Essen. Auf der Foto-Plattform Instagram zeigt Influencerin Sabrina Röder Interieur und Outfits. Für Posts und Storys bekommt sie inzwischen gutes Geld.

Ein Wohnzimmer wie aus dem Katalog, perfekt aufeinander abgestimmte Farben, Dekoration in weiß und roségold, modische Outfits: Willkommen auf dem Instagram-Profil von Sabrina Röder, im Netz besser bekannt als „_fashionsabs“. 96.000 Menschen haben den Account der 39-jährigen Influencerin aus Essen abonniert. Mittlerweile kann sie von ihrem Instagram-Auftritt leben - und verdient dabei mehr als in ihrem vorherigen Beruf.

„Fashion - Interior - Family“ - so skizziert Sabrina selbst ihre Themenpalette in ihrer Profilbeschreibung. Die Kettwigerin teilt vor allem Bilder von ihrer Einrichtung und ihren Outfits. Und dann gibt es noch die Instagram-Storys, Fotos und Videos, die nur 24 Stunden lang sichtbar sind. Dort nimmt Sabrina ihre Follower durch den Alltag mit, filmt den Weihnachtsbaumkauf, plaudert über Alltagsthemen und zeigt die neuen Kleidungsstücke, die sie sich gekauft hat.

Dass sie mal von einer App leben könnte, hätte die gelernte Reiseverkehrskauffrau nie gedacht. 2015 legte sie sich gemeinsam mit einer Freundin ein Instagram-Konto an, damals noch „nur zum Spaß.“ Im Frühjahr 2016 lud sie zum ersten Mal ein Bild von ihrem Outfit hoch. „Da habe ich gemerkt: Okay, den Leuten gefällt das“, sagt sie rückblickend. Bis sie sich eine so breite Followerschaft aufgebaut hatte, dauerte es allerdings.

2017 kamen die ersten werblichen Kooperationen - damals ging es noch nicht um Geld

Die ersten werblichen Kooperationen kamen 2017. „Damals haben mich Mädels angeschrieben, die selbst Armbänder herstellten“, erinnert sich Sabrina. „Die haben mich gefragt: Hey, kann ich dir eins zuschicken und du zeigst es dann?“ Solche sogenannten „Barter-Deals“ sind ein häufig genutztes Geschäftsmodell auf Instagram. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um ein Tauschgeschäft: Der Influencer bekommt ein Produkt kostenlos und zeigt es im Gegenzug in einem Bild oder in der Story.

Der Co-Star in Sabrinas Instagram-Feed: Hund Shorty ist darf öfter mal für die Kamera posieren.
Der Co-Star in Sabrinas Instagram-Feed: Hund Shorty ist darf öfter mal für die Kamera posieren. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Mit der wachsenden Reichweite klopften auch größere Unternehmen an. Seit Ende 2018 verdient Sabrina ihren Lebensunterhalt mit Instagram, bekommt Geld für Posts und Storys, in denen sie Produkte bewirbt. Vor allem mit Mode- und Interieurfirmen arbeitet sie zusammen. Aber auch alles, was mit Haustieren zu tun hat, gehört zu ihrem Repertoire - ihr Hund Shorty ist nämlich häufig Co-Model auf ihren Bildern.

Für Kooperationen wird Sabrina zum Teil direkt von den Marketing-Chefs verschiedener Unternehmen angeschrieben - Influencer-Marketing ist ein immer wichtigerer Vermarktungsweg, sodass viele Firmen gezielt nach Social-Media-Multiplikatoren für ihre Kampagnen suchen. Außerdem arbeitet sie mit der Influencer-Agentur „W! Influencer“ zusammen, die ihr zusätzlich Aufträge vermittelt.

Die Kooperationspartner geben vor, wie ihr Produkt in Szene gesetzt werden soll. Also: Wird es auf einem Bild gezeigt - und wenn ja, wie soll das Foto aussehen - oder in einem Video in der Instagram-Story präsentiert? Häufig gibt es für die Follower dann Rabattcodes, mit denen sie eine Ermäßigung auf das beworbene Produkt bekommen.

Mit Fotos so viel Geld verdienen, das hört sich erst einmal recht entspannt an. „Die wenigsten sehen, wie viel Arbeit dahintersteckt“, sagt Sabrina. Denn tatsächlich sei Instagram ein Vollzeitjob. Eine 40-Stunden-Woche und Instagram nebenbei? Das funktioniere nicht: „Man muss sich irgendwann für eine Sache entscheiden. Wenn man nicht 100 Prozent gibt, hat man mit Instagram keinen Erfolg.“ Zweieinhalb Stunden und 496 Fotos hat es zum Beispiel schon gebraucht, bis Sabrina das perfekte Bild für einen Post im Kasten hatte.

Kein Feierabend: Sabrina ist durchgängig damit beschäftigt, Nachrichten zu beantworten

Noch mehr Zeit nimmt allerdings die Interaktion mit ihrer Community in den Anspruch. „Ich bin im Grunde den ganzen Tag lang damit beschäftigt, Nachrichten und Kommentare zu beantworten. Da gibt es keinen Feierabend“, erzählt Sabrina. Denn sie habe den Anspruch, jede Frage auch am selben Tag zu beantworten. Und das kann dauern. Kürzlich erreichte Sabrina beispielsweise die Anfrage einer Followerin, die ihre gesamte Wohnzimmerwand genauso gestalten wollte wie sie. Zwei Stunden verbrachte die 39-Jährige daraufhin damit, die genauen Modelle von Mobiliar und Dekoartikeln herauszusuchen.

„Ich würde nicht mit ihr tauschen wollen“, sagt Ehemann Jörg, der oft in die Rolle des „Instagram-Husbands“ schlüpft, also Fotos von Sabrina macht, in ihre Planung mit eingebunden ist - und auch mal das Haus renoviert, um es fototauglicher zu machen. Denn Sabrina müsse eben jeden Tag liefern, für die Follower präsent sein. In der Tat: „Wenn ich mal krank bin und nichts von mir hören lasse, habe ich sofort zig Nachrichten, was denn da los ist und ob es mir gut geht“, erzählt die Influencerin.

Auch interessant

Entsprechend häufig wird sie inzwischen auch auf der Straße erkannt, vor allem in Essen und Umgebung - aber auch in Frankfurt sei sie schon angesprochen worden. „Das ist ganz verrückt“, erzählt sie. „Manchmal bekomme ich auch im Nachhinein Nachrichten von Mädels, die mich irgendwo gesehen und sich nicht getraut haben, mich anzusprechen. Da sage ich dann immer: Kommt ruhig und redet mit mir, ich bin ein ganz normaler Mensch.“

„Man muss als Familie zu hundert Prozent dahinter stehen“

Ebenfalls zur Wahrheit über Instagram als Vollzeitjob gehört die Tatsache, dass das Zusammenleben mit einer Influencerin nicht immer einfach ist: Partner und Kinder müssen damit leben, dass das Handy ein ständiger Begleiter im Alltag ist. „Man muss als Familie zu hundert Prozent dahinter stehen. Und das tun wir“, sagt Jörg Röder ganz klar.

Wenn es um die Familie geht, zieht Sabrina jedoch eine klare Grenze. „Für mich war immer klar, dass ich nicht den kompletten Alltag vermarkten will“, sagt Sabrina. Ihr sei bewusst, dass sie noch viel mehr verdienen könnte, wenn sie beispielsweise über ihren 14-jährigen Sohn sprechen würde: „Themen wie Kinder, Beziehung, Hochzeiten, das läuft alles wahnsinnig gut auf Instagram.“ Doch zu privat soll der Instagram-Auftritt nicht werden, Mann und Sohn sind nur ab und an mal mit auf Fotos zu sehen. Und: „Wenn Familienzeit ist, bleibt das Handy auch mal liegen.“

„Influencer“ - Was ist das eigentlich?

Als „Influencer“ bezeichnet man Personen, die in sozialen Medien stark präsent sind und daher als Multiplikatoren im Marketing fungieren können. Dabei kann es sich zum Beispiel um Instagram-, Facebook- oder YouTube-Bekanntheiten handeln.

Man unterscheidet zwischen Mikro- und Makro-Influencern. Mikro-Influencer haben eine Reichweite von 5000 bis 100.000 Followern und zeichnen sich durch eine starke Nähe zu ihren Abonnenten aus, die häufig durch Regionalität bedingt ist. Üblicherweise haben sie auch überdurchschnittlich aktive Follower.

Makro-Influencer haben mehr als 100.000 Follower und häufig eine landes- und kontinentübergreifende Reichweite. Ein wichtiges Merkmal ist die hohe Posting-Frequenz - meist mehrere Bilder pro Tag -, die das Gefühl von Aktualität vermitteln soll.

Negative Kommentare bekommt Sabrina kaum, wie sie sagt. „Es gibt immer Leute, die glauben, dass Instagram keine Arbeit ist und die mich fragen, ob es denn schon wieder eine neue Designertasche sein muss - aber das passiert wirklich sehr selten.“ Meist seien das Leute, die sich Fake-Profile angelegt hätten, nur um sich über andere zu beschweren. „Die blockiere ich dann.“

Mit der scheinbar perfekten Instagram-Welt geht die Essenerin gelassen um

Mit einem weiteren auf Instagram sehr präsenten Thema geht Sabrina ebenfalls gelassen um: Perfekte Körper, tadellos aufgeräumte Wohnungen und teure Urlaube, alles mit mehreren Apps geschönt - viele kritisieren, dass auf Instagram eine oberflächliche Scheinwelt kreiert werde. Davon lässt sich die Essenerin jedoch nicht unter Druck setzen: „Wenn man lange in der Branche arbeitet, weiß man: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“

Sie selbst bearbeite ihre Fotos nur mit einem selbsterstellten Filter, um beispielsweise die Farben auf ihren Bildern zarter zu machen und dem Feed ein einheitliches Aussehen zu geben: „Ich retuschiere da nichts an meinem Gesicht herum. Die Leute können ruhig sehen, dass ich ein paar Fältchen habe, da muss ich mich nicht mit blutjungen Mädels messen.“

Insgesamt ist es der 39-Jährigen wichtig, mit immer größer werdender Reichweite ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen. Häufig bekommt Sabrina Nachrichten von jungen Mädchen, die mit Instagram durchstarten und dafür die Schule abbrechen wollten. Davor warnt sie eindringlich: „Schließt eure Ausbildung ab, baut euch ein vernünftiges Leben auf. Im Moment läuft alles toll mit Instagram - das kann aber in einem Jahr schon wieder vorbei sein.“

Auch interessant