Essen. Seit 40 Jahren steht Songwriter Stoppok auf der Bühne. Besonderer Moment seines Konzerts auf Zeche Zollverein: seine Version des Steigerlieds.
„Ihr macht immer noch einen ziemlich guten Eindruck. Das sage ich nicht mehr so oft“, ruft Stefan Stoppok in die Menge und 1200 Besucher in der ausverkauften Halle 5 auf Zollverein jubeln ihm zu. Natürlich ist das auch ein Kompliment an sich selbst: Schließlich ist der 62-jährige Musiker, der seit mittlerweile 40 Jahren auf der Bühne steht, mit seinen Fans gealtert. Doch wenn Stoppok auf seine ganz spezielle, unnachahmliche Art und Weise los nölt und los rockt, dann sind die Jahrzehnte wie weggewischt. Bei ihm und den Fans.
Liedermacher ist in Essen aufgewachsen
Das zeigt sich schon nach den ersten paar Takten: Gemeinsam mit seinen altbekannten Gefährten Sebel am Schlagzeug und Reggie Worthy am Bass bringt Stoppok an der Leadgitarre die Halle zum Beben – und zwar von der ersten bis zur letzten Minute des knapp zweieinhalbstündigen Konzertes. Neu dabei ist bei dem diesjährigen Heimspiel (für alle, die es noch nicht wissen: Stoppok ist in Essen aufgewachsen und begann hier mit der Musik) die Texanerin Tess Wiley. Das Multitalent, das Stoppok stimmlich, auf der Gitarre, an der Geige und am Keyboard begleitet, ist definitiv eine echte Bereicherung der Band.
Im Gepäck hat Stoppok seine Hits, oder, wie er sagt, Anti-Hits aus den letzten vier Jahrzehnten. Mal selbstironisch, mal politisch, dann wieder poetisch und humorvoll singt er über das, was man Leben nennt. Und über die Irrungen und Wirren, die Überraschungen und schönen Momente, die das Leben so mit sich bringen kann.
Dabei bewegt er sich „Auf festem Grund“, träumt von Honigküssen und Seidenhaar („Stück für Stück“), nimmt die Beine in die Hand und wechselt die Tapeten („Rausch ab“) und freut sich, dass der Zahn der Zeit nicht so sehr an ihm nagt („Nicht besser komm‘ können“). Voller Blues und Groove, voller Witz, Verve und Klugheit sind seine Stücke und beweisen, dass die deutsche Sprache und Rhythm & Blues durchaus zusammenpassen.
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Bestes Beispiel dafür ist eine ganz besondere Premiere an diesem Abend: eine blues-lastige Version des Steigerliedes, die Stoppok passend auf Zollverein zelebriert. Die wird genauso lauthals vom Publikum mitgesungen wie „Tage wie dieser“, „Tanz“, „Scheiße am Schuh“, „La Kompostella“ oder „Aus dem Beton“, eines seiner schönsten Liebeslieder.
Er ist sich immer treu geblieben
Stoppok, das zeigt sich mal wieder an diesem Abend, kann Folk, Rock und Blues, ist ein begnadeter Gitarrist und Songwriter, ein sympathischer Entertainer, der sich immer treu geblieben ist. Und der mit seiner Spielfreude und seinem Können einfach mitreißt. So wie bei der Zugabe, die schon seit Beginn des Konzertes von einzelnen Rufern vehement eingeforderte „Dumpfbacke“. „Mein einziger Hit“ sagt Stoppok und klingt dabei ganz und gar nicht frustriert. Denn er hat Erfolg auch ohne die Charts zu stürmen, gewinnt neue Fans, ohne die alten zu verlieren. Stoppok ist und bleibt eben ein ewiger Geheimtipp.