Essen. Volle Kirche in Essen-Haarzopf: Hunderte Bürger setzen sich bei der Diskussion entschlossen für Grünflächen und gegen die Wohnbebauung ein.

Einen Sonntagnachmittag könnte man anders genießen, als sich in einem proppevollen Kirchenraum zu drängeln. Etwa bei einem Spaziergang durch die herbstliche Natur. Doch mehrere hundert Bürger zogen die Enge vor, eben weil sie um einen Spaziergang durch das rar gewordene Grün in der Großstadt Essen fürchten. Sie kamen in Scharen in die katholische Christus-König-Kirche in Haarzopf, wo die heimische Bürgerinitiative „Finger weg von Freiluftflächen“, unterstützt von der Initiative zur Rettung der Grünflächen in Schönebeck, zur Diskussion eingeladen hatte.

Mehrfamilienhäuser im Essener Grüngebiet wirken wir Mauer

Auch aus Schönebeck waren zahlreiche Bürger nach Haarzopf gekommen.
Auch aus Schönebeck waren zahlreiche Bürger nach Haarzopf gekommen. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

„Ich möchte etwas gegen die Lethargie tun, damit ein Prozess zwischen Politikern und Bürgern in Gang kommt“, zeigt sich Margita Dienemann entschlossen, bevor sie sich einen Platz in der Kirche sucht. „Unsere Frischluft kommt aus dem Tal. Man sollte genau überlegen, bevor man da eine Mauer hinstellt“, sagt die 72-Jährige. Das befürchtet sie nämlich, wenn auf den Freiflächen zum Beispiel an der Reinecke-Fuchs-Straße Mehrfamilienhäuser errichtet würden.

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190 Wohneinheiten im Haarzopfer Landschaftsschutzgebiet können sich auch Heike und Harald Wollenberg nicht vorstellen. „Dort wurde alles für den Naturschutz getan, zum Beispiel ein Krötenbiotop angelegt“, schüttelt die 50-Jährige den Kopf. „Und dort weht immer Wind, auch wenn es woanders fast windstill ist. Das ist eine wichtige Windschneise für unsere Stadt.“ Dass sie selbst ins Grüne gezogen sind, um sich nun aber gegen eine weitere Bebauung zu wehren, bestreiten sie energisch. „Da waren früher nur Schrebergärten, die zu Bauland wurden“, verweist Harald Wollenberg (58) auf ihr Wohngebiet. „Es gibt genug Alternativen, wo man effektiv bauen kann, etwa auf Industriebrachen.“

Ein Stadtteil wie Haarzopf könnte weiteren Zuzug kaum „verpacken“

Seit zwei Jahren wohnen Anneliese und Klaus Hans in Überruhr in einer kleinen Siedlung. Wenn in ihrer Nachbarschaft ein Feld erschlossen würde, befürchten sie nahezu einen Verkehrskollaps vor ihrer Haustür. „Da sind alles nur schmale Straße und keine Bürgersteige“, sagen die beiden Senioren.

Demonstration am kommenden Sonntag in Haarzopf

Zu einer Demonstration rufen die Essener Bürgerinitiativen, die sich für den Erhalt von Landschaftsschutzgebieten und Grünflächen einsetzen, am Sonntag, 3. November, in Essen-Haarzopf auf.

Sie beginnt um 15 Uhr im Bürgerpark Haarzopf, Auf’m Bögel.
Weitere wichtige Termine im kommenden Monat sind die öffentlichen Sitzungen der entscheidenden Gremien. Am Donnerstag, 7. November, 15 Uhr, tagt der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung. Und am Mittwoch, 27. November, folgt die Ratssitzung, beide im Rathaus.

Das glaubt auch Carsten Herwig, wenn das Haarzopfer Landschaftsschutzgebiet bebaut würde, „wo ich immer mit meinem Hund spazieren gehe“. Er glaubt, dass ein Stadtteil wie Haarzopf einen weiteren starken Zuzug „nicht verpacken“ könnte. Durch die Neue Mitte an der Fulerumer Straße seien schon jetzt viele Menschen hinzugekommen, und „die Schule ist schon zu klein“. Sein Fazit zu weiteren Bauplänen: „Dann ist es auch mal gut.“

Das kann Theo Plajer unterstreichen. Er ist aus Bedingrade gekommen, um seine gerade gegründete Initiative gegen die Bebauung des Klostergartens am Franziskushaus Laarmannstraße bekannt zu machen. Diese Fläche ist in der umstrittenen Flächenliste gar nicht enthalten. Doch das ändert nichts an der Entschlossenheit, die Baupläne zu verhindern.

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