Essen. . Die Zahl der überschuldeten Haushalte in Essen ist gestiegen. 68.379 Essener können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen.
Trotz sinkender Arbeitslosigkeit ist die Zahl der Schuldner in Essen im vergangenen Jahr weiter deutlich gestiegen. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Schuldneratlas der Auskunftei Creditreform hervor. Demnach galten 68.379 Essener als überschuldet; das heißt, sie können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen.
Damit ist die Zahl der überschuldeten Essener binnen eines Jahres um 1,1 Prozent gestiegen. Das ist nach Duisburg und Herne der höchste Anstieg aller Ruhrgebietsstädte und -kreise gewesen. Die Schuldnerquote – also der Anteil an der Bevölkerung über 18 Jahre – beträgt mittlerweile 13,96 Prozent. Damit gibt es seit 2015 von Jahr zu Jahr mehr Menschen in der Stadt, die in die Schuldenfalle tappen. Damals lag der Anteil noch bei 12,95 Prozent.
Auch die Schuldnerhilfe bestätigt die Entwicklung
Diese Entwicklung spürt auch die Schuldnerhilfe, die versucht, Menschen aus den Schulden zu bringen. „Unsere Termine sind stets ausgebucht und auch die offene Sprechstunde ist immer voll“, sagte der Leiter Philipp Hennen.
Warum Menschen in die Überschuldung rutschen, dafür nennt Creditreform folgende drei Hauptursachen: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Scheidung bzw. Trennung. Überraschend ist dennoch, dass trotz eines gut laufenden Arbeitsmarktes mit mehr Beschäftigung und sinkenden Arbeitslosenzahlen die Überschuldung weiter steigt.
Für Hennen ist das kein Widerspruch. „Es sind vielleicht mehr Menschen in Arbeit. Viele haben aber ein dauerhaft niedriges Einkommen“, stellt er in den Beratungen der Schuldnerhilfe immer wieder fest. Tatsächlich sind in jüngster Vergangenheit vor allem die Branchen Logistik und Handel diejenigen gewesen, die Personal eingestellt haben. Erfahrungsgemäß sind das Wirtschaftszweige mit geringerer Entlohnung und gerade im Handel mit viel Teilzeitarbeit.
Geldausgeben wird leicht gemacht
Laut Hennen kommt aber noch ein weiterer Punkt dazu, warum sich Essener finanziell übernehmen: „Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der es Menschen leicht gemacht wird, Geld auszugeben.“ Ob Online-Handel oder Null-Prozent-Finanzierungen im Einzelhandel – die Verlockungen sind groß. Die Schuldnerhilfe nennt das dann unwirtschaftliche Haushaltsführung.
Wie in der Vergangenheit sind die Unterschiede innerhalb der Stadt riesig. Während Heisingen der Stadtteil im gesamten Ruhrgebiet mit dem niedrigsten Schuldneranteil ist, gehört die Innenstadt zu den Top drei mit den höchsten Quoten im gesamten Revier. In keiner anderen Ruhrgebietsstadt gibt es eine solche Schere.
Definition Überschuldung und Datenerhebung
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