Essen. . Die Zahl der Kinder in Essen steigt dauerhaft, das liegt nicht nur an der Zuwanderung von Flüchtlingen. Die Stadt plant daher neue Anbauten an Schulen - und steht unter extremem Zeitdruck.

Die Kapriolen der örtlichen Bevölkerungsentwicklung – erst jahrelanger Schwund, jetzt wieder zartes Wachstum – stellen die Essener Schullandschaft vor ernsthafte Herausforderungen. Nachdem in den letzten zehn Jahren rund 20 Grundschulen geschlossen und Pavillons auf den Schulhöfen flächendeckend abgerissen wurden, sieht sich die Stadt bald gezwungen, neue Anbauten an bestehende Schulen zu errichten. Die Vorbereitungen für räumliche Vergrößerungen an mehreren Grundschul-Standorten laufen, heißt es aus der Verwaltung; konkret sei aber noch nichts.

Jedes Kind, das kommt, muss zur Schule

Die Flüchtlings-Problematik an Schulen ist mittlerweile auch deshalb so gravierend, weil sich die Rechtslage vor Jahren allgemein geändert hat.

Während Flüchtlingskinder vor 20 Jahren nicht zur Schule durften, ist heute jedes Kind ab sechs, unabhängig vom Aufenthaltsstatus, schulpflichtig.

Wie mehrfach berichtet, wächst die Stadt Essen wieder – im Jahr 2030 könnten erneut knapp 600 000 Bürger in Essen leben, derzeit sind es rund 578 000. „Das liegt nicht nur an Zuwanderung und Flüchtlingen“, stellt Regine Möllenbeck klar, die Leiterin der Essener Schulverwaltung. „Es sind auch die deutschen geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt Kinder bekommen.“

Diese Erkenntnis wird von allen Experten bestätigt, auch wenn es sich auch noch nicht richtig herumgesprochen hat, dass es sich tatsächlich um eine dauerhafte Trendwende handelt.

Anbauten „in Modulbauweise“

Doch auch der Zuzug von Kindern und Jugendlichen aus Kriegs- und Krisengebieten hat die Essener Schulen längst an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht – waren es im November 2014 noch rund 1200 so genannte „Seiteneinsteiger“ ohne jegliche Deutschkenntnisse, die an Essener Schulen untergebracht waren, waren es im ersten Quartal 2015 bereits mehr als 1400. Tendenz: weiter wachsend. Längst sind auch Gymnasien und Berufskollegs dazu übergegangen, so genannte „Seiteneinsteiger“ aufzunehmen. Das Problem betrifft längst nicht nur Grundschulen.

Weil derzeit niemand neue Container als Klassenraum-Provisorien auf Schulhöfen will, denken Schul- und Immobilienverwaltung verschärft über Anbauten „in Modulbauweise“ nach, so heißt es fachgerecht; erste räumliche Erweiterungen sollen in einem Jahr so weit sein. Dabei geht es um Gebäude, die zwar nicht so massiv sind wie Häuser aus Stein, in Optik und Qualität jedoch weit über Container-Standard lägen. Berühmtes Beispiel für ein dauerhaftes Provisorien, wie man so schön sagt: die Ludgerus-Grundschule in Werden.

Sechs bis acht Monate Vorlauf pro Gebäude, heißt es, seien notwendig, allein wegen der Baugenehmigungen. Regine Möllenbeck hofft, im kommenden Schuljahr, das nächsten Monat beginnt, noch mit den Räumen auszukommen, die jetzt schon vorhanden sind.

Eine neue Bedeutung kommt dabei auch jenen Gebäuden zu, die leer sind – schon im Frühjahr wurde laut darüber nachgedacht, den Deutschunterricht für „Seiteneinsteiger“ zu konzentrieren auf wenige Standorte.