Essen/Mülheim. Nach den großen Trecker-Konvois setzten die Landwirte ihre Proteste am Wochenende mit Mahnfeuern fort. Es geht um ihre Existenz, sagen sie.

Der Buchholzhof in Essen-Schuir machte am Samstagabend schon von Weitem auf sich aufmerksam: Mehrere Traktoren standen mit grell blinkenden Lichtern nebeneinander aufgereiht auf dem Feld. Vier große Feuerschalen brannten auf dem Vorplatz und sprühten Funken in den dunklen Himmel. Etwa 50 Landwirte aus Essen und Mülheim versammelten sich rund um das Mahnfeuer und zündeten Fackeln an – als Zeichen gegen ihrer Ansicht nach überzogene Umweltauflagen der Bundesregierung. Dazu hatte die Initiative „Land schafft Verbindung“ aufgerufen.

Nach den Trecker-Konvois vor rund zwei Wochen wollten sie nun mit den bundesweiten Mahnfeuern erneut auf die Probleme in der Landwirtschaft aufmerksam machen. Sie fordern weiterhin von der Politik, einen kooperativen Ansatz mit der Landwirtschaft zu verfolgen.

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„Man soll nicht über uns reden, sondern mit uns reden“

„Wir wollen nicht nur, dass über uns geredet wird, sondern, dass mit uns geredet wird“, erklärt Christoph Ridder am Samstagabend, der mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb in Essen-Kray betreibt und mit seinem Sohn auch schon beim Trecker-Konvoi in Essen mitgefahren war. Landwirte müssten zunehmend um ihre Existenz bangen. Bei ihm hätten die geforderten Umweltauflagen beispielsweise zur Folge, dass Teile seiner Flächen außer Betrieb genommen werden müssten.

„Politiker wollen mir erzählen, was ich falsch mache“

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Von Peter Toussaint

Auch Hermann Terjung, Besitzer des gleichnamigen Hofes in Mülheim und Vorsitzender der Mülheimer Ortsbauernschaft, äußert ähnliche Sorgen: „Meine größte Angst ist es, dass ich irgendwann nicht mehr von meiner Arbeit leben kann.“ Er habe Landwirtschaft studiert und führe den landwirtschaftlichen Familien-betrieb seit 2008 bereits in siebter Generation weiter, für den er etwa 70 bis 80 Stunden wöchentlich arbeite: „Ich mache meine Arbeit seit Kindesbeinen aus Herzblut und dann kommen Politiker an, die kein Fachwissen haben und wollen mir erzählen, was ich falsch mache. Und darüber hinaus nehmen sie mir noch meine langfristige Existenz-Sicherheit. Da läuft doch irgendwas nicht richtig.“

„Finanzielle Existenz gerät in Gefahr“

Dieser Meinung ist auch Uwe Schlieper von der Straußenfarm in Essen-Schuir: „Wir müssen weiterhin vernünftig von unserer Arbeit leben können. Dazu brauchen wir Planungssicherheit, die uns aber seitens der Politik durch sich ständig ändernde Auflagen genommen wird.“ Der 57-Jährige verbildlicht seine Situation an folgendem Beispiel: „Wir planen einen Stall für die nächsten ein bis zwei Dekaden. Verändern sich währenddessen die Anforderungen, müssen wir den Stall im schlechtesten Fall wieder abreißen und neu bauen. Damit gerät unsere finanzielle Existenz in Gefahr.“

Glyphosat-Verzicht führt zu mehr CO2-Ausstoß

Landwirt Hermann Schuten-Baumer vom Baumerhof in Mülheim weist noch auf ein weiteres Problem hin: „Natürlich können wir auf Glyphosat verzichten. Aber dann müssten wir unsere Diesel-Trecker häufiger nutzen, was wiederum bedeutet, dass wir dann mehr CO2 ausstoßen.“ Die Bauern aus Essen und Mülheim betonen beim Mahnfeuer, sie seien offen für eine konstruktive Mitarbeit bei der Bewältigung der Herausforderungen im Klima-, Umwelt- und Naturschutz. „Aber dann müssen diese Herausforderungen in ihrer Gesamtheit final betrachtet werden“, fordert Christoph Ridder. Denn er erinnert zurecht an folgenden Punkt: „Welche Konsequenzen würden sich denn ergeben, wenn die Höfe auf dem Land verschwinden? Sollen wir dann wirklich alle Produkte mit dem Flieger importieren?“