Essen. Vernarrt in Coca Cola: Galerist Frank Schlag sammelt die schlanken Pullen seit 37 Jahren. Schau zeigt 400 Flaschen und Kunstwerke aus aller Welt.

Vom Wundermittel gegen Kopfschmerzen zum kulturellen Weltphänomen: Dass Coca-Cola längst mehr ist als nur ein Erfrischungsgetränk, sondern ein in Flaschen abgefüllter Mythos, weiß man auch in Deutschland, wo die Coke seit 90 Jahren zu Hause ist. Die „Essener Vertriebsgesellschaft für Naturgetränke“ füllte 1929 in Deutschland die erste Coca-Cola-Flasche ab. Die spätere Niederlassung an der Max-Keith-Straße gibt es heute nicht mehr. Doch in der Galerie Schlag kommt die braune Brause im Geburtstagsjahr nun künstlerisch ganz groß zur Geltung. Die Ausstellung „The Coke Side of Art“ präsentiert Arbeiten von namhaften Künstlern wie Charles Wilp oder Felix Droese, die sich der „Message in a Bottle“ auf ganz unterschiedliche Weise angenommen haben.

Die Coke als Kunstwerke: Eine Arbeit von Willi Weiner in der Ausstellung „The Coke Side of Art
Die Coke als Kunstwerke: Eine Arbeit von Willi Weiner in der Ausstellung „The Coke Side of Art " in der Galerie Frank Schlag. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Spätestens mit Andy Warhol ist die Coca-Cola in die Kunstwelt eingezogen. Die Schau wolle aber vor allem Werke zeigen, die man nicht unbedingt aus der Vergangenheit kennt, sagt Galerist Frank Schlag. Schlag ist ein leidenschaftlicher Sammler der schwarzen Limo, die in nahezu 200 Ländern der Welt abgefüllt wird. Seit über 35 Jahren verlässt er deshalb kein fremdes Ziel ohne eine Coke-Pulle im Gepäck. Und auch Freunde werden regelmäßig beauftragt, ein koffeinhaltiges Andenken mitzubringen. So säumen nun 400 Flaschen aus über 100 Ländern von Äthiopien bis Aserbaidschan, von Kuba bis Kuwait, von Mali bis Marokko die Galerie-Wände.

30 Künstler und der Geist aus der Flasche

Und so unterschiedlich die taillierten Ikonen des Industriedesigns in der Füllmenge, in der Gestaltung des markanten Schriftzugs und in der Glasfarbe variieren, so facettenreich ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Kultgetränk aus Atlanta. Ralf Raßloff vervielfältigt die schlanke Pulle als Fotogramm, Plakatkünstler Klaus Staeck lässt sie in den 1970ern auf dem Mond landen, und der Oberhausener Gereon Krebber hat sein Cola-Becken von 2008 wie ein Weihwasserbehältnis an die Wand gebracht. Knapp 70 Arbeiten von über 30 Künstlern aus der ganzen Welt hat Frank Schlag für seine Themenschau versammelt, von Hendrik Lietmanns Foto-Serie „Thai Cola“ bis zum blechernen „Trash Man“ von HA Schult, von Eberhard Ross’ filigraner Schriftmalerei bis zu Fred Stonehouse’ trashigem Flaschenteufelchen.

Kunst mit Knautschzone: Der „Trash Man“ von HA Schult als Recycling-Werk.
Kunst mit Knautschzone: Der „Trash Man“ von HA Schult als Recycling-Werk. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die bekannte Ruhrgebiets-Fotografin Brigitte Kraemer ist mit Bildern von der Bochumer Bude ebenso dabei wie Michael Soi, dessen „Coke Zero“-Gemälde so poppig bunt wie kritisch-politisch daherkommt und die Haltung westlicher „Sugar-Daddy“ kritisiert. Sabine Christmann hat ein „Familientreffen mit Flasche und Dose“ auf der Leinwand arrangiert, während der Niederländer Toon Teeken in „28 Porträts einer Cola-Flasche“ die Pulle mit Persönlichkeit sucht. Selbst der Krieger der legendären Terrakottaarmee trägt bei Ren Zhenyu eine rote Dose in der Hand, während die anmutige Frida Cola das amerikanische Nationalgetränk vor Julia Beliaevas Kamera mit dem Strohhalm schlürft.

Grußworte kamen sogar aus Atlanta

Lesung und Buchvorstellung

Die Ausstellung „The Coke Side of Art“ ist bis zum 27. November in der Galerie Schlag, Teichstr. 9, zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis Fr 10-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr.

Die Vorstellung des Buches „The Coke Side of Art“ (300 S., Hardcover) wird am Freitag, 15. November, 19-21 Uhr, stattfinden. An diesem Abend gibt es auch eine Lesung mit Beate Scherzer, Chefin der Buchhandlung Proust. Sie liest aus dem Roman „Always Coca-Cola“ von Alexandra Chreiteh.

Und sogar in Atlanta, der Heimat der Coke, hat man von der ungewöhnlichen Essener Zuckerwasser-Schau Wind bekommen und ein Grußwort zur Ausstellung geschickt. Cola-Archivarin Justine Fletcher liefert außerdem Texte für den dicken Ausstellungskatalog, der in Arbeit ist. Auf 300 Seiten wird dieses süffige Lifestyle-Produkt zwischen Konsum, Kunst und Kult noch einmal dargestellt. Und probieren kann man eine Cola an der Teichstraße übrigens auch.