die Spezialeinheit in Essen.

Patient aus Bayern ist in Essen an seinem Prostatakarzinom behandelt worden

Patient Nummer 2000 heißt Franz Ott. Der 71-jährige Mann aus Bayern ist über einen Zeitraum von vier Wochen an seinem Prostatakarzinom bestrahlt worden. 20 Einheiten hat er bekommen. Die Ergebnisse fließen in eine Studie, die zusammen mit der Urologie des Universitätsklinikums Essen durchgeführt wird.

Prof. Beate Timmermann ist Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums. Hier ist sie in einem Patientengespräch mit Fynn (11).  
Prof. Beate Timmermann ist Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums. Hier ist sie in einem Patientengespräch mit Fynn (11).   © UK Essen

Oft werden Patienten wie er fast acht Wochen lang behandelt. „Das Prostatakarzinom benötigt grundsätzlich eine hohe Strahlendosis, die meist auf einen längeren Zeitraum verteilt wird, um sie verträglicher zu machen“, sagt Timmermann. Daher sei es wichtig, dass die Protonentherapie eine sehr präzise Bestrahlungsform ist, die das umliegende gesunde Gewebe schonen soll. „Der Strahl aus positiv geladenen Teilchen entfaltet seine Energie gezielt im Tumor und zerstört ihn.“

Protonentherapie schont gesundes Gewebe

Diese Genauigkeit erleichtere eine Verteilung der Strahlendosis auf wenige Einzelsitzungen, weil der gesunde Körper um den Tumor herum nur wenig mitbestrahlt und auch durch die intensiveren Sitzungen weniger belastet werde. Dies führe zu einer Halbierung der Behandlungszeit. Vorteil für den Patienten? Die Therapiezeit sei weniger aufwändig und ermögliche, normalen Aktivitäten auch während der Therapie fortzusetzen.

Dass der ehemalige Realschullehrer Franz Ott für seine Behandlung Bayern verlassen hat und nach Essen gekommen ist, hat er nicht bereut: „Ich hatte einen Case Manager als festen Ansprechpartner, der mich großartig unterstützt hat. Von den bisher erhaltenen Bestrahlungen spüre ich keine Nebenwirkungen.“

Schwerpunkt des WPE: Therapie bei Tumoren im Kindesalter

„Die Protonentherapie ist eine sehr moderne und präzise Form der Strahlentherapie. Es muss nicht jeder Tumor mit Protonen bestrahlt werden, aber bei bestimmten Arten bietet sich diese Behandlung an“, sagt Klinikdirektorin Beate Timmermann. Eine Protonentherapie sei vor allem dann angezeigt, wenn Tumore hohe Strahlendosen benötigen, besonders tief im Körper liegen oder von sensiblem Gewebe oder Organen umschlossen werden. Dies gelte vor allem für Hirntumore, Sarkome, Kopf-Hals-Tumore oder Prostatakarzinome. Ein weiterer Schwerpunkt des WPE liegt in der Strahlentherapie von Tumoren im Kindesalter.

Gestartet war das WPE allerdings im Jahr 2013 holprig und mit reichlich Verspätung. Weil die Technik zunächst nicht lief, hatte das Protonentherapiezentrum zwei Jahre lang leergestanden. Mitte 2013 hatte die 120 Millionen Euro teure Anlage dann ihre Arbeit aufgenommen.