Essen-Rüttenscheid. Sieben Geschosse seien zu viel, sagen Anwohner der Wittekindstraße. Grundsätzlich gegen eine Bebauung des Messeparkplatzes sind sie aber nicht.
Klaus Wermker lebt gerne in Rüttenscheid. Dass es auch andere Menschen in den Stadtteil zieht, kann der ehemalige Leiter des Amts für Stadtplanung gut verstehen. „Eine bessere Wohnlage ist großstädtisch nicht vorstellbar“, sagt er. Auch gegen Neubebauung habe er grundsätzlich nichts, solange sie „städtebaulich und sozial vertretbar ist“. Das sei das Vorhaben an der Rüttenscheider Brücke allerdings nicht. Hier sollen vier neue Gebäude mit bis zu sieben Geschossen entstehen. „Diese Massivität der Bebauung stört uns Anlieger.“ Nach einem ersten Treffen mit mehr als 20 Nachbarn von der Wittekindstraße sagt er: „Über vier Geschosse kann man reden, aber sieben Geschosse sind zu viel.“ Viele Fragen seien noch offen, und die müssten schnellstmöglich öffentlich diskutiert werden.
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Neben der Geschosszahl der geplanten Gebäude würden sich die Anlieger besonders für die „wahrscheinlich verschwindende Baumreihe“ interessieren. „Dabei geht es auch um die wunderbare Platane“, die an der Ecke Wittekind-/Ursulastraße steht, sagt Wermker. „Die ist zwar ein Naturdenkmal, beim Bauen kommt es aber oft zu Unfällen“, die Arbeiten in unmittelbarer Nähe könnten den Baum gefährden.
Anlieger fordern neue Gutachten
Kritisch würden die Nachbarn auch die Verlegung des Radwegs sehen, er soll laut Planungen direkt an der Südseite des Girardethauses entlangführen. „Dadurch würden Probleme entstehen“, sagt Wermker. „Wenn die Messeparkplätze, die durch die Bebauung wegfallen, in Richtung Heizkraftwerk verlegt werden, dann haben wir Kreuzungsverkehr zwischen Autos und Radfahrern.“
Verkehrsprobleme fürchten die Anlieger ohnehin. Sie fordern ein neues Gutachten, das auch andere aktuelle Bauprojekte in unmittelbarer Nähe einbezieht. „Wir reden hier über 600, 700 neue Wohnungen“, schätzt Wermker. „Das sind keine Wohnungen für arme Leute.“ Dass die neuen Mieter aufs Rad setzen und mit nur einem Auto pro Haushalt auskommen würden, sei eine Illusion. „Die kommen eher mit zwei Autos.“ Das Parkplatzproblem würden die Tiefgaragen unter den geplanten Gebäuden kaum auffangen können, zumal durch das zusätzliche Angebot beispielsweise an Einzelhandel und Gastronomie noch mehr Bedarf entstehen würde.
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Bei einem Bauvorhaben dieser Größe hätte schon längst ein Bürgerbeteiligungsprozess angestoßen werden müssen, sagt Wermker. Es könne durchaus gelingen, bei solchen Projekten alle Beteiligten zufriedenzustellen. „Es geht dabei nicht um Gegnerschaft. Auf der anderen Seite sind Menschen, mit denen ich ewige Jahre zusammengearbeitet habe“, sagt der Experte für Stadtentwicklung. „Jetzt würde ich gerne in intensive Gespräche mit ihnen eintreten, um gemeinsam eine Lösung zu finden.“
>>> Verwaltung zieht Vorlage zum Bebauungsplan zurück
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung sollte in der vergangenen Woche über die Durchführung des Bebauungsplanverfahrens für den Bereich Rüttenscheider Brücke entscheiden.
Die Verwaltung nahm die Vorlage von der Tagesordnung, es gebe „intern noch Abstimmungsbedarf“, teilt das Rathaus mit. Die Öffentlichkeitsbeteiligung wird damit nicht mehr vor den Sommerferien stattfinden.