Essen. . Der Essener Galerist Frank Schlag eröffnet seine neuen Ausstellungsräume an der Teichstraße. Der Umzug ist auch ein Bekenntnis zur Innenstadt.
Vom eleganten ehemaligen Gutshaus ins Parkhaus, vom ländlich-idyllischen Schuir in den etwas ruppigen Randbereich der City: Die Veränderung, die der Essener Galerist Frank Schlag in Angriff genommen hat, könnte nicht größer sein. Nach über 16 Jahren hat Schlag den Standort an der Meisenburgstraße aufgegeben. Von Freitag an stellt er seine Kunst ins große Schaufenster an der Teichstraße, gleich neben dem Parkhaus Akazienplatz.
Ein Umzug, der noch mal einen persönlichen Neuanfang markieren soll, aus dem man aber auch ein Bekenntnis zur Innenstadt lesen kann. Dort, am Kennedyplatz, hat Frank Schlag Ende der 1970er seine Ausbildung in der Galerie des schon vor Jahren verstorbenen Jochen Krüper begonnen. „Der Start in die Kunstwelt.“ Seither hat sich die Galerie Frank Schlag zu einer der ersten Kunsthandels-Adressen in der Region entwickelt. Zeitgenössische Kunst aus Europa, China, Japan oder Australien und Gruppen-Ausstellung mit schon musealem Anspruch gehören zum Galerieprogramm. Dazu gab es die bundesweit einzige Art-Lounge unterm Dach des denkmalgeschützten Gut Hackenberg, wo Schlag am Abend für Gäste Mojito oder Caipirinha mixte.
Technikbühnen unter der Decke
Mit den Cocktails ist es in Zukunft vorbei. Dafür will der bekennende Ruhrgebietspatriot nun ein neues Publikum auf seine Ausstellungen aufmerksam machen. Die bis zu fünf Meter hohen, hell ausgeleuchteten Räume, die einst den Werkstattbereich der angegliederten Tankstelle beheimateten, sind dafür ideal. Statt des gediegenen Interieurs mit alten Holztreppen und schmucker Gartenlandschaft verströmt die neue Galerie nun einen sachlichen, fast industriellen Charme mit den offen liegenden Technikbühnen unter der Decke. Ein Neuanfang, der ganz auf die Zukunft ausgerichtet ist. „Ich möchte den Job ja noch 25 Jahre machen“, lacht der 54-Jährige. Das edle Gutshaus mit großem Grundstück, das stehe eben auch für einen großen Apparat mit hohen Kosten. „Das muss man auf lange Sicht im Kopf haben“, sagt Schlag. Doch die Entscheidung für die City ist auch eine Entscheidung für mehr Laufkundschaft und eine neue Belebung der Terrains jenseits der Kettwiger Straße. Innerstädtische Galerieräume, wie sie in Köln oder Düsseldorf gang und gäbe sind, sucht man in Essen schließlich vergebens.
Zur Eröffnung gibt es Kunst von Gama
Die neuen Räume der Galerie Frank Schlag, Teichstraße 9, werden am Freitag, 1. Dezember, mit einer Ausstellung des Malers Gama eröffnet. Der in der Mongolei geborene, inzwischen in Berlin lebende Künstler zeigt bereits seine vierte Einzelschau in der Essener Galerie.
Für das Jahr 2018 gibt es bereits große Pläne. So soll der gebürtige Oberhausener Gereon Krebber, der seit 2012 eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf hat und seine „Antikörper“ zuletzt im Museum Folkwang gezeigt hat, mit einer Einzelschau vertreten sein.
Schon gibt es Pläne, den bislang nicht sonderlich repräsentablen Ort mit Kunst, beispielsweise mit Außen-Skulpturen aufzuwerten. Frank Schlag, der mit der Internetplattform „Collectors Sale“ im vergangenen Jahr schon neue Wege gegangen ist und einen Online-Kunsthandel gestartet hat, ist guten Mutes, dass die neue Lage auch neue Besucher anlockt. Der Maßschneider für Herrenkonfektion gleich nebenan, das Astra-Kino oder die Buchhandlung Proust in Laufnähe, dazu der neue Essener Kunstverein an der Bernestraße sind dem Kunstliebhaber vielversprechende Nachbarn am neuen Ort. „Die Möglichkeiten sind wunderbar“, schwärmt Schlag, der am Freitag zur Eröffnung lädt. „Alles weitere wird sich entwickeln.“