Essen. . An Essener Schulen wird ein Kopftuchverbot kritisch gesehen. Eine Schulleiterin hat sich mit einer konsequenten Linie keine Freunde gemacht.

Viele Leiter von Essener Schulen, die vor allem von muslimischen Kindern besucht werden, sehen ein Kopftuchverbot für junge Schülerinnen kritisch.

Ein solches Verbot wird seit Tagen landesweit diskutiert. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte sich Ende letzer Woche dazu geäußert: „Kopftücher“, erklärte Kufen, „haben an Grundschulen nichts zu suchen.“ Pädagogen beobachten landesweit den Trend, dass immer mehr muslimische Mädchen schon viele Jahre vor ihrer Pubertät mit bedecktem Kopf zum Unterricht erscheinen.

Schulleiter: Kopftuchverbot ist nicht umzusetzen

„Seit der Flüchtlingswelle beobachten auch wir diese Entwicklung“, sagt der Leiter einer Grundschule im Norden der Stadt. „Doch wie sollen sie den Familien das verbieten, wenn die Mädchen schon mit Kopftüchern hier in Deutschland ankommen?“

Prinzipiell habe er zwar nichts gegen ein Verbot, jedoch sei es „praktisch nicht umzusetzen.“ Seine Erfahrung: Es gebe genug religiös fanatische Familien, „die sich daran nicht halten werden, auch wenn die Gesetze entsprechend eindeutig sind.“

Schulleiterin macht wegen Kopftüchern Hausbesuche

Etwas anders sieht die Lage eine Schulleiterin im Essener Westen: „Wir brauchen kein Verbot, weil persönliche Gespräche effektiver sind“, sagt sie. Sie selbst sage Vätern und Müttern klipp und klar, dass Kopftücher an ihrer Schule „nicht erwünscht“ seien, sie mache deshalb sogar Hausbesuche – das würde in der Regel besser helfen. „Wir haben Sport und Schwimmen auf dem Stundenplan, und Anträge auf Befreiung vom Unterricht der Eltern genehmige ich in der Regel nicht.“

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Mit ihrer konsequenten Linie, räumt die Schulleiterin ein, habe sie sich jedoch in der Schullandschaft „nicht nur Freunde gemacht.“ Viele Kollegen seien da noch toleranter, jedoch: „Ich finde, wir waren viel zu lange tolerant.“ Im Unterricht seien Kopfbedeckungen grundsätzlich nicht erlaubt: „Keine Käppis bei Jungs und keine Kopftücher bei Mädchen, ganz einfach.“

Verbot bringt Diskussionen, die derzeit nicht geführt werden

Der Leiter einer Grundschule in Altenessen fragt ebenfalls, wie ein Kopftuch-Verbot umgesetzt werden solle: „Soll ich einem Mädchen mit Kopftuch einen Schulverweis erteilen? Das sind disziplinarische Maßnahmen für Schüler, die aggressiv oder verhaltensauffällig sind. Da muss man die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellen.“

„Mit einem solchen Verbot“, sagt eine Schulleiterin in Altenessen, „holen wir uns nur Diskussionen mit Eltern ins Haus, die wir derzeit zum Glück nicht haben.“ Es sei falsch, die Schulen mit der Umsetzung eines solchen Gesetzes zu beauftragen: „Dann haben wir wieder den Schwarzen Peter.“ Die Schulen hätten bereits an genügend anderen Fronten zu kämpfen: „Zum Beispiel, was die Einhaltung der Schulpflicht angeht – vor allem an den letzten Tagen vor den Ferien oder an den ersten Tagen danach.“

Seit Jahren besteht das Problem, dass viele Familien am letzten oder ersten Schultag rund um die Ferien bereits oder noch im Auslandsurlaub sind – die Flüge sind dann billiger.

Diskussion bei Praktikantinnen mit Kopftuch

Kopftuch-Diskussionen der ganz anderen Art haben Schulen schon jetzt: Zum Beispiel dann, wenn jugendliche Muslima für ein Berufspraktikum in die Schule kommen, weil sie sich für einen pädagogischen Beruf interessieren. „Wer da mit Kopftuch kommt, dem sagen wir, dass das Tuch die Aussichten auf einen Job erheblich verschlechtern wird“, sagt eine Schulleiterin. „Niemand will Erzieherinnen oder Lehrerinnen mit Kopftuch.“