Essen. . Der Chef der Essener Tafel Jörg Sartor hat nach der massiven Kritik wegen des Aufnahmestopps für Ausländer mit seinem Rücktritt gedroht.

Nach Kritik und Anfeindungen gegen die Essener Tafel droht deren Chef Jörg Sartor mit Rücktritt. „Ich bin kurz davor hinzuschmeißen“, sage der Vorsitzende des Tafelvereins, der einen Aufnahmestopp für Ausländer verfügt hatte, der „Bild“-Zeitung (Montag).

Es sei eine „Schweinerei, unsere Leute so zu diffamieren“. Die Ankündigung der Tafel, bis auf Weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als neue Kunden aufzunehmen, hatte Ende vergangener Woche empörte Reaktionen ausgelöst.

Unbekannte beschmieren Türen und Fahrzeuge der Tafel

Unter anderem hatte Bundessozialministerin Katarina Barley (SPD) erklärt, eine Gruppe von Menschen pauschal auszuschließen, fördere Vorurteile und Ausgrenzung. In der Nacht zum Sonntag beschmierten Unbekannte mehrere Fahrzeuge der Tafel mit den Worten „Nazis“ und „Fuck Nazis“.

„Jetzt haut ein Haufen Politiker auf uns ein, ohne sich zu informieren“, beklagte Sartor. „Die sollen sich mal herbewegen und vor Ort mitarbeiten - danach können sie sich gerne äußern“ „Zugleich betonte er, dass er sich vom Zuspruch populistischer Politiker distanziere: „Ich lasse mich vor keinen Karren spannen, weder von linken Politikern, noch von rechten“, betonte er gegenüber der "Bild".

Aufnahmestopp könnte wieder aufgehoben werden

Die umstrittene Entscheidung hatte der Vorstand der Tafel damit begründet, dass der Anteil der Migranten unter den 6 000 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel erhielten, auf 75 Prozent gestiegen sei. Ältere Menschen und Alleinerziehende würden auf diese Weise schleichend verdrängt. Die Tafel wolle den Aufnahmestopp wieder aufheben, wenn das Verhältnis ausgeglichener sei.

Update: Nach Krisensitzung am Dienstag: Der Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel bleibt vorerst bestehen. Nun soll ein Runder Tisch einberufen werden. Mehr Informationen dazu finden Sie hier. (epd)

Informationen zur Essener Tafel

Wie viele Menschen erreicht die Essener Tafel?

In 13 Verteilstellen gehen die Lebensmittel jede Woche an rund 6000 Menschen. Die Tafel beliefert darüber hinaus nach eigenen Angaben knapp 110 soziale und karitative Einrichtungen wie Mittagstische in sozialen Brennpunkten oder Anlaufstellen für Obdachlose mit weiteren rund 10 000 Menschen. Bundesweit verteilen die Tafeln die Lebensmittel regelmäßig an bis zu 1,5 Millionen Bedürftige.

Wer macht die Arbeit?

In Essen sind es 120 ehrenamtliche Helfer, die Lebensmittel sammeln, sortieren und verteilen. Die Waren werden von Lebensmittelmärkten, Produzenten, Großhändlern und Bäckereien gespendet. Mit sechs Kühlfahrzeugen sammeln die Ehrenamtlichen die Waren ein und bringen sie zu den Ausgabestellen.

Wer darf zur Essener Tafel gehen?

Jeder, der seine Bedürftigkeit nachweisen kann: Empfänger müssen Hartz IV, Grundsicherung oder Wohngeld beziehen. In Essen erhalten die Kunden nach erfolgreicher Anmeldung eine Kundenkarte und eine feste Abholzeit einmal in der Woche. Bei der Anmeldung muss sich der Kunde entscheiden, an welcher der Verteilstellen er die Lebensmittel erhalten möchte. Jeder Erwachsene muss pro Ausgabe einen Euro Schutzgebühr bezahlen. Wer seinen Termin nicht einhalten kann, muss sich telefonisch abmelden. Wer das drei Mal versäumt, verliert die Berechtigung. (dpa)

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