Essen. Gastronomen entdecken immer häufiger die Essener Innenstadt. Neu sind zwei Geschäfte in Toplage, die asiatische Teekreationen anbieten.
Pommes statt Blazer, Steaks statt Sessel: Gastronomen springen immer häufiger in die Lücken, die der Einzelhandel in der Innenstadt hinterlässt. Aktuell sind zwei asiatische Teeläden auf der Limbecker und der Kettwiger geplant bzw. haben gerade eröffnet. Sie folgen dem Konzept der bereits angesagten Coffee-To-Go-Shops.
Beide Gastronomien hat der Essener Makler, die Eugen Lehmkühler GmbH, vermittelt. Deren Geschäftsführer Gunnar Marx begrüßt diese Entwicklung, die der mit Frequenzrückgängen kämpfenden Innenstadt neue Impulse liefern könnte: „Die Menschen kommen nicht mehr in die Innenstädte, weil sie ihren Bedarf decken wollen. Das machen sie im Internet. Einkaufen ist heute Freizeiterlebnis. Deswegen ist ein breites gastronomisches Angebot sehr wichtig. Und da hat die Essener Innenstadt noch Potenzial“, sagt er. Die beiden asiatischen Teekonzepte sieht er als weitere Ergänzung, vor allem um junges Publikum in die Innenstadt zu ziehen. An anderen Standorten würden sich Schlangen vor diesen Läden bilden.
Neu auf der Kettwiger Straße 29 ist der Teeshop BoboQ. Die Berliner Franchise-Kette hat sich nach einem vermeintlichen Skandal um Bubble-Tees vor einigen Jahren erholt, expandiert gerade wieder und kommt zurück nach Essen. Eröffnung im ehemaligen Vorwerk-Geschäft war am Donnerstag dieser Woche. Noch im Laufe dieses Jahres dürfte dann in der Limbecker Straße 52 ein weiterer asiatischer Teeladen eines anderen Anbieters hinzukommen. Dessen Name ist noch nicht bekannt. Nur soviel verrät Makler Gunnar Marx: Er will auf Basis von grünem oder schwarzem Tee das Getränk mit Milch und/oder Fruchtsirup versetzen und ähnlich wie einen Milchshake zubereiten. In dem Laden ist derzeit noch ein orientalisches Haushaltswarengeschäft untergebracht.
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Mieten in der Essener Innenstadt sinken
Der Trend, dass Gastronomie die Essener Innenstadt entdeckt, hält seit einigen Jahren an. Beispiele für einen Wechsel von Einzelhandel hin zu Gastronomie sind u.a. das Steakhaus Block House, das Frittenwerk oder der Back- und Coffee-Shop auf der Limbecker Straße. Weitere Neuansiedlungen waren die L’Osteria, Ma, Hans im Glück am Kennedyplatz und das Steakhaus Ash. Dagegen hat das Steakhaus Maredo in der Kapuzinergasse vor wenigen Wochen zwar geschlossen. Die Essener Wirtschaftsförderung ist aber optimistisch, dafür schnell wieder einen Gastronomen zu interessieren.
Der Grund für die Entwicklung ist einfach: Die Leerstände, die der Einzelhandel hinterlassen hat, haben die Mietpreise in der Innenstadt gedrückt. Und das wiederum machte es erst möglich, dass auch Gastronomie diese Lücken füllen kann. Auf der anderen Seite sind die Mieten in den Lokalen aber immer noch so hoch, dass sich nur große Gastroketten in der City halten können, sagt Marx. Selbstständige Gastronomen könnten das gar nicht so professionell betreiben, um überleben zu können.
„Es ist kein Geheimnis, dass die Essener Innenstadt seit Eröffnung des Einkaufszentrums Limbecker Platz insgesamt über zu viel Verkaufsfläche verfügt. Die Folge ist, dass alle großen Anbieter von Verkaufsflächen, also die Rathaus-Galerie, der Limbecker Platz und die Eigentümer der Handelsflächen der Fußgängerzone Leerstände zu verzeichnen haben. Alle drei Vermietergruppen kämpfen deshalb im Rahmen der Neuvermietung ihrer Flächen um die gleichen Mieter“, weiß Marx.
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Textileinzelhandel auf dem Rückzug
Doch Geschäfte an Einzelhändler zu vermieten, ist generell schwieriger geworden. Vor allem im Textileinzelhandel, der vom Online-Handel besonders betroffen ist, ist die Nachfrage nach Flächen deutlich zurückgegangen. Er ist auf dem Rückzug. Lehmkühler hat laut Marx früher jede zweite Vermietung im Textilbereich gehabt. Heute seien es gerade noch 20 Prozent. Dagegen gebe es heute noch Nachfrage von Augenoptikern, Lebensmittelhändlern, Hörgeräteakustikern, Drogeriemärkten und Discountern.
Die Folge ist, dass Besucher das Gefühl haben, dass es mit der Qualität der Läden in der Innenstadt bergab geht. Hinzu kommt, dass das Publikum in Essen sehr „preissensibel“ ist. „Der hochwertige Kunde kauft in der Essener Innenstadt nicht mehr ein“, stellt auch Marx fest. Dennoch gelte es, einer solche Abwärtsspirale - Billigläden ziehen wenig kaufkräftiges Publikum an und das zieht weitere Billigläden an – entgegenzuwirken. „Eine solche Spirale sehe ich nicht. Es gibt noch genügend Nachfrage für die Einzelhandelsflächen“, so Marx. Für die Kettwiger Straße habe er aktuell einen „guten Textiler“ in Aussicht.
Größere Leerstände in der Essener City gibt es aktuell hier: