Essen. „Wir wollen dahin kommen, wo wir vor dem Centro waren und wir haben noch viel vor mit unserer Innenstadt”, zieht Georg Arens, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG), Zwischenbilanz für den Einkaufs- und Wirtschaftsstandort Essen.

Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) ging die EWG jetzt in die Offensive, nachdem die „Wirtschaftswoche” in einem bundesweiten Standort-Vergleich Essen auf einen bescheidenen 45. Platz verwiesen hatte. Arens und IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Püchel: „Wir kommen zu ganz anderen Ergebnissen.”

Wettbewerb trifft vor allem Rhein-Ruhr-Zentrum

„Essen gewinnt an Fahrt”, prognostiziert dann auch ihr Auftragnehmer Michael Happe, Geschäftsführer des Essener Büros für Kommunal- und Regionalplanung (BKR). Im Vergleich mit den sechs großen Ruhrgebietsstädten sowie mit Köln und Düsseldorf habe Essen 2008 gut abgeschnitten. Happe und Arens interpretieren die Zahlen von 2008 so, dass sich die Teileröffnung des Einkaufszentrums am Limbecker Platz bemerkbar gemacht habe. Arens glaubt, dass der neue Verteilungskampf im Einzelhandel vor allem das Rhein-Ruhr-Zentrum treffen werde, die Mülheimer Innenstadt müsse sich ohnehin neu aufstellen.

BKR ermittelte, dass die Leistungsfähigkeit der Essener Wirtschaft, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, von 2005 bis 2007 um zehn Prozent zunahm. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (SV) stieg 2008 um 4002 auf 213 355. Happe: „Essen ist damit die Stadt mit den meisten Arbeitsplätzen im Revier.”

Zahl der Einpendler gestiegen

Auch hinsichtlich der Pendlerstatistik könne Essen an die positive Entwicklung der letzten Jahre anküpfen: Die Einpendlerzahl stieg auf 107.218 sozialversicherungspflichtig Beschäftigter. Zähle man die Selbstständigen und Beamten hinzu, kommen sogar täglich knapp 140 000 Einpendler in die Stadt. Täglich pendeln 42 580 SV-Beschäftigte mehr nach Essen als auspendeln. Happe und Arens sind sich einig: „Diese Einpendler wollen wir verstärkt als Bürger gerwinnen.” Dabei wird vor allem auf die geplante Entwicklung in Altendorf und Frohnhausen verwiesen.

Mit 80,2 % der SV-Beschäftigten im Dienstleistungssektor sei Essen ruhrgebietsweit führend. Der Anteil der Beschäftigrten in der Informations- und Kommunikationswirtschaft sowie in wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen liege mit 4,9 bzw. 9,4 Prozent weit über dem NRW-Durchschnitt.

"Essen ist alt, wird aber kaum noch älter"

Neben Mülheim sei Essen die einzige Stadt im Ruhrgebiet, die einen positiven Wanderungssaldo verzeichne und die geringsten Einwohnerverluste habe. Happe: „Dabei hält es jüngere Menschen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren nach Ausbildung oder Studium in Essen.” Happe zur Altersstruktur: „Essen ist alt, wird aber kaum noch älter. Während Essen heute beim Altersdurchschnitt den dritt-höchsten Wert aller Kreise und kreisfreien Städte in NRW besitzt, wird die Stadt 2030 zu den zehn jüngsten Kreisen aufsteigen.

Bei einer älter werdenden NRW-Bevölkerung ist Essen die einzige Stadt im Ruhrgebiet, die 2030 mehr Kindergartenkinder haben wird als 2008.” Gemeinsam mit Mülheim habe Essen im Schuljahr 2007/2008 die qualifiziertesten Schulabgänger im Revier präsentieren können.

Essen mit Blick auf 2010 als Wirtschaftsstandort beliebt

IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Püchel widersprach Behauptungen, wonach es bei 1a-Toplagen in der Essener Innenstadt dramatische Mietückgänge gegeben habe. Dies sei nicht zutreffend. Im letzten Jahrzehnt seien sie um 2,2 Prozent gesunken, in Dortmund seien es aber 8,8 Prozent gewesen. Er verwies auf den neuen Vorstand der Grundstücksbörse Ruhr, der mit Blick auf die Nachfrage von Industrie- und Gewerbehallen erklärte: „Hier ist Essen als Standort besonders beliebt, beispielsweise im Hinblick auf das Kulturhauptstadtjahr 2010. Viele Firmen scheinen wieder Mut zu finden, neu anzufangen.”