Essen-Horst. . Der Käufer will das 40 000 qm große Gelände aufwerten und entwickeln. Zustand gilt als desolat, der Bedarf an Gewerbefläche als enorm.

Noch im Sommer drohte dem Gewerbegebiet in Horst die Zwangsversteigerung, jetzt hat sich ein Käufer für das Areal an der Dahlhauser Straße 103 gefunden: Dabei handelt es sich um den Projektentwickler Aurelis mit Hauptsitz im Frankfurter Raum. Die Strategie in Horst lautet: „Aufwerten und im Bestand halten“, kündigt Dirk Dratsdrummer, Aurelis-Sprecher für die Region West, an, der um den Bedarf an Gewerbeflächen in Essen weiß. Der Kaufpreis in Horst liege im einstelligen Millionenbereich.

Zustand schreckte Interessierte ab

„Rund 40 000 Quadratmeter groß ist das Horster Gewerbegebiet, davon ist rund die Hälfte Mietfläche“, beschreibt Rolf Beier, der sein Maklerbüro unweit des Objektes hat, das er nun vermittelte und darüber heilfroh ist. Immerhin dauerte diese Vermittlung mehrere Jahre, in denen die Fläche unter Zwangsverwaltung stand. „Interessenten und Besichtigungen gab es einige“, sagt er. Doch der desolate Zustand und die zu erwartenden Investitionen hätten viele Interessierte abgeschreckt. Immerhin handelt es sich bei dem Objekt um ein Gebiet, das bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts industriell genutzt wurde.

Die Bauten auf dem Gelände in Horst sind mitunter in einem sehr schlechten Zustand, beschreibt Makler Rolf Beier, der lange nach einem Käufer gesucht hat.
Die Bauten auf dem Gelände in Horst sind mitunter in einem sehr schlechten Zustand, beschreibt Makler Rolf Beier, der lange nach einem Käufer gesucht hat. © Socrates Tassos

Derzeit gibt es in dem Gewerbepark mehr als 40 Mieter. „Es ist ein reines Gewerbe- und Industriegebiet, lediglich der Getränkemarkt hat Bestandschutz“, erklärt Beier. Die Gebäude stammen geschätzt aus den Baujahren 1920 bis 1960, so dass manche Abwasser- und Stromleitung wie auch Dächer („einige Gebäude sind in bedauernswertem Zustand“) erneuert werden müssen, nennt der Makler nur einige der Baustellen. Eine andere könnten Altlasten im Boden sein. „Die Bausubstanz bröselt vor sich hin, das Gebiet muss entwickelt werden“, denkt er eher langfristig. Immerhin werde Gewerbefläche in Essen dringend benötigt, hier bestünden Reserven.

Zu konkreten Plänen will sich der Käufer derzeit nicht äußern, dafür sei es zu früh, sagt Dirk Dratsdrummer. Derzeit gebe es einen rechtsverbindlichen Kaufvertrag, im Februar oder März werde der Gewerbepark aus der Zwangsverwaltung entlassen. Dann wolle der neue Eigentümer den Bestand genauer betrachten, kündigt er das Vorgehen von Aurelis an. Das Unternehmen schreibt dem Horster Gelände riesiges Potenzial zu, da das Grundstück relativ zentral in Nähe zu gleich drei Autobahnen liege. „Wir werden voraussichtlich im Frühjahr festlegen können, in welcher Reihenfolge wir die Baustelle angehen und ob es möglich sein wird, das Gelände in absehbarer Zeit zu bebauen.“ Zuvor gebe es aber viel zu tun, um den gesamten Bestand in vermietbaren Zustand zu bekommen. Zudem seien Gespräche mit den Mietern geplant.

>>URSPRÜNGLICHE NUTZER UND KÄUFER

Auf dem Gelände an der Dahlhauser Straße befand sich im 19. Jh. das Hüttenwerk Neu-Schottland. Hergestellt wurde Stahl, aus dem vor allem Eisenbahnschienen produziert wurden. Bis 1993 gab es das Schraubenwerk, heute sind es Spediteure, Kfz-Werkstätten und Fitnesscenter.

Die Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG baut nach eigenen Angaben Bestandsobjekte um, saniert, modernisiert und realisiert Neubauprojekte. Gegründet wurde das Unternehmen als Tochter der Bahn, seit 2006 ist es unabhängig. 2017 kaufte Aurelis zwölf Gewerbeflächen.