Essen. Zehn Jahre Kulturhauptstadt und Ruhr Museum auf Zollverein: Jubiläum unter dem Motto „Zehn nach Zehn“ ist Anlass für ein großes Bürgerfest.
Im Ruhrgebiet ist es bald „Zehn nach Zehn“: Ein Jahrzehnt, nachdem auf der Zeche Zollverein die Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010 gefeiert wurde, steigt auf dem Welterbegelände wieder ein großes Bürgerfest.
Vom 10. bis 12. Januar wird das Jubiläum mit viel Programm gefeiert. Erwartet werden neben vielen Ruhrgebietsbesuchern, Ehrengästen und Protagonisten der Ruhr.2010 unter anderem auch „die Maus“ und Ex-Bundestagspräsident Horst Köhler, dessen 2010 bei Schnee und Sturm erprobter Hut nun als Dauerleihgabe in die Vitrinen es Ruhr Museums wandert.
Auch das Ruhr Museum feiert am 11. und 12. Januar seinen ersten runden Geburtstag. Die Gäste können bei freiem Eintritt nicht nur die Ausstellungen, sondern auch zahlreiche kostenlose Veranstaltungen besuchen. Auf das Publikum warten unter anderem Mitmachausstellungen, Theater, Film und Livemusik.
„Zehn nach Zehn“ versteht sich dabei nicht als reine Erinnerungsveranstaltung. Um Erfahrungen und Perspektiven, um Wandel und die Projekte der Zukunft geht es bereits beim Festakt am 10. Januar.
Unter dem Titel „Salon 2030“ haben Ralph Kindel und Melanie Kemner als Projektteam „Zehn nach Zehn“ außerdem eine Veranstaltungsreihe zusammengestellt, die sich vom 16. bis zum 25. Januar in der Zollverein-Halle 5 mit Zukunftsthemen und Nachhaltigkeitsfragen beschäftigen will. Für die musikalische Begleitung sorgen auch junge Ensembles aus dem Umkreis der Folkwang-Universität der Künste.
Aber auch die großen Kulturhauptstadtbilder kehren noch einmal zurück. Regisseur Wolfram Lenssen will sie als spektakuläre Mediamix-Projektion auf dem Zollverein-Gelände ins Heute katapultieren. „Alle Bilder sind noch da.“ Den Titel der Licht- und Klanginszenierung, mit der Lenssen das Zollverein-Gelände anlässlich des zehnjährigen Kulturhauptstadt-Jubiläums bespielt, kann man programmatisch lesen. Die Eröffnung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 als tief verschneites Wintermärchen, das unvergessliche Straßen-Spektakel namens Stillleben auf der gesperrten A 40 oder die Strahlkraft der schwebenden Schachtzeichen – die Bilder der Kulturhauptstadt 2010 sind bis heute so übergroß und wirkmächtig, dass man sie eigentlich nur stehen lassen kann. Man wolle deshalb nichts kopieren und das zehnjährige Kulturhauptstadtjubiläum „nicht als Retrotheater inszenieren, sondern als Zukunftsprojekt“, betont Theodor Grütter, Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein und Direktor des Ruhr Museums.
Das Ruhr Museum bekommt zum 10. Geburtstag Besuch von „der Maus“
Auch im Ruhr Museum wird am Samstag, 11. Januar, die große Jubiläumstorte angeschnitten. Pünktlich zum 10. Geburtstag wird in der umgebauten Kohlenwäsche der 2,5 Millionste Besucher erwartet. Eine Zahl, die belegt, dass Ruhrgebietsgeschichte Konjunktur hat.
Gleichwohl versteht sich „Zehn nach Zehn“ nicht als bloßes Erinnerungs-Ereignis, bei dem vom 10. bis 12. Januar noch einmal Partystimmung mit Musik, Theater und viel Tamtam aufkommen soll. Neben einer Jubiläumsausgabe der Talkrunde „#halbzwölf“, die am 12. Januar einen Blick hinter die Kulissen von Ruhr. 2010 verspricht oder einem großen Museumsfest für die ganze Familie am 11. und 12. Januar soll vor allem der „Salon 2030“ für die versprochenen Zukunftsperspektiven sorgen.
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Die Zollverein-Halle 5 wird zum „Salon 2030“
In Halle 5 gibt es vom 16. zum 25. Januar 2020 jeweils zwischen 17.30 und 21 Musik und aktuelle Debatten. „Ruhr. 2010 und die Folgen“ heißt es beispielsweise in einem Themen-Panel. Es wird um kulturelle Allianzen und die Zukunft der Industriekultur gehen. Das 2010 erdachte Kinder- und Jugendprogramm JeKits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) steht ebenso zur Debatte wie ein Ausblick auf die kommende Dekade.
Für Oberbürgermeister Thomas Kufen ist die Region aus dem Kulturhauptstadtjahr jedenfalls gestärkt hervorgegangen. „Mehr Strahlkraft, mehr Gemeinsamkeit und vor allem auch mehr Selbstbewusstsein“, erkennt Kufen. Und auch für Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR), hat das Kulturhauptstadtjahr nicht nur kulturell, sondern auch touristisch langfristige Wirkung erzielt. So seien die Übernachtungszahlen von 2010 bis 2018 von 6,5 auf 8,8 Millionen gestiegen, für sie der Beleg, „dass Kultur kein weicher, sondern ein harter Standortfaktor ist“. Dass das Land NRW und der RVR diese Wirkung bis heute verstetigten und jährlich 4,8 Millionen Euro für die Nachhaltigkeit der Ruhr.2010 zur Verfügung stellten, sei keine Selbstverständlichkeit, findet die Chefin des RVR, der 2020 ebenfalls ein Jubiläum zu feiern hat.
Der RVR feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt
Mit dem Festakt zum 100. Geburtstags schließt der RVR im Mai an die Jubiläumsfeierlichkeiten an. Danach folgt die erste Direktwahl des Regionalparlaments am 13. September. Erst im vierten Quartal soll es noch einmal Überlegungen geben, unter welchem Thema das Kulturhauptstadt-Jubiläumsjahr ausklingen kann. Möglich sei dabei auch eine stärkere kulturelle Einbeziehung der Stadtbezirke, so OB Kufen.
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Alle anderen Kulturanbieter des Ruhrgebiets, die nicht zu den so genannten Nachhaltigkeits-Akteuren gehören wie Urbane Künste Ruhr oder die Ruhrkunstmuseen, sind im Jubiläumsjahr nicht aktiv einbezogen. Das dürfte auch dem schmalen Budget geschuldet sein. Stadt und Land beteiligen sich mit jeweils 200.000 Euro, der RVR steuert weitere 100.000 Euro zu. Ob im Laufe des Jahres noch weitere Mittel dazukommen, ist derzeit noch nicht geklärt. Teure und eben auch risikoreiche Kulturhauptstadt-Unternehmen wie ein weiteres „Stillleben“ auf der A 40 wird es 2020 jedenfalls nicht geben. Aber all diese Bilder sind ja auch schon da.