Essen. . Aufbruch an der Akazienallee: Literaturviertel präsentiert sich beim Straßenfest mit Lesungen, Musik, Debatten und literarischem Speed-Dating.

Bestseller wachsen bekanntlich nicht auf Bäumen. Aber ein paar sehr lesereife Exemplare werden an den extra aufgestellten Bücherbäumen schon auf das Publikum warten, wenn das Essener Literaturviertel am Samstag, 27. April, zum ersten Bücherbummel rund um die Akazienallee einlädt. Dort wo einige der interessantesten Literatur-Adressen der Stadt zu Hause sind, will man für mehr Sichtbarkeit und Aufbruchstimmung sorgen. Gefeiert wird das mit einem Straßenfest, an dem sich nicht nur die Anlieger von der Buchhandlung Proust, über das Recherche-Büro Correctiv bis zur Kunsthandlung Schlag beteiligen. Auch etliche Autoren wie die aus Syrien stammende Lyrikerin und Schriftstellerin Lina Atfah, die in Essen geborene „Schund und Sühne“-Verfasserin Anna Basener, Ulla Hessling, Alice Grünfelder oder der Essener Ritter Rost-Erfinder Jörg Hilbert haben ihr Kommen zugesagt. Dazu sorgen Gäste wie die Studio-Bühne und das Literaturfest „Literatürk“ für Lesungen.

„Wir wollen einen Kristallisationspunkt schaffen“

Doch es geht nicht nur ums Gedruckte, wenn sich Essens frisch gekürtes Literaturviertel als zentraler Anlaufort für Literatur, Wissen, Kunst und Journalismus vorstellt. Mitreden, selber schreiben, diskutieren, musizieren, dichten, denken und von der Vielfalt der Anrainer profitieren, all das soll an der Akazienallee möglich sein. „Wir wollen einen Kristallisationspunkt schaffen und etwas Einzigartiges aufbauen, das weit über die Stadtgrenzen hinausgehen soll“, sagt Correctiv-Chef David Schraven.

Das erste Speed-Dating mit Büchern

Vor gut einem Jahr ist der Buchladen an die Akazienallee gezogen. Seither sei man von Kunden immer wieder auf die neue Konkurrenz angesprochen worden, erzählt Beate Scherzer von der Buchhandlung Proust. Doch die beim Deutschen Buchhandlungpreis regelmäßig bedachten Buchhändler freuen sich vielmehr über die Ergänzung aus der sachbezogenen Abteilung. Und über neue Anregungen. So steigt am 27. April bei Proust das stadtweit erste Speed-Dating mit Büchern: Buchvorstellungen im Minutentakt, bei denen auch das Publikum Literaturlieblinge nennen kann. Dazu berichten Journalisten beim Reporterslam über ihre lustigsten und gefährlichsten Recherchen. Claas Meyer-Heuer diskutiert mit Gästen über Clankriminalität im Ruhrgebiet, und Rafael Buschmann offenbart mit Football Leaks die schmutzigen Geheimnisse einer gierigen Branche.

„Das Viertel hat sich sehr zum Positiven verändert“

Auf der Akazienallee soll damit ein neues Kapitel der öffentlichen Wahrnehmung aufgeschlagen werden. Schon im nächsten Jahr soll das Fest weiter wachsen, terminlich immer angelehnt an den Welttag des Buches. Man sei „offen für viele unterschiedliche Formen und Teilnehmer“, sagt Silke Seibel von der Literarischen Gesellschaft Ruhr. Und Correctiv-Chef Schraven hofft, dass die unterschiedlichen Aktivitäten auch über das Fest hinaus in eine gemeinsame Plattform münden. Mit dem Literaturviertel sei die City auf einem guten Weg, findet auch Galerist Frank Schlag, der vor zwei Jahren vom ländlichen Schuir aus in die Innenstadt gezogen ist: „Das Viertel hat sich sehr zum Positiven verändert.“ Nun soll der Aufbruch auch gebührend gefeiert werden. Finanziert wird das Straßenfest zum Auftakt mit Mitteln der Literarischen Gesellschaft Ruhr.

<<DEZERNENTEN-DOPPEL AM KLAVIER

  • Eröffnet wird das Literaturviertel-Fest bereits am Freitag, 26. April, 20 Uhr in der Galerie Frank Schlag, Teichstraße (mit Anmeldung). Renate Heuser, Beate Scherzer und Norbert Wehr lesen Texte aus dem Schreibheft-Dossier „Abendland, Li(e)der“. Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain und Vorvorgänger Oliver Scheytt spielen dazu vierhändig am Flügel.
  • Das Straßenfest läuft am Samstag, 27. April, von 12 bis 21 Uhr. Der Eintritt ist frei. Auf die Besucher der Akazienallee warten Lesungen, Musik, Diskussionen und Reporterslams.