Essen. Gucci-Taschen, Schmuck, Mercedes – aber Sozialhilfe kassieren: Eine Deutsch-Libanesin (33) steht im Verdacht, lange das Amt abgezockt zu haben.
Mit einem SEK-Einsatz hat die Essener Polizei am Freitagmorgen an der Gladbecker Straße in Altenessen die Wohnung einer Frau (33) durchsucht. Der Verdacht: Die Deutsch-Libanesin bezieht seit Jahren zu Unrecht Sozialhilfe oder Hartz IV.
Die Maßnahme wurde gesteuert durch die so genannte „Besondere Aufbauorganisation Clans“ (BAO Clans) der Polizei. Die Polizisten fanden hochwertigen Schmuck, Luxus-Handtaschen, zwei Macheten, einen Schlagring – und in der Allbau-Tiefgarage in der Rottstraße, mitten in der Essener City – einen Mercedes CL 500, der der Frau faktisch gehört. Auffällig an diesem Luxus-Wagen ist seine kupferfarbene Sonderlackierung. Es besteht weiter der Verdacht: Die Frau gehört zu einem kriminellen, arabischen Clan, der sein Geld mit illegalen Geschäften verdient.
Frau beschimpfte Polizisten bei Verkehrsdelikt: „Ihr seid Hunde in Uniform“
Die erwischte Frau ist für die Polizei keine Unbekannte. Anfang Juni gerieten zwei junge Polizisten mit der 33-Jährigen aneinander – wegen eines an sich harmlosen Vergehens, das durch ihr vulgäres und freches Auftreten allerdings eskalierte.
Die Polizisten waren gerufen worden, weil ein am Friedhof am Hallo abgestellter schwarzer BMW andere Autofahrer behinderte. Der Friedhof beherbergt das größte muslimische Gräberfeld dieser Stadt. „Eigentlich eine Lappalie, sie hätte das Auto nur wegfahren brauchen“, erinnern sich die beiden Polizisten.
Doch als sie am Einsatzort eintrafen, schlug ihnen blanker Hass entgegen. Auf einem Handy-Video, das die Polizei besitzt, ist die verstörende Szene festgehalten. Die Frau mit dem schwarzen Tuch, der Gucci-Handtasche und einem teuren Gold-Armband rastete aus, sie schrie und gestikulierte und schimpfte. „Ihr seid Hunde in Uniform“, geiferte sie. Und: „Ihr habt mein Leben gef***t, mach fertig und hau ab.“ Eine Beamtenbeleidigung, für die sie angezeigt wurde.
14-jähriges Mädchen zeigte Kommissaren beim Wegfahren gestreckten Mittelfinger
Essen ist eine Hochburg der Clan-Kriminalität
Essen und das Ruhrgebiet zählen neben Berlin und Bremen zu den Hochburgen der Clan-Kriminalität in Deutschland. Das erste Clan-Lagebild des Landeskriminalamtes weist zwischen März 2016 und Oktober 2018 insgesamt 14.225 Straftaten aus, die auf das Konto von 104 libanesisch-arabischen Großfamilien gehen. Ganz vorne in der Statistik rangieren Rohheits- und Gewaltdelikte.
Die meisten Straftaten - allein 2439 der 14.225 - werden vom Polizeipräsidium Essen bearbeitet, mehr als doppelt so viele wie Gelsenkirchen (1096) und Recklinghausen (1091). Auch bei der Zahl der Tatverdächtigen nimmt Essen (1137) eine Spitzenstellung ein vor Recklinghausen (608) und Gelsenkirchen (529).
Die Frau sei der Polizei schon vor diesem Verkehrsdelikt häufiger unangenehm aufgefallen, sie habe anscheinend gute Verbindungen zu einer Essener Clan-Größe, heißt es. Die jungen Kommissare ließen sich nicht beirren und setzten auch in diesem Fall auf Null-Toleranz-Strategie. Als der Polizist die Diensthandschuhe anzog und der Frau Entschlossenheit signalisierte, lenkte sie endlich ein. Als sie mit dem Wagen davonfuhr, zeigte das 14 Jahre alte, ebenfalls aggressive Mädchen auf der Rückbank den Polizisten den gestreckten Mittelfinger.
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Der Anblick der Luxus-Handtasche und des kostbaren Geschmeides ließ die ermittelnden Kommissare hellhörig werden. Der Verdacht des „Sozialleistungsbetruges“ kam auf. So kam es zum Durchsuchungsbeschluss, der am Freitagmorgen ausgeführt wurde.
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Womit die Frau und der Clan, dem sie offenbar angehört, ihr Geld verdienen, wird jetzt ermittelt. „Der Fall ist längst noch nicht abgeschlossen“, sagt Thomas Weise, Sprecher der „Besondere Aufbauorganisation Clans“.