Essen. . Zunehmende Geburtenzahlen und komplexere Fälle sorgen in Essen für mehr Arbeit im Standesamt. Andere Städte sind etwas schneller.

  • Drei Wochen, so die Auskunft, müssen Eltern von Neugeborenen derzeit auf die offizielle Geburtsurkunde warten
  • Steigende Beurkundungszahlen und komplexerer Fälle durch höhere Ausländerbeteiligung werden als Gründe genannt
  • Düsseldorf braucht ähnlich lang, in Dortmund und in Velbert geht es erheblich schneller mit der Urkunde

Auf das freudige Ereignis, die Geburt ihres Babys, kommt für Essener Eltern die Ernüchterung beim Besuch des Standesamts: Drei Wochen, so die Auskunft, müssen sie auf die offizielle Geburtsurkunde warten. Erst mit der können Krankenkassen-Rechnungen bezahlt und weitere Anträge ausgefüllt werden. Andere Städte sind bei Geburtsurkunden schneller.

Die Stadt Essen hat zwei Erklärungen für das entschleunigte Verfahren. Da sind die steigenden Zahlen bei Geburtsbeurkundungen, die das Standesamt bearbeitet. Allein von 2013 bis 2016 ist die Zahl der Erstbeurkundungen bei Geburten in Essen von 5023 auf 5952 und damit um fast 20 Prozent gestiegen. Essen verzeichnet auch mehr Geburten, weil in Nachbarstädten Geburtsstationen geschlossen wurden.

Mehr Arbeit, aber nicht mehr Personal

Hinzu kommt, dass einzelne Verfahren in der Bearbeitung aufwendiger geworden sind: „Durch die Auswirkungen der Flüchtlingskrise und die zunehmende Internationalität“, erklärt die Stadt. Bei diesen Beurkundungen sind ergänzend ausländische Normen anzuwenden. „Hier ist Aufklärungsbedarf notwendig, der Arbeitszeit bindet – in der Regel durch Einbeziehung eines Dolmetschers“, teilt die Stadt mit. Das verzögert die Beurkundung der Kinder dieser Eltern. Und weitere Beurkundungen, da in Essen in der Reihenfolge des Eingangs abgearbeitet wird – auch, um niemanden zu bevorzugen. Das Fazit der Stadt: Trotz steigender Beurkundungszahlen und komplexerer Fälle durch höhere Ausländerbeteiligung wurde im Amt nicht das Personal erhöht.

Deshalb die wochenlangen Bearbeitungszeiten. Die sind vor allem für Eltern ärgerlich, die privat krankenversichert sind und mehrere Wochen warten müssen, bis die mehreren Tausend Euro für die Geburt von der Kasse erstattet werden. Und Empfänger von Sozialleistungen, die keine Rücklagen haben, sind härter betroffen: Denn sie müssen entsprechend lang warten, bis sie mit der Geburtsurkunde weitere Leistungen beantragen können.

In Dortmund geht es schneller

In Düsseldorf sind die Wartezeiten ähnlich lang wie in Essen. In Dortmund geht es deutlich schneller. „Sind alle Unterlagen vollständig, wird die Geburt sofort beurkundet und die Eltern erhalten die Geburtsurkunde zugesandt“ , teilt die Stadt mit. In Essens Nachbarstadt Velbert beträgt die Bearbeitungszeit, sofern die Unterlagen vollständig sind, ein bis zwei Werktage. Das hängt in Dortmund wie in Velbert mit dem Arbeitsabläufen zusammen. In einer Erstkontrolle wird vorsortiert: Nach Eingaben, die vollständig sind, und nach Vorgängen, bei denen Unterlagen fehlen und die weitergehend geprüft werden müssen.

Der Bürger-Vorteil deshalb in Velbert: „Es kommt häufiger vor, dass eine Geburtsurkunde am selben Tag ausgestellt werden kann.“ Das gab es auch in Essen, weiß ein junger Vater aus Rüttenscheid. Als er in den 1970er-Jahren geboren wurde, konnte sein Vater die Geburtsurkunde am Tag der Eingabe des Antrags aus dem Standesamt gleich mitnehmen.