Essen. . Restaurants ärgern sich über nicht erscheinende Gäste. Manche haben eine Vorkasse eingeführt oder denken über Reservierungsgebühren nach.
Es ist eine Unsitte, die offensichtlich immer mehr um sich greift: Gäste bestellen einen Tisch in einem Restaurant und lassen die Reservierung dann einfach platzen oder sagen erst kurz vorher ab. Gerade in der jetzigen Weihnachtszeit, in der die Gaststätten gut besucht sind und Gastronomen viele Gäste abweisen müssen, ist dies ein besonderes Ärgernis, wenn der Tisch dann leer bleibt.
„Dieses Verhalten ist in den letzten Jahren zu einem zunehmenden Problem geworden“, beklagt Reinhard Schriever, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Essen. „Reservierte Tische bieten wir anderen Gästen natürlich erst einmal nicht weiter an.“ Schriever appelliert deshalb an die Kunden, so früh wie möglich bescheid zu geben. Schriever bringt außerdem eine Vorab-Reservierungspauschale ins Gespräch.
Restaurant Gummersbach reserviert Weihnachten nur gegen Anzahlung
Im Restaurant Gummersbach hat man nach den schlechten Erfahrungen im vergangenen Weihnachtsgeschäft bereits reagiert. „Wir hatten vergangenes Jahr noch an Heiligabend 21 Absagen. Die Tische, alles größere Gesellschaften, waren für den 25. beziehungsweise 26. Dezember reserviert“, berichtet Helene Gummersbach. „Wir hatten natürlich schon eingekauft. Doch so kurzfristig konnten wir die Tische kaum mehr vergeben.“ Dieses Jahr haben die Gummersbachs deshalb beschlossen: Wer Weihnachten einen Tisch reserviert, muss vorab eine Anzahlung leisten, die dann mit dem Essen verrechnet wird. „Die Gäste haben alle sehr verständnisvoll reagiert“, berichtet Helene Gummersbach.
Christiane Behnke vom Alt-Krayer Brauhaus Budike hat erst vor wenigen Tagen schlechte Erfahrungen gemacht: Eine junge Familie hatte bei ihr für eine Taufe am zweiten Weihnachtsfeiertag einen Raum für 17 Personen gemietet. „Anfragen anderer Gäste hatte ich schon abgesagt.“ Weil sie nichts mehr gehört hatte, rief sie vor wenigen Tagen die Familie an, um das Menü zu besprechen. „Da wurde mir mitgeteilt, dass die Taufe gar nicht stattfindet.“ In dem Gespräch sei außerdem herausgekommen, dass die Familie auch in anderen Restaurants reserviert hatte. „Da bin ich fast aus allen Wolken gefallen. Die Sache ist für mich jedenfalls noch nicht vorbei“, so Christiane Behnke, die nun darüber nachdenkt, der Familie einen Ausfallbeitrag in Rechnung zu stellen. „Ich bin sehr dafür, dass wir dazu übergehen, von Gästen schon im Vorfeld eine
Reservierungspauschale zu verlangen, so wie es in Hotels üblich ist“, sagt Behnke. Ihr ist aber auch bewusst, dass dies nur breite Akzeptanz finden kann, wenn andere Gastronomen mitziehen. „Das Bewusstsein müsste man aber erstmal schaffen.“
Großes Problem an Wochenenden
Auch Hans-Hubert Imhoff vom Parkhaus Hügel hat über eine Vorkasse schon nachgedacht. „Aber dann haben Sie hinterher die Diskussionen“, sagt er. Der Gastronom wählt deshalb mittlerweile einen anderen Weg: „Bei Reservierungen größerer Tische rufen wir wenige Tage vorher nochmal an und lassen uns die Reservierung bestätigen. Erst dann kaufen wir ein.“ Mit diesem Verfahren habe man die Zahl der Ausfälle minimieren können, sagt Imhoff. Dennoch komme es immer wieder vor, dass Gäste für zehn reservieren und nur mit sechs Leuten kommen. „Auch das ist ärgerlich, weil wir den Tisch dann hätten teilen können.“
Viele Gäste reagierten auf solche Hinweise mit Unverständnis nach dem Motto: Das Essen können Sie doch morgen noch verkaufen. „Doch würden Sie gerne das Essen am nächsten Tag essen? „Die Umsätze kann ich nicht mehr zurückholen“, sagt Imhoff.
Die kurzfristige Stornierung von reservierten Tisch sei ein Ärgernis besonders für Spitzenrestaurants, sagt auch die Essenerin Uta Bühler, Herausgeberin des Sternklasse-Magazins. „Die Gastronomen werden regelrecht im Regen stehen gelassen.“ Ihre Rechnung verdeutlicht die finanziellen Einbußen: Falle bei 40 Plätzen ein Vierertisch aus, fehlten zehn Prozent vom Umsatz. „Damit sind die meisten Restaurants zum Scheitern verurteilt.“ Besonders gravierend sei das Problem an Wochenenden. Dann sei die Nachfrage so groß, dass ein Tisch am Abend dreimal vergeben werden könnte. Uta Bühler: „Zu Gastfreundschaft gehören immer zwei: der Gastgeber und der Gast.“