Essen. . 2600 verschuldete Essener suchten im Jahr 2018 die Schuldnerhilfe auf. Das ist Rekord. Doch in diesem Jahr muss sie ihr Angebot zurückfahren.

Die Schuldnerhilfe Essen hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord geschrieben. Doch es ist eine besorgniserregende Entwicklung. Denn es kamen fast 2600 Menschen und damit so viele wie noch nie in deren Beratung, um einen Weg aus der Schuldenfalle zu finden. „Überschuldung entwickelt sich in Essen immer weiter zum Massenphänomen“, sagte Geschäftsführer Philipp Hennen am Montag bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2018.

Trotz einer weiter gut laufenden Wirtschaft sei ein Rückgang der Privatverschuldung nicht in Sicht, prognostizierte er. Der Beratungsbedarf ist steigend. Dennoch muss die Schuldnerhilfe in diesem Jahr bei der Beratung kürzer treten. Denn ein hoher Tarifabschluss bei der Awo und auslaufende Projektmittel zwangen die Awo-Tochter ihre Arbeitsplätze in der Beratung um einen auf nun zehn Vollzeitstellen zu reduzieren. „Das wird man an den Zahlen dieses Jahr sehen. Ich rechne mit einem Rückgang der Beratungen“, sagte Hennen. Er hofft jedoch, dass im nächsten Haushalt die Stadt als wichtigster Finanzier der Schuldnerhilfe die Mittel erhöht. OB Thomas Kufen sagte am Montag zumindest offene Gespräche zu.

Fast 70.000 Essenern sind die Schulden über den Kopf gewachsen

Philipp Hennen, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe Essen  präsentiert mit Oberbürgermeister Thomas Kufen den Jahresbericht.
Philipp Hennen, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe Essen präsentiert mit Oberbürgermeister Thomas Kufen den Jahresbericht. © Christof Köpsel

Dass die Beratungen im vergangenen Jahr bei der Schuldnerhilfe weiter deutlich gestiegen sind, ist keine Überraschung. Denn schon im Januar hatte die Auskunftei Creditreform Essen ein weiter wachsendes Schuldenproblem attestiert. Nach deren Schuldenatlas gelten in der Stadt mittlerweile fast 69.000 Menschen als überschuldet. Das heißt: Sie können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Das trifft fast 14 Prozent der über 18-Jährigen. Hennen glaubt jedoch, dass die Dunkelziffer noch höher liegt. Angehörige und Kinder litten ebenfalls unter der Überschuldung, würden statistisch aber nicht erfasst.

 Schuldneratlas 2018.
Schuldneratlas 2018. © Helge Hoffmann

Die Gründe, warum Menschen in die Schuldenfalle rutschen, sind seit Jahren die gleichen: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Trennung sind die Top 3. An vierter Stelle folgt die unwirtschaftliche Haushaltsführung. Das heißt: Menschen können mit ihrem Geld nicht umgehen. Das treffe vor allem Jugendliche. Deshalb arbeite die Schuldnerhilfe nun verstärkt mit der Jugendberufshilfe Essen zusammen.

Arbeitslosigkeit ist der Hauptgrund für Überschuldung

Dass trotz gut laufender Konjunktur die Überschuldung in Essen eher wächst, sorgt auch OB Kufen. Während andere Regionen auf Vollbeschäftigung zusteuerten, komme Essen von der zweistelligen Arbeitslosenquote nicht herunter. Das sei das größte Problem. Deshalb setze er auf den sozialen Arbeitsmarkt, der seit Januar geförderte Jobs für Langzeitarbeitslose bietet. „Wir haben eine riesige Integrationsaufgabe“, so Kufen. Hennen bestätigt: 60 Prozent aller Beratungsfälle bei der Schuldnerhilfe sind Hartz-IV-Empfänger.

<<<Erreichbarkeit der Schuldnerhilfe Essen>>>

  • Dienstags bietet die Schuldnerhilfe von 9.30 bis 12 Uhr (Anmeldung ab 9 Uhr) eine so genannte Notfallsprechstunde an. Für die Beratung brauchen Betroffene keinen Termin.
  • Telefonisch ist die Schuldnerhilfe, die am Pferdemarkt 5 in Essen sitzt, unter 0201 827260, E-Mail: mailto@schuldnerhilfe