Essen. Ab Kleidergröße 46 ist die Suche nach dem perfekten Brautkleid häufig schwierig. Das Geschäft„Kurvenreich“ am Kennedyplatz will das ändern.

Von der perfekten Hochzeit träumen viele Frauen. Dazu gehört bei den meisten auch ein schönes Brautkleid. Doch jenseits der Größe 44 kann es für Bräute in spe mitunter schon schwierig werden, das Traumkleid zu finden. Die Essenerin Vanessa Finke hat dem Schlankheitsdruck im Brautmodenbereich den Kampf angesagt: Im September eröffnete sie am Kennedyplatz das Brautmodengeschäft „Kurvenreich“, das Brautkleider ab Größe 46 verkauft.

Die Idee für den Plus-Size-Brautmodeladen kam Finke in der Verkaufspraxis: Sie arbeitete zuvor als Aushilfe bei „Brautmoden Alegria“. „Es kamen immer wieder Frauen rein, für die wir keine passenden Kleider hatten“, erzählt sie. Außerdem sei sie vielen Frauen begegnet, die in anderen Geschäften schlechte Erfahrungen gemacht hätten. „Es standen schon Frauen weinend vor meiner Tür, weil sie abwertend behandelt wurden.“ Häufig werde fülligeren Frauen vermittelt: „Für dich gibt es hier sowieso nichts.“

„Kurvenreich“ befindet sich im Untergeschoss von „Brautmoden Alegria“

Vom Wunsch beflügelt, auch „Curvy-Bräuten“ ihre Traumhochzeit im perfekten Kleid zu ermöglichen, machte Finke sich selbstständig und baute das Untergeschoss von Brautmoden Alegria zu zwei „Brautlounges“ mit Verkaufsraum um. Dort erstreckt sich nun ein Paradies in Weiß, Rosa und Roségold.

Im Untergeschoss von „Brautmoden Alegria“ hat sich Vanessa Finke mit ihrem eigenen Brautmodengeschäft „Kurvenreich“ selbstständig gemacht. Dort gibt es Kleider in allen Stilen und Schnitten.
Im Untergeschoss von „Brautmoden Alegria“ hat sich Vanessa Finke mit ihrem eigenen Brautmodengeschäft „Kurvenreich“ selbstständig gemacht. Dort gibt es Kleider in allen Stilen und Schnitten. © FUNKE Foto Services | Madeleine Hesse

Vom schlichten, eng anliegenden Kleid bis hin zum Prinzessinnenkleid gibt es alle erdenklichen Stile und Schnitte in einer Preisspanne von 400 bis 2000 Euro. Auch Accessoires wie Reifröcke, Schleier und Krönchen gehören zum Repertoire. Der Weg dahin war jedoch gar nicht so einfach. „Viele Hersteller produzieren einfach nur bis Größe 44“, so Finke.

Kleider für fülligere Frauen sollen häufig kaschieren - das ist aber gar nicht nötig

Außerdem sei es schwierig, Kleider für fülligere Frauen zu finden, die nicht in erster Linie kaschieren sollten. Die meisten Modeunternehmen setzten bei Plus-Size-Größen auf A-Linien-Form und Raffung: „Kleider mit frei fließenden Stoffen werden zum Beispiel für kurvige Frauen oft nicht produziert, weil die Firmen glauben, die Frauen fühlen sich darin nicht wohl“, sagt Finke.

Ihre Erfahrung sehe aber ganz anders aus: „Die Frauen mögen ihre Kurven und wollen ihren Körper gar nicht verstecken.“ Bis die passenden Hersteller gefunden waren, brauchte es also viel Recherchearbeit und einige Besuche auf Messen.

Prinzessinnenkleid, Glitzer, rückenfrei: Am Ende darf es häufig etwas Ausgefallenes sein

Mit Unsicherheit haben dennoch einige der Kundinnen zu kämpfen. „Viele wollen zum Beispiel erstmal ein Kleid mit Trägern oder denken, dass sie nichts Rückenfreies tragen können“, so Finke. Die meisten fragten außerdem grundsätzlich am Anfang nach schlichten Kleidern. Im Laufe der Beratung werde dann oft langsam das erste Korsagenkleid, das erste Teil mit Glitzer getestet - und dann dürfe es häufig doch etwas Ausgefallenes sein.

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So ging es auch Kundin Jennifer Thurisch, die bei Kurvenreich ein Kleid in der Größe 54 kaufte. Sie wollte erst etwas ganz Simples, „aber als ich dann mein jetziges Kleid gesehen habe, wusste ich: das ist es.“ Am Ende wurde es dann ein trägerloses Prinzessinnenkleid mit Reifrock. Von der Auswahl bei Kurvenreich ist Thurisch begeistert: „Ich habe sehr schnell das Passende gefunden.“

Für Jennifer Thurisch wurde es am Ende das klassische Prinzessinnenkleid mit Reifrock und Schleier.
Für Jennifer Thurisch wurde es am Ende das klassische Prinzessinnenkleid mit Reifrock und Schleier. © FUNKE Foto Services | Madeleine Hesse

„Bei so einem Anlass will man nicht das Erstbeste nehmen“

Das ist nicht selbstverständlich, wie die Erfahrung von Eva Addo zeigt. Sie trägt Größe 48 und suchte zunächst in einem anderen Geschäft. „Dort gab es drei Kleider in meiner Größe, die habe ich dann eben anprobiert“, erzählt die zukünftige Braut. Sie habe nicht das Gefühl gehabt, dass man Kleider für sie herausgesucht hätte, die zu ihrem Typ passten - sondern ihr einfach die wenigen gegeben hätte, die da waren. „Bei so einem Anlass will man aber nicht das Erstbeste nehmen.“

Was ihr an Kurvenreich besonders gefällt? „Hier gibt es sehr moderne Kleider, wie man sie zum Beispiel auf Instagram gerade sieht. Wenn man solche Kleider in meiner Größe anprobiert, sehen sie dann meistens nicht mehr so gut aus - hier aber schon.“

Momentan im Trend liegen Vintage-, Boho- und Satin-Kleider

In der Tat: Finke achtet darauf, dass ihre Kleider immer den momentanen Trends entsprechen. Gefragt sind aktuell vor allem Vintage- und Boho-Kleider - also Kleider in Retro-Optik oder mit Hippie- und Bohème-Einflüssen -, und auch Satin ist wieder im Kommen. „Und Prinzessinnenkleider gehen immer“, lacht Finke. Das klassische weiße Kleid sei allerdings gar nicht mehr so populär: „Ich verkaufe im Moment viel Creme-Töne und Blush, also hellrosa.“

Wer an einem Kleid von „Kurvenreich“ interessiert ist, kann sich zunächst bei einem spontanen Ladenbesuch oder einem festen Termin beraten lassen. Wenn das passende Kleid gefunden ist, dauert es meist drei bis sechs Monate, bis es geliefert wird. Vier bis sechs Wochen vor der Hochzeit kommt dann eine Schneiderin in den Laden, um alle nötigen Anpassungen zu machen.