Essen-Kettwig. . Die Interessengemeinschaft sieht nicht nur die Natur im Icktener Bachtal gefährdet, sondern zweifelt auch an der Infrastruktur. Ihre Argumente.
Grillwürstchen, warme Getränke und selbst gebackener Kuchen unterm Zeltdach – dazu Luftballons: Nein, an der Icktener Straße wurde am Samstag im Nieselregen nicht gefeiert. Vielmehr protestiert und dem Unmut Luft gemacht über ein Bauprojekt, das die Stadt auf dem ehemaligen Tennisgelände realisieren möchte.
Den roten Ballons kam dabei eine Symbolfunktion zu: Ihre Höhe in den Baumwipfeln markierte das geplante Ausmaß der beiden Baukörper, die sich laut vorläufiger Stadtplanung entlang der Icktener Straße erstrecken sollen. Zunächst 70 Wohneinheiten hätten es werden sollen, erklärt Martin Gropp, einer der Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Ickten den Zuhörern. Dafür hätte ein Anlieger seinen angrenzenden Waldstreifen abholzen müssen. Der lehnte jedoch ab.
Der Entwurf, der zu Beginn des Jahres der Bezirksvertretung vorgestellt wurde und zu dem die IG angehört wurde, ging noch von 20 bis 25 Wohneinheiten aus. Aber immerhin messe auch dieser Komplex noch gute 70 Meter mit vier Geschossen und einem Staffelgeschoss sowie einer Tiefgarage.
Bürger empfinden die Bebauung als Klotz
„Die Straßenansicht biete nur zwei Geschosse, ist das Argument, aber mit dem Staffelgeschoss überragt das Ganze die bisherige Bebauung deutlich. Ein paar Meter die Straße runter und der Gebäudeklotz erscheint von hinten in drei bis vier Stockwerken“, argumentiert Gropp, der in nachdenkliche Mienen schaut. „Das sind ja tolle Aussichten“, spöttelt eine Anwohnerin, andere schütteln den Kopf.
Doch nicht nur die äußere Anmutung des geplanten Neubaus ruft bei den Icktenern einen großen Unwillen hervor. Auch der Naturschutz gehe im wahrsten Sinne des Wortes den Bach runter, sagt IG-Mitglied Edgar Strobl. „Das ist Landschaftsschutzgebiet. Seitdem der Tennisplatz brach liegt, also seit 2010, haben sich da wieder verschiedene Tierarten angesiedelt.“ Feuersalamander, Blindschleichen, Ringelnattern und auch die eine oder andere Eule habe im Bachtal ihr Plätzchen gefunden.
Icktener Bach soll renaturiert werden
Schon lange geplant sei eine Renaturierung des Icktener Baches, das sei der IG und dem BUND bekannt, „aber wohl nicht dem Planungsamt der Stadt Essen“, stellt Gropp fest und ergänzt: „Wer wirklich zuständig ist, haben wir bis heute nicht rausbekommen.“ Jedenfalls müsse etwas mit dem Bach geschehen, das Regenrückhaltebecken reiche lange nicht aus. Bei Starkregen schieße eine Wassermasse heraus, „das ist Toilette pur“. Und mit dem geplanten Bau käme weiteres Abwasser hinzu.
Die IG werde weiter den Finger in die Wunde legen, verspricht Gropp. Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt, werde das Planverfahren weiter durchgeführt, eine Offenlegung des Bebauungsplans werde voraussichtlich Mitte 2018 stattfinden. „Auch hier ist eine Beteiligung der Bürger möglich“, so Stadtsprecherin Silke Lenz.