Seit 1982 ist sie sehr erfolgreich als freie Fotografin tätig, ihre Bild-Reportagen erschienen in den großen Magazinen, sie gestaltete Ausstellungen, veröffentlichte Bild-Bände, gewann viele Preise. Erstmalig ist nun eine Retrospektive der in Wanne-Eickel lebenden Foto-Künstlerin Brigitte Kraemer zu sehen, in der Panoramagalerie und im Kabinett im Schloss Oberhausen. „Das heißt aber nicht, dass meine Arbeit abgeschlossen ist, ich mache weiter“, sagte Brigitte Kraemer bei der Pressekonferenz zu ihrer Ausstellung.
„Mann und Auto, Die Bude, Im guten Glauben – Reportagen und Fotografien von 1985 bis heute“, ist ihr Titel. 121 Fotos geben an den Wänden einen kleinen Einblick in ein großes Werk. „Wollten wir alles zeigen, brauchten wir fünf Schlösser“, sagte Christine Vogt, die Direktorin der Ludwig-Galerie. In Vitrinen wird außerdem gezeigt, wie die Originale – alle von der Künstlerin selbst bearbeitet – in gedruckter Form wirken.
Brigitte Kraemer bevorzugt die analoge Fotografie. „Sammeln, entwickeln, irgendwann die Auswahl treffen – die Dunkelkammer-Arbeit macht mir Spaß.“ Ganz wichtig ist ihr, dass sie nie etwas inszeniert. „Ich bin lieber dabei, habe Zeit, versuche, die Kompositionen aus dem Zufall heraus zu finden.“
Das Ergebnis ist verblüffend: Niemand posiert. Menschen auf Kraemers Bildern scheinen alle vergessen zu haben, dass jemand mit einer Kamera in der Nähe ist, präsentieren sich, als seien sie völlig unbeobachtet. Das gilt für die „Schnüffler“ der Berlin-Kreuzberger Szene, die Kraemer in der 80er Jahren fotografierte, ebenso wie für die Diakonissinnen im Wittener Mutterhaus, die Männer aus der Foto-Serie „Swingerclub“ oder die aus dem Bildband „Mann und Auto“, der den Fotopreis 2008 des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erhielt.
Regionaler Bezug
Camper im Ruhrgebiet, herrliche Bilder aus der Serie „Am Kanal“ oder „Die Bude“ – typische Kraemer-Themen haben sehr gern Regional-Bezug. Schrecklich und zugleich faszinierend-schön sind Fotos aus ihrer Friedensdorf-Reportage für den Stern, Titel: „Auf ein neues Leben“. Fotos, die den Betrachter mit der ungeschminkten Wahrheit konfrontieren, mit scheußlichen Kriegsverletzungen der Kinder. Doch gleichzeitig kommt deren Lebenswille zum Ausdruck. Wie schafft sie das? Diese Frage stellt sich einmal mehr beim Betrachten der Fotos aus den Frauenhaus-Serien. Einzigartig sind auch Kraemers Beobachtungen zum Thema Migration.