Essen. Nach der Vergewaltigung von zwei 16-Jährigen hat die Polizei alle Verdächtigen gefasst. Ermittler haben Hinweise, dass es mehr Opfer geben könnte.

Der wegen Vergewaltigung von Schülerinnen gesuchte 18 Jahre alte Gelsenkirchener hat sich am Donnerstagabend der Polizei gestellt. Dies bestätigte Polizeisprecher Lars Lindemann. Der junge Mann erschien in Begleitung eines Anwalts auf einer Wache in Gelsenkirchen und erklärte: „Ich bin der Gesuchte.“

Am Freitag schickte der Haftrichter den 18-Jährigen in Untersuchungshaft. Zuvor hatte der Gelsenkirchener sich laut Staatsanwaltschaft nicht vor dem Haftrichter zu dem Fall geäußert. "Nach Jugendstrafrecht könnte ihm eine Höchststrafe von bis zu zehn Jahren drohen", sagte Rainer Kock, Sprecher der Staatsanwaltschaft Essen.

Die Ermittler haben Hinweise, dass es weitere Mädchen geben könnte, die Opfer der Bande wurden. Bislang haben sich aber keine weiteren Geschädigten bei den Beamten gemeldet. Die Polizei hofft nun nach der jüngsten Festnahme eines 18-jährigen mutmaßlichen Täters auf weitere Zeuginnen.

"Wenn die Frauen wissen, dass wir alle haben, besteht nun nicht mehr die Gefahr, dass man mit dem mutmaßlichen Täter in Kontakt kommen könnte", sagte ein Polizeisprecher am Freitag in Essen. Mit öffentlichen Aufrufen hatten die Beamten in den vergangenen Tagen bislang vergeblich nach betroffenen Frauen gesucht.

Mindestens zwei Schülerinnen wurden brutal vergewaltigt

Am Tag nach Bekanntwerden der brutalen Vergewaltigungen von mindestens zwei 16-jährigen Schülerinnen durch eine Gruppe junger Männer in Essen und der Veröffentlichung eines Fotos des 18-Jährigen aus Gelsenkirchen war der Fahndungsdruck hoch. Die Polizei hatte im Laufe des Donnerstags rund 20 Hinweise auf den Aufenthaltsort des 18-Jährigen bekommen. „Doch ein entscheidender war nicht darunter“, sagte Lindemann.

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Dass der Schüler, der wie seine mutmaßlichen Mittäter seit geraumer Zeit kein Klassenzimmer mehr von innen gesehen hat, amtlich nicht gemeldet und ohne festen Wohnsitz ist, hatte die Fahndung nicht leichter gemacht. Die Polizei klopfte das persönliche Umfeld des 18-Jährigen, seine Freunde, Bekannten, Verwandten und Eltern ab – jedoch ohne Erfolg. Die Bereitschaft, mit den Behörden zu sprechen, war nicht allzu ausgeprägt, heißt es.

Ermittler gehen davon aus, dass der 18-Jährige der Lockvogel der Bande war

Der 18-Jährige, der sich jetzt stellte, gilt den Ermittlern zufolge als Lockvogel der Bande, der vermutlich den Kontakt zu den Opfern aufnahm. Man kannte und verabredete sich über soziale Medien. Kam es zum Treffen, stießen die übrigen Verdächtigen im Alter von 16, 19 und 23 Jahren dazu. Gemeinsam fuhren die jungen Männer mit den Mädchen im Auto umher, hörten Musik und scherzten, bis die mutmaßlichen Vergewaltiger ihr wahres Gesicht zeigten: An entlegenen Orten nahmen sie den Opfern die Handys ab und zwangen sie zum Sex, so die Polizei. (mit dpa)