Essen. Die Arbeitslosigkeit in Essen ist 2019 gesunken. Jobcenter und Arbeitsagentur sehen auch für 2020 keine Trendwende. Was sie zuversichtlich macht.
Die Wirtschaft kühlt sich zwar ab und große Essener Konzerne wie Eon und Thyssenkrupp haben bereits einen massiven Stellenabbau ankündigt. Dennoch erwarten Arbeitsagentur und Jobcenter noch keine Trendwende bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Essen. Sie dürfte nach ihrer Einschätzung auch im kommenden Jahr sinken, wenn auch nicht so stark wie in den vergangenen Jahren.
„Ich glaube, dass wir 2020 noch ein gutes Jahr haben werden“, sagte die Chefin der Essener Arbeitsagentur, Andrea Demler. „Wir gehen optimistisch ins Jahr 2020, auch wenn es nicht mehr soviel Sonnenschein gibt“, bekräftigte Dieter Gutschmidt, Leiter des städtischen Jobcenters.
Demler stützt ihre Zuversicht auf aktuelle Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Dieses sagt für Essen im kommenden Jahr einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahlen um ein Prozent voraus. Gleichzeitig soll die Beschäftigung in der Stadt zunehmen - im Mittel um 0,8 Prozent. „Ein Prozent Rückgang klingt nicht viel, ist aber in einer Stadt mit einer so hohen Sockelarbeitslosigkeit eine Menge Arbeit“, betonte Demler.
Essen leidet als Dienstleistungsstadt weniger unter den Krisen in der Industrie
Was Arbeitsagentur und Jobcenter so optimistisch für 2020 macht: Während andere Wirtschaftsregionen stark von der schwächelnden Automobilindustrie und dem Maschinenbau geprägt sind, ist Essen als Dienstleistungsstadt deutlich weniger von den derzeitigen Sorgen in der Industrie betroffen. Zudem boomt das Handwerk in Essen unvermindert weiter. „Da wird jeder Mann gebraucht“, so Demler.
Auch der Abbau hunderter Stellen bei Thyssenkrupp und Eon/Innogy in Essen werde sich „verlaufen“, glaubt sie, weil die Konzerne einerseits viele Arbeitsplätze über Altersmodelle abbauen dürften und andererseits die Fachkräfte an anderer Stelle gute Jobaussichten hätten.
1000 neue Logistikjobs bieten Chance für Langzeitarbeitslose
Darüber hinaus sieht vor allem das Jobcenter die angekündigte Ansiedlung von fast 1000 neuen Logistikjobs unter anderem bei Amazon, GLS und Karstadt als große Chance, Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen. „Das ist genau die Branche für unsere Kunden“, betonte Sozialdezernent Peter Renzel, der für das städtische Jobcenter zuständig ist.
Des Weiteren hat sich das Jobcenter, das fünf von sechs Arbeitslosen in der Stadt betreut, ehrgeizige Ziele gesetzt. Erstens will es die Jugendarbeitslosigkeit weiter senken. Dafür soll die Jugendberufsagentur zusammen mit der Arbeitsagentur ausgebaut werden. Zweitens möchte das Jobcenter junge Frauen mit Migrationshintergrund stärker in Arbeit bringen. Und drittens sollen noch etwa 200 Langzeitarbeitslose über den geförderten, sozialen Arbeitsmarkt wieder einen Job finden. In diesem Jahren waren dies bereits rund 600. Die Arbeitsagentur hingegen hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, nochmal deutlich mehr Geld für die berufliche Weiterbildung und Qualifizierung von Arbeitslosen aber auch Mitarbeitern in Betrieben auszugeben.
Arbeitslosenquote war im November 2019 auf historischem Tiefstand
In diesem Jahr waren im Schnitt rund 30.800 Männer und Frauen in Essen jeden Monat arbeitslos gemeldet. Das waren über 900 weniger als im vergangenen Jahr. Noch vor fünf Jahren lag die durchschnittliche Arbeitslosigkeit bei über 35.000 Personen. Die Arbeitslosenquote sank 2019 im Vorjahresvergleich um 0,4 Punkte auf 10,2 Prozent, erreichte im November mit 9,8 Prozent sogar einen historischen Tiefstand.
Auch die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen, also derjenigen, die ein Jahr und länger schon ohne Job sind, hat weiter abgenommen und lag zuletzt bei rund 12.500. Dennoch sieht Andrea Demler diese nach wie vor hohe Anzahl mit Sorge, zumal viele Betroffene schon acht, neun Jahre und länger keine Arbeit haben. Und auch Jüngere davon betroffen sind: „Jeder fünfte Langzeitarbeitslose ist zwischen 25 und 35 Jahre alt“, so Demler. Diese hätten schließlich noch Jahrzehnte bis zur Rente vor sich. „Damit können wir uns nicht zufrieden geben. Wir müssen hier noch mehr für deren Qualifizierung tun.“