Zwischen Satire und Wirklichkeit, tieferer Bedeutung und Kalauer: Stipendiatin im Fürstenhaus und Karikaturen voller Herz, Hirn und Lust
Anna Basener hatte mit ihrem Romandebüt „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“, dessen Bühnenversion gerade in Dortmund Premiere feierte, eine steile Komödienachterbahn aufgestellt. Darin wurde das Verhältnis zwischen Realitätsstaub und Klischeekonfetti immer wieder neu gemischt. Ähnlich verhält es sich mit Anna Baseners zweitem Roman „Schund und Sühne“. Er ist noch intensiver mit dem Erfahrungsschatz der in Essen geborenen Autorin gekoppelt, die sich ihr Geld zum Kulturwissenschafts-Studium mit dem Schreiben von Heftromanen verdiente.
Bei der Ich-Erzählerin von „Schund und Sühne“ handelt es sich um eine Groschenroman-Autorin, die ein Stipendium bei einer Fürstenfamilie hat. Auftritt: eine Prinzessin, die sich einst Hoffnungen machen durfte, Prinz Harry zu ehelichen; ihre Eltern, eingesteifte Muster-Blaublüter; ihr schwuler Bruder und ein rebellierender Gärtner; ferner Gräfin „Gratzi“, die Ähnlichkeit mit einer spektakelfreudigen Blüte des Hauses Thurn und Taxis hat.
Was wie reine Karikatur wirkt, stattet Anna Basener aber sehr menschlich mit Herz, Hirn und Lust aus. Wirklichkeit und Satire, tiefere Bedeutung und Kalauer ringen miteinander, bis zum absehbaren Plot. Es wirkt wie der Ausbruchsversuch einer routinierten Groschenromanschreiberin, die sich vorgenommen hat, einmal all die Grenzen und Verbote zu missachten, die in ihrem Handwerk zum Geschäft gehören, und dabei doch einen konsumierbaren Roman zuwege zu bringen.