Essen/Bochum. Im Prozess um Gruppenvergewaltigungen lässt sich ein schwerer Vorwurf nur mühsam aufklären. Denn ein Video aus einem Hotel wurde überspielt.

Die Überwachungs-Videos wurden nicht gespeichert, der Nachtportier hat keine Erinnerung mehr: Im Prozess um mutmaßliche Gruppenvergewaltigungen lässt sich ausgerechnet einer der schwersten Vorwürfe nur mühsam aufklären.

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Es war der 24. Januar 2018, als vier Männer (darunter drei der Angeklagten) und eine junge Frau in einem Bochumer Hotel aufgetaucht sein sollen. Die Buchung wurde nur wenige Minuten vor Mitternacht gemacht, das Zimmer vor Ort bezahlt. Dass alle gleichzeitig eingecheckt sind, hält der Nachtportier allerdings für unwahrscheinlich. „Ich lasse eigentlich immer nur zwei Personen in ein Doppelzimmer“, sagte er am Dienstag als Zeuge vor dem Essener Landgericht.

In dem Zimmer des Bochumer Hotels habe sich der reinste Albtraum abgespielt

Möglich ist allerdings, dass sich die Gruppe aufgeteilt hat. Zwei gingen durch den Vordereingang, die anderen wurden durch einen Noteingang eingelassen. Das hätte zwar einen Alarm ausgelöst, aber keine Panik. „Dass der Alarm losgeht, passiert öfter“, sagte der Nachtportier. Meist, wenn die Gäste zum Rauchen noch mal nach draußen wollten. „Ich mache den Alarm dann einfach wieder aus.“

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Was sich in dem Zimmer des Bochumer Hotels abgespielt haben soll, war laut Anklage der reinste Albtraum. „Wir vergewaltigen dich jetzt. Du kommst nicht eher nach Hause, bevor du dich ausgezogen hast.“ So soll der noch minderjährigen Frau damals gedroht worden sein. Und dass sie „kaputt geschlagen werde“, wenn sie nicht mache, was von ihr verlangt werde. Die Schülerin hatte angeblich noch versucht, ins Badezimmer zu flüchten. Laut Anklage gab es jedoch keine Chance zu entkommen.

Die Überwachungsvideos sind längst überschrieben worden

Das Problem im Prozess: Es soll auch Aussagen geben, nach denen damals alles freiwillig passiert ist. Ohne Drohungen, ohne Gewalt. Die Überwachungsvideos des Hotels hätten darüber sicherlich Auskunft geben können. Zumindest über die Stimmung innerhalb der Gruppe. Doch sie sind längst x-fach überschrieben worden. Und der Nachtportier kann sich nicht an die Angeklagten erinnern.

Der Prozess ist trotzdem auf der Zielgeraden angekommen. Voraussichtlich werden schon im Oktober die Plädoyers gehalten.