Essen. . 250.000 Besucher kamen 2018 in Ruhr Museum. Im Bauhausjahr 2019 geht es auf Zollverein um den „Aufbruch in die Moderne“.
2018 war das Jahr des Abschieds. Das Ende des Steinkohlenbergbaus hat auch das Ruhr Museum intensiv beschäftigt. Mit den Zechenbildern von Josef Stoffels und natürlich mit der zentralen Schau „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ hat man dem Bergbau auf der Zeche Zollverein noch einmal die große Bühne bereitet. Die Resonanz war entsprechend groß. Trotz eines Sommers der Superlative, der musealen Großprojekten bundesweit zu schaffen gemacht hat, war 2018 „das erfolgreichste Jahr nach dem Kulturhauptstadtjahr“, freut sich der Direktor des Ruhr Museums, Theodor Grütter. Mehr als 250.000 Besucher sorgten für eine erfolgreiche Bilanz. Dank der kontinuierlich hohen Gästezahlen dürfte das Ruhr Museum zu seinem 10. Jubiläum 2020 bereits den zweieinhalb Millionsten Besucher auf dem Welterbe-Areal begrüßen.
Und dass man dort eben kein nostalgiebeseeltes „Haus der Kohle“ eingerichtet hat, sondern ein Regionalmuseum mit einem enorm großen Themenspektrum, das wird in den kommenden Jahren unter ganz unterschiedlichen Aspekten verdeutlicht – vom Fußball im Ruhrgebiet, der 2020 Thema sein wird, bis zur Beziehung von Joseph Beuys mit dem Ruhrgebiet, die in einer Galerieausstellung auf Zollverein beleuchtet wird.
Nach dem Abschied von der Kohle folgt in diesem Jahr deshalb gleich der „Aufbruch in die Moderne“. 100 Jahre Bauhaus, das wird schließlich nicht nur in Weimar, Dessau und Berlin gefeiert, sondern bundesweit an zahlreichen Orten. Das Welterbe Zollverein ist 2019 ein Ankerpunkt der 100 Orte der Route der Moderne. Schließlich zeigt die ab 1928 nach Plänen der Architekten Schupp und Kremmer errichtete Zeche nicht nur die Formensprache der Neuen Sachlichkeit. Die damals förderstärkste Zeche der Welt sei mit ihrem auf Maximierung der Förderleistung und Perfektionierung der technischen Abläufe ausgerichteten Konzept auch beispielhaft für das Credo „form follows function“ gewesen, sagt Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums.
Gefeiert wird der „Urknall Bauhaus“ in Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste auf dem Zollverein-Gelände, wo der westdeutsche Impuls in Kunst und Kultur von Künstlern, Musikern, Theatermachern und Fotografen in ganz unterschiedlichen Projekten aufgegriffen und auf seine Aktualität abgeklopft wird. Doch der Aufbruch im Westen fand nicht nur auf Zollverein statt: Auch die von Edel-Funktionalist Georg Metzendorf entworfene Margarethenhöhe rückt in den Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung, die ab April die beliebte Gartenstadt als innovative Künstlersiedlung präsentiert. Nicht nur die heute auf Zollverein beheimatete Keramische Werkstatt wird dort in den 1920ern begründet – es entstehen auch ein Werkhaus und ein riesiges Ateliergebäude. Künstler wie der Grafiker Hermann Kätelhön, dem das Museum Folkwang zuletzt eine Einzelschau widmete, der Bildhauer Will Lammert, der Maler Kurt Lewy, die Goldschmiedin Elisabeth Treskow und nicht zuletzt der Fotograf Albert Renger-Patzsch lebten und arbeiteten einige Jahre auf der Margarethenhöhe.
Ausstellung zu „Mensch und Tier im Ruhrgebiet“
Das noch wenig aufgearbeitete Kapitel der Essener Kunstgeschichte soll 2019 ebenso für Publikumsinteresse sorgen wie ein Thema, das im Land der Brieftauben-Väter und Kaninchenzüchter sein Publikum nicht verfehlen dürfte. Um „Mensch und Tier im Ruhrgebiet“ geht es ab Juli in einer Galerieausstellung. Und vielleicht begegnet man dort auch noch einem altvertrauten Vertreter der Kohle-Ära, dem Grubenpferd.
Die Ausstellungen im Überblick
Die Sonderausstellung „Aufbruch im Westen. Die Künstlersiedlung Margarethenhöhe“ ist vom 7. April bis 5. Januar 2020 im Ruhr Museum zu sehen.
Die Schau zu „Mensch und Tier im Ruhrgebiet“ wird vom 8. Juli bis 19. April 2020 gezeigt.
Und die Architektur Zollvereins soll selber zum Thema einer Dauerausstellung werden.