Essen. In vielen Kitas in Essen fehlen Erzieherinnen. Das verzögert den Ausbau der Kinderbetreuung. In Essen fehlen über 2000 Kita-Plätze.
In vielen der rund 180 Kindertagesstätten im Essener Stadtgebiet fehlen Erzieher und andere pädagogische Fachkräfte. Die Folge sind häufige Wechsel und Unruhe in den Gruppen. Außerdem droht der Personalmangel den stadtweiten Ausbau der Betreuungsangebote zu verzögern, der dringend nötig ist.
Allein der „Kita Zweckverband“ des Bistums Essen, der zwischen Karnap und Kettwig 66 Kindertagesstätten betreibt, meldet derzeit aktuell 28 nicht besetzte Stellen. „Darunter fallen Ergänzungskräfte, sozialpädagogische Fachkräfte als auch eine Einrichtungs-Leitung“, berichtet Tanja Fischer, Sprecherin des Zweckverbandes. Der Mangel an Fachkräften verschärft sich derzeit, weil die Zahl der Kindertagesstätten in Essen massiv wächst – wie mehrfach berichtet, fehlen derzeit mehr als 2000 Kita-Plätze in Essen. „Als Reaktion auf den herrschenden Mangel bietet der Zweckverband Notgruppen an, für die in den letzten Wochen verstärkt Fachkräfte gesucht worden sind“, heißt es aus dem Bistum.
Die Stadt spricht von einem „feststellbaren Mangel an Fachkräften“
Auch die Stadt Essen, deren Jugendamt 52 Kindertagesstätten im Stadtgebiet unterhält, spricht von einem „feststellbaren Mangel an Fachkräften.“ Das beträfe nicht nur Erzieher, sondern auch Kinderpflegerinnen. „Noch“, sagt Jugendamts-Sprecherin Stefanie Kutscher, „können bei der Stadt alle Stellen zeitnah wiederbesetzt werden.“
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Wie sich der Mangel an Erzieherinnen auf die Kinder auswirkt, beschreibt eine Mutter aus Huttrop, die namentlich nicht genannt werden möchte: „In unserer Gruppe war die Erzieherin für lange Zeit krankgeschrieben. Der Job wurde von Teilzeitkräften übernommen, die sich häufig abwechselten.“ Das waren definitiv „zu viele verschiedene Gesichter in kurzer Zeit“ für das Kleinkind – die Folge: Der Junge wurde ängstlich und verlor diese Angst auch zu Hause nicht. Im Gegenteil: „Mein Mann und ich müssen beide die ganze Zeit bei ihm bleiben, er sucht verstärkt Körperkontakt.“
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Viele Erzieherinnen und Kita-Leiterinnen gehen bald in den Ruhestand
Bernhard Munzel, Sprecher des Diakoniewerks der Evangelischen Kirche, das 21 Kindertagesstätten in Essen beschreibt, weist auf ein weiteres Problem beim Kita-Personal hin: „Der Mangel an Fachkräften bei der Kinderbetreuung ist überall ein großes Thema – das liegt auch daran, dass demnächst eine ganze Generation von erfahrenen Erzieherinnen, vor allem Kita-Leiterinnen, in den Ruhestand geht.“ Das Problem der fehlenden Erzieherinnen werde spätestens dann so bedeutend wie bereits jetzt der Mangel an Personal bei der Altenpflege.
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Dabei sind die Verantwortlichen längst miteinander gut vernetzt, um Lücken schnell zu schließen: Regelmäßig tagt eine Runde, die aus Vertretern der Kita-Träger besteht, beim Berufskolleg im Bildungspark in Altenessen. Dieses Berufskolleg bildet Erzieher und Kinderpflege-Personal aus. Bereits im Berufs-Anerkennungs-Jahr, berichtet die Stadt Essen, versuchten die Einrichtungen, Nachwuchs früh und gezielt an die Kitas zu binden.
900 neue Kita-Plätze bis Sommer 2020
Unterdessen arbeitet die Stadt Essen intensiv daran, den gravierenden Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder – letzten Sommer fehlten rund 2900 Plätze – zu beheben: Bis Sommer 2020 würden 900 Plätze entstehen, weitere 52 Kitas seien bis 2026 geplant. Der so genannte „Kita-Gipfel“, von Oberbürgermeister Thomas Kufen einberufen, tage regelmäßig – und an vielen Stellschrauben soll gedreht werden, um schneller neue Einrichtungen an den Start zu bekommen.
Wie viele Plätze fehlen in Essen?
Zu Beginn des laufenden Kita-Jahres im August 2019 war ermittelt worden, dass rund 2900 Plätze in Essen fehlen. Diese Zahl legt zugrunde, dass es einen Betreuungsbedarf von 40 Prozent der Kinder zwischen einem und drei Jahren sowie 100 Prozent der Kinder von drei bis sechs Jahren gibt.
Inzwischen sind seit dem Sommer 2009 in vielen Stadtteilen neue Kitas eröffnet worden. Außerdem hat die Stadt bekannt gegeben, dass rund 2300 Eltern ihren Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geltend gemacht haben. Dies ist noch keine Klage durch einen Rechtsanwalt, sondern eine Art Vorstufe. Bei der Stadt geht man davon aus, dass diese Summe relativ realistisch den derzeitigen, akuten Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen abbildet.
Das gilt auch für Tagesväter und -mütter, die Wohnungen anmieten, um dort Kinder zu betreuen. „Das Verfahren für Nutzungsänderungen bei der Anmietung wurde beschleunigt“, teilt die Stadt mit. Es liege auf der Hand, dass der akute Personalmangel bei den Erzieherinnen den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen behindert: „Es kann nicht ausgeschlossen, dass wegen des Mangels an Fachkräften nicht alle Gruppen einer neuen Kita gleichzeitig in Betrieb genommen werden können oder es durch interne Umbesetzungen zu Personalmangel in anderen Einrichtungen kommt.“