Essen/Dortmund. 30 Jahre lang sitzt ein Mann für den Mord an einem Kind in der Psychiatrie. Zu Unrecht? Prozess wird neu aufgerollt - Entscheidung ist in Sicht.

Mehr als 30 Jahre nach dem Mord an einem sieben Jahre alten Jungen in Essen geht der neu aufgerollte Prozess in Dortmund in die Endphase. Am 9. Januar könnten die Plädoyers in dem Verfahren gehalten werden.

Ein damals 21-Jähriger war 1986 für die Tat in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden. Er kam erst im Februar 2016 frei, nachdem ein anderer Mann den Mord an dem Jungen gestanden hatte. Nun läuft das Wiederaufnahmeverfahren. Das Geständnis hat der zweite Mann vor Gericht nicht wiederholt. Gegen ihn wird aber ermittelt.

In einem Essener Wäldchen eine Kinderleiche entdeckt

Der 1986 Verurteilte gilt als minderbegabt und soll die Tat bei der Polizei zugegeben, im Prozess aber abgestritten haben. Die Verteidigung will jetzt einen Freispruch erreichen. In dem Fall muss die Kammer über eine Entschädigung für die Unterbringungszeit entscheiden.

Die Tat ereignete sich am 23. April 1985. In einem Essener Wäldchen wurde eine Kinderleiche entdeckt. Arme und Beine waren gebrochen, es gab Würgemale am Hals. Das Opfer war einen Tag zuvor von einem Spielplatz entführt worden.

Wenig später nahm die Polizei den jungen Mann als Verdächtigen fest. Die Richter verurteilten den 21-Jährigen trotz der Behinderung. Sie wiesen ihn auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie ein, weil sie ihn für besonders gefährlich hielten. (dpa)