Essen/Gelsenkirchen. . Fünf junge Männer aus Essen und Gelsenkirchen stehen vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, mehrere Mädchen gemeinsam vergewaltigt zu haben.

Nach drei Wochen Sommerpause steht das Strafverfahren um eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung von Schülerinnen in Essen vor dem eigentlichen Start. Am 13. Juli, dem bislang einzigen Sitzungstag war lediglich die Anklage verlesen und die Aussage eines Angeklagten gehört worden. Ab Montagmittag, 6. August, will die Jugendstrafkammer am Landgericht Essen in schnellerer Folge an geplant weiteren 20 Tagen die Beweislage gegen die fünf jungen Männer aus Gelsenkirchen und Essen prüfen.

Angeklagte sollen mit Mädchen an einsame Orte gefahren sein

Als Polizei und Staatsanwaltschaft im Februar die Öffentlichkeit über „die besonders abscheulichen und brutalen Straftaten“ informiert hatten, war die Empörung groß. Die fünfköpfige Gruppe hatte laut den Ermittlern in sieben Fällen 16-jährige Schülerinnen in ihr Auto gelockt und sie in abgelegenen Waldgebieten zum Sex gezwungen. Insgesamt sei es zu vier vollendeten Vergewaltigungen gekommen, außerdem zu Körperverletzungen und Nötigungen.

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Die fünf Angeklagten, 17 bis 24 Jahre alt und nach eigenen Angaben Mitglieder der Sinti, sitzen bis auf den 17-Jährigen alle seit Anfang des Jahres in Untersuchungshaft. Staatsanwältin Rebecca Henrich beschreibt in ihrer Anklage, dass sie sich in WhatsApp-Gruppen unter dem Namen „Spinnen GE“ oder „Scorpions MC 1%“ abgesprochen hätten, wenn sie sich zum gemeinsamen Sex verabreden wollten.

Der 18-jährige Dean Martin L. habe als Lockvogel gedient, um junge Frauen ins Auto zu bekommen. Nichtsahnend seien die mutmaßlichen Opfer nachts an einsame Orte gefahren worden, dort hätten die Angeklagten ihnen das Handy abgenommen und deren hilflose Lage zum Sex ausgenutzt. In zwei Fällen hätten sie auch brutal zugeschlagen. Anschließend fuhr die Gruppe die Schülerinnen wieder nach Hause.

Taktik: Verteidigung wird Glaubwürdigkeit der Schülerinnen anzweifeln

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In seiner von Verteidiger Uwe Krechel als Geständnis bezeichneten Aussage hatte der Gelsenkirchener Joshua E. (20), der im Wuppertaler Gefängnis einsitzt, am ersten Prozesstag die Anklage bestätigt. Er hatte seine Mittäter belastet, sich selbst aber von größerer Gewalt freigesprochen. Im Gegenteil: Sie hätten trotz der Gruppenvergewaltigung „meine langen Wimpern“ gelobt und ihn als „voll hübsch“ bezeichnet.

Die Taktik einiger der übrigen Verteidiger wird es sein, die Glaubwürdigkeit der Schülerinnen anzuzweifeln. Es sei zu sexuellen Handlungen in der Gruppe gekommen, sagen sie, alles sei aber freiwillig gewesen.

Mädchen soll Vergewaltigung abgewendet haben – und vermittelte Freundin

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Und so wird das Landgericht prüfen müssen, was für Mädchen es sind, die mit den Angeklagten bekannt waren und jeweils nachts zu ihnen ins Auto stiegen. Eine von ihnen hatte laut Anklage die eigene Vergewaltigung abwenden können, indem sie der Gruppe eine ahnungslose Freundin vermittelte.

Der Verdacht der Ermittler, es sei noch zu weit mehr Gruppenvergewaltigungen gekommen, hat sich bislang nicht erhärten lassen. Anhand der Telefonnummern in den Handys der Angeklagten hatte die Polizei zahlreiche junge Frauen angesprochen. Sie stieß aber auf eine Mauer des Schweigens. Die Ermittler mutmaßten, dass innerhalb der Sinti nicht mit der Polizei gesprochen werde und weitere Kontaktaufnahmen sinnlos seien.