Nordviertel. Nur wenige Menschen können die Spuren ihrer Ahnen so klar verfolgen wie Heinz-Hermann Elting. Sein Ur-Opa war Namensgeber des Eltingviertels.
Das Eltingviertel hat dank seiner Renovierung bundesweit einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Einer, der diese Entwicklung meist aus der Ferne aufmerksam verfolgt hat, ist Heinz-Hermann Elting. Bis vor ein paar Tagen. Da weilte der 79-Jährige mit seiner französisch-stämmigen Frau Amelle zu einem Familientreffen in Essen und schaute sich an, was aus dem Viertel geworden ist, das sein Ur-Großvater Hermann Elting (1838-1898) gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet hatte. Eine knapp 50 Zentimeter große Büste des Ur-Opas will Heinz-Hermann Elting zur Verfügung stellen, um sie im Viertel aufzustellen.
Heinz-Hermann Elting ging in Kray und Bredeney zur Schule
„Es ist sehr erfreulich zu sehen, wie sich das Viertel entwickelt hat“, sagt Heinz-Hermann Elting de Labarre. Zuletzt sei er vor zwölf Jahren in Essen gewesen. Erinnerungen an seine frühe Kindheit wurden wieder geweckt. Zur St. Barbara-Schule in Kray sei er gegangen, später auf die Goethe-Schule in Bredeney. Das Abitur machte er aber in Hamburg. Später verschlug es ihn nach Luxemburg, wo er als Hauptverwaltungsrat lange beim Europäischen Parlament, sozusagen dem öffentlichen Dienst Europas, arbeitete und heute seinen Ruhestand genießt.
Frühere EU-Bibliothekarin schickte Zeitungsartikel
Auch wenn er nicht so oft in Essen ist, war er über die Entwicklung im Eltingviertel stets auf dem Laufenden. „Eine frühere Bibliothekarin der EU aus Essen hat mich mit Zeitungsartikeln versorgt“, erzählt der Ur-Enkel. Und da dort auch die Aktivitäten von Vonovia stets ein Thema waren, klingelte Heinz-Hermann Elting kurzerhand an der Bürotür des Wohnungsunternehmens an. Mit Quartiersentwickler Ralf Feuersenger machte der 79-Jährige eine Tour durchs Viertel und Station im Café Zwingli („sehr nette Atmosphäre"). Auf dem Weg plauderte er am Kiosk von Ampalavanar Ramasandran mit dem Briefträger und ein paar Arbeitern, die Pause machten. „Alle fühlen sich wohl in dem Viertel“, erzählt Heinz-Hermann Elting.
Vonovia unterstützt die Rückkehr der Büste
Im Gespräch mit Ralf Feuersenger erzählte der Ur-Enkel, dass er eine Büste seines Ahnen besitze, die früher am Rathaus angebracht war. „Als das Rathaus abgebrochen wurde, wurden die Nachkommen gefragt, ob sie sie haben wollten.“ Heinz-Hermann Elting ließ nach Auflassung des Segeroth-Friedhofes auch den Grabstein der Familiengruft nach Luxemburg bringen. Der Grabstein steht nun auf einem Friedhof in Luxemburg. „Es wäre schön, wenn die Büste des Namensgebers hier stehen würde“, ist der Vonovia-Vertreter von der Idee sehr angetan.
Acht Büsten zierten das alte Rathaus
Hermann Elting war Bauunternehmer, Sägewerksbesitzer und Stadtrat. Letzteres führte dazu, dass die Büste von ihm angefertigt und an dem alten Rathaus, gegenüber der Marktkirche zwischen dem heutigen Kennedyplatz und der Rathaus Galerie – angebracht wurde.
An dem alten Rathaus (Baujahr 1885), das Ende der 1960er-Jahre abgerissen wurde, waren insgesamt acht Büsten von Mitgliedern der Baukommission – heute würde man wohl Bauausschuss sagen – angebracht. Unter anderem gehörten neben Hermann Elting auch Peter Zindel, Arnold Steingröver und Friedrich-Wilhelm Waldhausen dazu.
Der Platz vor dem Café Zwingli scheidet als Standort aus. Dort soll bekannterweise die Skulptur („Ein Haufen neuer und alter Wünsche“) des Hamburger Künstlers Axel Loytved stehen. „Der Eltingplatz ruft geradezu danach“, sieht Heinz-Hermann Elting eine Alternative. Der 79-Jährige hofft, dass es bis zum kommenden Jahr mit der Rückkehr der Büste klappen wird. Dann wolle auch er wieder ins Eltingviertel kommen.
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Ruhr Museum hätte die Original-Büste gerne in ihrem Bestand
Von den ursprünglich acht Büsten Essener Persönlichkeiten befinden sich sieben im Ruhr Museum. Sie sind aber (noch) nicht für die Öffentlichkeit zu sehen. „Uns wäre am liebsten, alle Büsten in unserem Bestand zu haben“, räumt Frank Kerner, Stellvertretender Direktor des Ruhr Museums und zuständig für die Sammlung, ein. In dem Schaudepot des Ruhr Museums, das Ende 2020 eröffnet werden soll, sollen die Büsten einen Platz finden.
Eine Aufstellung im öffentlichen Raum betrachtet Frank Kerner mit gemischten Gefühlen. „Man muss schauen, was für das Objekt das Beste ist“, sagt er und gibt einem Platz im Museum den Vorzug, weil ein Objekt im öffentlichen Raum stets der Gefahr des Vandalismus ausgesetzt sei. Zudem seien Objekte im öffentlichen Raum auch der Witterung ausgesetzt. „Man sollte sich zusammensetzen und schauen, was das Beste ist.“
Hermann Eltings Büste in die Reihe seiner sieben „Kollegen“ einzufügen, hieße nicht, dass das Eltingviertel leer ausginge. „Es kann von dem Original ein Abguss gemacht werden und das Original bleibt bei uns“, lautet der Vorschlag von Frank Kerner. Der von einem Spezialisten des Ruhr Museums angefertigte Abguss sei vom Original nicht zu unterscheiden.