Essen. An der Online-Umfrage zum Image der Stadt Essen und zu Vorzügen und Problemen der Innenstadt beteiligten sich 4722 Bürger - viele waren kritisch.
In einer Online-Umfrage auf der Website der Stadt haben die Bürgerinnen und Bürger der Essener Innenstadt ein eher schlechtes Zeugnis ausgestellt. Auch beim Image gibt manches Ergebnis Anlass zu kritischem Hinterfragen der Stadtpolitik. Vom 17. Juli bis 23. August haben insgesamt 4722 Teilnehmer die Gelegenheit genutzt, Meinungen und Einschätzungen zum Image der Stadt Essen und zu Vorzügen und Problemen der Innenstadt abzugeben.
Auf den Begriff Industriekultur in Bezug auf Essen können sich die meisten einigen
Mehr als dreiviertel der Befragten verbinden Essen mit dem Begriff Industriekultur, der zwar häufig mit Zukunftsbezügen aufgeladen wird, letztlich aber doch in die Vergangenheit weist. Die Bezeichnung Metropole im Ruhrgebiet, die „Vielfalt unterschiedlicher Kulturen“ und den emotional geprägten Begriff Heimat assoziieren dann nur noch 60 Prozent der Bürger mit Essen. Nur noch knappe Mehrheiten finden noch Zuschreibungen wie Wirtschaftsstandort, Messestadt, Medizinstandort und vielfältiges Kulturangebot, obwohl Essen dies alles ja tatsächlich ist.
Mit stärker zukunftsbezogenen Attributen wie Gründerstadt, Kinderfreundlichkeit und Europa mag weniger als die Hälfte der Befragten die Stadt identifizieren. Auch die Bezeichnungen Touristenziel oder Wissenschaftsstadt verbindet nur eine Minderheit mit Essen. Immerhin 54 Prozent nehmen Essen aber als „grün“ wahr - hier scheint die Grüne Hauptstadt 2017 mit ihren Marketing-Aktionen und konkreten Projekten einiges bewirkt zu haben. Weltoffenheit und Toleranz attestieren hingegen nur gut 40 Prozent der Teilnehmer der Stadt Essen.
Zum Thema Innenstadt sind die Bewertungen teils desaströs
Beim Thema Innenstadt zeigt sich erneut die große Skepsis der Essener, teilweise sind die Bewertungen desaströs. Mehr als 60 Prozent der Befragten bewerten die Sauberkeit als mangelhaft, 55 Prozent stellen der Sicherheit sowie 49 Prozent der Attraktivität ein eher schlechtes Zeugnis aus. Umgekehrt zeigt sich wie wichtig gerade diese Aspekte für die Umfrageteilnehmer sind. Befragt, was sie an einer Innenstadt besonders wichtig finden, nennen jeweils mehr als 85 Prozent Sicherheit und Sauberkeit. Darüber hinaus erachten über 80 Prozent der Teilnehmer Grünflächen, Parks und gemütliche Plätze als entscheidende Aspekte.
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Sitzmöglichkeiten, ein vielfältiges Angebot an Geschäften sowie Straßencafés, Gaststätten und Restaurants messen ebenfalls mehr als 75 Prozent der Befragten eine hohe Priorität bei. Aber auch öffentliche Toiletten wünschen sich über 70 Prozent. Eine Mehrheit sagt zudem, für sie sei wichtig, dass eine Innenstadt Wasser, etwa in Form von Brunnen, Spielplätze und gute Parkmöglichkeiten aufweist. Belebung am Abend und in der Nacht wird - wenig überraschend - ebenfalls sehr geschätzt. Beim Thema Ladenöffnungszeiten ergibt sich ein geteiltes Bild - nur rund 50 Prozent ist dies besonders wichtig.
Fast 60 Prozent sind der Meinung, dass es nette Plätze in Essen schlicht nicht gibt
Soweit der Wunschzettel, der von der Essener Innenstadt nicht nur bei den Themen Sicherheit und Sauberkeit nur sehr bedingt eingelöst wird. Für 70 Prozent der Befragten sind Feste und Events in der Innenstadt wichtig, als positiv empfinden aber nur 40 Prozent das bestehende Angebot. Fast zwei Drittel empfinden das Angebot an öffentlichen Toiletten als unzureichend, es gebe zudem abends zu wenig Leben, und fast 60 Prozent sind der Meinung, dass gemütliche Plätze in der Essener City schlicht nicht existieren. Der verschiedentlich beklagte Mangel an Emotionalität wird hier noch einmal deutlich.
Etwas bessere Zensuren erhält die Gastronomie, immerhin bewertet die Hälfte der Teilnehmer das Angebot als gut oder eher gut - hier hat die Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte offenbar Positives bewirkt. Tendenziell negativer bewerten die Essener die Vielfalt an Geschäften sowie die Parkmöglichkeiten. Straßenmusiker und Straßenkünstler vermissen in der City nur wenige.
An der Umfrage beteiligten sich alle Altersgruppen
Von den 4722 Teilnehmern an der Umfrage leben vier von fünf eigenen Angaben zufolge in Essen. Sieben Prozent gaben an, ihren Wohnort nicht in der Stadt zu haben. Bei den verbleibenden zwölf Prozent ist der Wohnort unbekannt. Während 39 Prozent der Teilnehmer zwischen 25 und 44 Jahren alt sind, entfallen auf die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen 33 Prozent. Darüber hinaus nahmen mit sieben Prozent auch Personen unter 25 Jahren teil und acht Prozent sind 65 Jahre oder älter. 13 Prozent machten keine Angabe.
Neues Online-Format: „Essen ist gefragt“
„Essen ist gefragt“ heißt ein neues Format der Stadtverwaltung, das auf Online-Umfragen auf der städtischen Webseite basiert. Dabei gehe es nicht um die Erstellung eines repräsentativen Meinungsbildes, sondern vielmehr um die Erfassung von Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger, die sich zu einem bestimmten Thema äußern wollen.
„Die so gewonnenen Informationen, Anregungen und Wünsche werden in aktuelle Planungen und Entwicklungsprozesse der Verwaltung einbezogen“, beteuert die Stadt. Die Ergebnisse der Online-Umfrage lieferten wichtige Impulse für zukünftige Maßnahmen zur weiteren Optimierung des Stadtbilds und des Images der Stadt Essen.