Essen. . Im Sommer fehlt in Essens Schulen Raum für 300 Kinder und Jugendliche, Tendenz steigend. Stadt investiert 15 Millionen Euro in Um- und Neubauten.
Für etwa 15 Millionen Euro soll sofort an insgesamt zwölf Schul-Standorten mehr Platz für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Die Stadt will mit Pavillons, Erweiterungsbauten, Umbauten und der Wiederbelebung ehemaliger Schulgebäude die schlimmste Not noch bis zum Beginn des kommenden Schuljahres lindern. Das geht aus einer Vorlage hervor, mit der sich Bezirksvertretungen und Fachausschüsse beschäftigen werden. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat Ende Februar.
Wie bereits von dieser Redaktion Mitte Januar berichtet, steht die Stadt vom kommenden Schuljahr an vor gravierenden, flächendeckenden Platzproblemen.
6000 Flüchtlinge kamen an Essener Schulen unter
Das liegt hauptsächlich an den insgesamt 6000 Flüchtlingen, die in den letzten Jahren an Essener Schulen untergekommen sind. Viele von ihren verlieren demnächst ihren Status als Seiteneinsteiger, können nicht mehr in externen, separaten Deutschförder-Klassen unterrichtet werden und müssen in reguläre Klassen an bestehenden Schulen integriert werden.
Allein an den weiterführenden Schulen werden mindestens 300 Jugendliche unterzubringen sein. „Das entspricht rechnerisch etwa zwölf Klassen, die an den Schulen schon im Sommer fehlen werden“, heißt es in der Vorlage, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Für alle ab Sommer zu bildenden Klassen stünde ohne ein Sofort-Programm kein Schulraum zur Verfügung: Dies würde bedeuten, „dass die Stadt Essen ihrer Pflicht, hinreichend Schulraum vorzuhalten, nicht nachkommt.“
Schnelle Pavillon-Lösungen sind geplant
Entsprechend ziehen Schul- und Bauverwaltung jetzt alle Register – was in den Stadtteilen längst als mögliche Pläne diskutiert wurde, wird nun erstmals konkret: So soll in Stoppenberg die ehemalige Hauptschule an der Kapitelwiese, im Jahr 2011 geschlossen und später als Flüchtlings-Unterkunft genutzt, als Grundschul-Standort wiederbelebt werden.
Gleiches gilt für die ehemalige Hatzper Schule in Haarzopf, die 2014 in der neuen „Grundschule Haarzopf“ aufging. Auch sie soll künftig wieder als Schule dienen. Für andere Standorte sind schnelle Pavillon-Lösungen geplant oder Umbauten (siehe Infokasten).
Schulen wenden sich mit Brief an OB Kufen
Die 300 Schüler, für die ab dem kommenden Schuljahr bislang kein Platz da ist, sind erst der Anfang: In den Grundschulen werden derzeit knapp 1700 Flüchtlings-Kinder meist in separaten Deutschlern-Klassen unterrichtet – auch für sie muss mittelfristig an den weiterführenden Schulen Platz geschaffen werden. Schuldezernent Peter Renzel hatte Mitte Januar bereits angekündigt, dass deshalb die drei Hauptschulen, die es in Essen noch gibt, erhalten bleiben sollen – egal, wie hoch oder niedrig die Zahl der Anmeldungen im Februar ausfällt.
Was konkret geplant ist: Eine Übersicht
Winfriedschule, Huttrop: Zwei Räume in ehemaliger Senioreneinrichtung. Regenbogenschule, Kray: Zwei neue Räume. Grundschule Haarzopf: Wiederbelebung Standort Hatzper Straße. Realschule E-West, Frohnhausen: Neubau für sechs Klassen, so lange Keller und Pavillons. Cranachschule, Holsterhausen: Container, dann Neubau für sechs Klassen. Bischof-von-Ketteler-Schule, Borbeck: Neubau mit zwei Räumen. Geschwister-Scholl-Realschule, Borbeck: Neubau für fünf Klassen. Altfriedschule, Frintrop: Umbau Hausmeisterwohnung.
Gertrud-Bäumer-Realschule: Neubau für sechs Klassen. Johann-Michael-Sailer- oder Immelmannschule, Schonnebeck: Neubau für vier Klassen. Grundschule Nikolausschule, Stoppenberg: Reaktivierung des Standorts Kapitelwiese. Hinsbeckschule Kupferdreh: Wiederherstellung eines Klassenraumes.
Anfang Januar hatten die Sprecher der Essener Schulen in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister auf die Dramatik der Situation hingewiesen. Seit dem Herbst beschäftigt die Verwaltung eine „Task-Force“, die aus dem Stand zusätzliche Erweiterungsmöglichkeiten ermitteln sollte.
Anbau für Andreasschule wird konkret
Dass Schulraum fehlt und fehlen wird, ist auch ohne das Flüchtlings-Problem seit Jahren ein Thema für die Stadt: Schon seit 2015 sind Erweiterungen von Grundschul-Standorten im Gespräch – in Frintrop, zwei in Rüttenscheid und Kupferdreh. In Rüttenscheid wird für die Andreasschule jetzt ein Anbau konkret (siehe Stadtteilseite). In Kupferdreh läuft es darauf hinaus, dass die ehemalige Dilldorf-Schule wiederbelebt wird. Das ist aber noch nicht konkret. Erweiterungen der Josef- und Hinsbeckschule scheinen aber nicht realisierbar.
Weil die Zahl der Geburten bis zum Jahr 2013 kontiniuierlich abnahm, hat die Stadt in den letzten zehn Jahren rund 20 eigenständige Grundschul-Standorte aufgegeben, außerdem zwei Realschulen, eine Gesamtschule und ein Gymnasium.