essen-Kettwig. . Die Umwidmung eines städtischen Grundstücks vom Naturschutzgebiet in Bauland will die Interessengemeinschaft Ickten verhindern.
Der Streit um eine Fläche von knapp 8000 Quadratmetern im Kettwiger Ortsteil Ickten geht in die nächste Runde. Die Bebauung des ehemaligen Tennisplatzes will eine Interessengemeinschaft verhindern. Dabei gehen die Bürger einen ungewöhnlichen Weg. Gunter Zimmermeyer: „Wir haben die Stadt gebeten, uns ein Ankaufsangebot zu unterbreiten. Das Gelände ist derzeit noch Naturschutzgebiet und soll es auch bleiben.“
Am 1. Dezember wurde die Anfrage abgeschickt – jetzt kam die Antwort: Die gewünschte Fläche stehe derzeit nicht zum Verkauf. Das zuständige Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement teilte schriftlich mit, dass „die Stadt Essen entsprechend einem Beschluss der städtischen Ratsgremien für diesen Bereich derzeit einen Bebauungsplan aufstellt“. Und erst nachdem dieser in Kraft getreten sei, könne mit der Vermarktung des Grundstücks begonnen werden.
Landschaftsschutz muss aufgehoben werden
Doch um den Bebauungsplan aufzustellen, muss erst der Landschaftsschutz aufgehoben werden. Gunter Zimmermeyer: „Dazu Bedarf es einer Änderung des regionalen Flächennutzungsplans. Der liegt gerade aus, und ich weiß, dass es im Moment eine Menge Einsprüche hagelt.“
Drei Häuser mit insgesamt 25 Wohnungen sollen anschließend gebaut werden – für Heribert Pohland von der IG Ickten ein schlechter Plan, denn „schon jetzt werden ungeklärte Abwässer in den Icktener Bach eingeleitet. Weiteres kontaminiertes Wasser durch noch mehr Zulauf würde die Situation nur noch verschlimmern. Und außerdem soll an einem Punkt gebaut werden, der schon seit Ewigkeiten bei starkem Regen immer wieder überschwemmt wird.“ Im Gitter des Überlaufs und im Icktener Bach selbst finden die Bürger bei Starkregen und durch mangelnde Versickerungsflächen Fäkalien, Kondome, Tampons, Binden.
Bachlauf soll renaturiert werden
Die IG Ickten will das schon stark beanspruchte Biotop erhalten, der Bachlauf soll renaturiert werden. Und somit war das Kaufangebot durchaus ernst gemeint. „Das funktioniert allerdings nur, wenn die Fläche wie derzeit noch dem Naturschutz unterliegt. Dann müsste man mit zwei Euro pro Quadratmeter rechnen. Und wir haben schon mehrere Fördermöglichkeiten entdeckt.“ Wird das Grundstück allerdings in Bauland umgewandelt, „würde der Quadratmeter sicherlich 300 Euro kosten“, weiß Zimmermeyer.
Einsprüche gegen das Bauvorhaben hatte es von Beginn an gegeben. Die Bezirksvertretung IX hatte die RFNP-Änderung in ihrer Junisitzung wegen inhaltlicher Mängel zurückgewiesen, und der Beirat Untere Naturschutzbehörde hatte ebenfalls die Zustimmung verweigert. Trotzdem verabschiedete der Rat Ende September die Umwidmung des Geländes in Baugrund.
Anregungen zum RFNP bis zum 11. Januar
Anregungen, Einsprüche und Stellungnahmen zum Änderungsverfahren Icktener Straße (ehem. Tennisanlage) des Regionalen Flächennutzungsplans (RFNP) können bis zum 11. Januar geltend gemacht werden.
Alle weiteren Informationen dazu sind über die Internetseite der Stadt Essen (www.essen.de) abrufbar.
Post ans Umweltamt
Unterstützung erhofft sich die IG Ickten vom Mülheimer Umweltamt. „Ich habe mit dem Leiter Jürgen Zentgraf gesprochen, und bei ihm ist mittlerweile ein Waschkorb voller Post zum Thema Ickten gelandet“, weiß Gunter Zimmermeyer. „Die Mülheimer haben schon vor fünf Jahren mit einer Studie zur Qualität der Oberflächengewässer begonnen. Und da ist es natürlich interessant, dass der Icktener Bach in den Staader Bach auf Mülheimer Gebiet fließt.“
Wie es nach der Ablehnung der Kaufanfrage weitergehen wird, entscheidet sich in diesen Tagen, aber „wir sind ziemlich aktiv und machen natürlich weiter“.