Essen-Ostviertel. . Ostviertel: Verkauf des Grundstücks an der Elisenstraße steht bevor. Bis zur geplanten Wohnbebauung dürfte aber noch eine lange Zeit vergehen.

Seit über drei Jahren ist die zur Pfarrei St. Gertrud gehörende Barbarakirche an der Elisen­straße im Ostviertel ein Auslaufmodell. Ende 2014 wurde sie außer Dienst gestellt, dann auch profaniert. Irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, sollen das 1905 eingeweihte und mittlerweile recht marode Gotteshaus, das direkt angrenzende Pfarrhaus und auch das nur ein paar Meter weiter liegende Gemeindezentrum abgerissen werden. „Der Verkauf des gesamten Grundstücks an zwei Investoren steht jedenfalls kurz bevor“, erklären Christiane Moos vom Kirchenvorstand und Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen, unisono.

Nachdem der Kirchenvorstand von St. Gertrud dieser Tage grünes Licht gab, müssen die Verträge nun aber noch vom Bistum Essen kirchenaufsichtlich genehmigt werden. Lota: „Das ist in der Regel dann jedoch meist nur noch eine Formsache, da das Bistum mit seinen Experten die Pfarrei bereits während des gesamten Prozesses begleitet und unterstützt hat.“

Seniorenwohnungen bleiben

Wie lange es aber dauern kann, bis der eine Investor – beide wollen bislang nicht genannt werden – auf dem 5120m2 großen Areal einmal die geplanten Mehrfamilienhäuser errichtet, ist schwer zu sagen. Moos: „Das kann theoretisch noch Jahre dauern, bis etwa die Baugenehmigungen vorliegen und andere Formalitäten erledigt sind.“

An einen zweiten Käufer gehen die ebenfalls der Pfarrei gehörenden 21 Seniorenwohnungen und die Altentagesstätte um die Ecke am Barbarakirchgang. Alles, was derzeit dort auf den knapp 2300m2 steht, bleibt allerdings auch bestehen. Moos, die die Immobilien verwaltet: „Niemand der Mieter dort muss befürchten, sein Zuhause zu verlieren.“ Auch die Altentagesstätte bliebe erhalten, so dass etwa der Billardclub Ost, der aufgrund des massiven Kneipensterbens im Ostviertel erst vor wenigen Monaten dorthin umgezogen war, auch weiterhin Training und Meisterschaftsspiele am Barbarakirchgang 9 absolvieren könne.

Sinkenden Mitgliederzahlen, steigende Kosten

Zahlreiche Schmierereien und auch einige malerische „Kunstwerke“ belegen, dass die Kirche bereits seit Jahren nicht mehr „in Betrieb“ ist.
Zahlreiche Schmierereien und auch einige malerische „Kunstwerke“ belegen, dass die Kirche bereits seit Jahren nicht mehr „in Betrieb“ ist. © Klaus Micke

Sinkenden Mitgliederzahlen stehen auch im Bistum Essen steigende Unterhaltskosten gegenüber, so dass eine der zentralen Fragen in nahezu jedem Pfarreientwicklungsprozess und auch in St. Gertrud war, welche Gotteshäuser bleiben und welche verkauft werden müssen. „Ich bin seit 20 Jahren im Kirchenvorstand, habe bereits die Fusion von St. Barbara und St. Gertrud 1996 mitgemacht. Für mich und viele andere Mitglieder der Barbara-Gemeinde war das damals schon ein weitaus schmerzlicherer Schritt“, ist Christiane Moos längst von der wirtschaftlichen Notwendigkeit überzeugt. Zumal alle, die wie Moos lange Jahre in und rund um die Barbarakirche aktiv waren, in den anderen zur Pfarrei zählenden Gemeinden gute Alternativen gefunden hätten.

Schuldentilgung und Unterhalt

Die italienische Gemeinde, die im angrenzenden städtischen Park jedes Jahr das Passionsspiel veranstaltete, trifft sich nun in St. Ignatius, die wie Heilig Kreuz und St. Bonifatius zu St. Gertrud gehören. Die Mitglieder der koreanischen Gemeinde feiern ihre Heiligen Messen dienstags und mittwochs in der Kirche St. Michael, der Filialkirche von St. Bonifatius.

Übrigens: In welcher Höhe sich der Verkaufserlös bewegt, darüber machten weder die Pfarrei noch das Bistum bislang Angaben. Fest steht gleichwohl, dass das Geld St. Gertrud weiterhilft. Bei der Tilgung verschiedener Verbindlichkeiten und auch beim Unterhalt wichtiger Immobilien. Moos: „St. Gertrud und St. Bonifatius sollen unsere Standorte für die Ewigkeit sein.“

>>UNTERKUNFT FÜR GEFLÜCHTETE

Die letzte Heilige Messe wurde in der ehemaligen Filialkirche St. Barbara am 4. Dezember 2014 gefeiert. Seit diesem Tag ist sie nicht mehr „in Betrieb“ und an vielen Stellen mittlerweile auch mächtig baufällig. Eine Renovierung würde den Rahmen sprengen, also versuchte die Pfarrei St. Gertrud frühzeitig, das gesamte Ensemble zu verkaufen, was sich trotz professioneller Unterstützung aber lange als unmöglich erwies. Mehrere Interessenten waren vor Ort, sprangen aber auch schnell wieder ab.

Während die Kirche fortan nicht mehr zur Verfügung stand, wurden zumindest für das angrenzende Pfarrhaus und auch das Gemeindezentrum an der Elisenstraße 11-13 Übergangslösungen gefunden. An beiden Standorten fanden für eine Zeit geflüchtete Menschen eine Unterkunft, im Gemeindezentrum war zudem die Caritas-Flüchtlingshilfe verortet, die dort Sprachkurse, Beratungen und ein Erzählcafé anbot und ein Möbellager betrieb.

Caritas-Flüchtlingshilfe wechselt nach Steele

Nachdem klar war, dass es dort auf lange Sicht aber nicht mehr weitergeht, machte sich die Flüchtlingshilfe auf die Suche nach einer Alternative und fand fast nahtlos einen neuen Standort in der Gemeinde St. Laurentius in Steele. „Eine Fügung . . .“, so Vorstandsmitglied Rudi Löffelsend, „auch wenn wir das Möbellager aufgeben mussten“.