Essen. . Der Radschnellweg RS 1 bleibt ausgerechnet in Essen in den nächsten Jahren nur Stückwerk. Wie ist die Alternativ-Route, die bis Bochum führt?

  • Schon vor einem Jahr ersann die Stadt eine Alternativ-Strecke: Die „Inter-City-Route“
  • Sie verläuft durchs Nordviertel, vorbei an Stoppenberg und Schonnebeck bis nach Kray
  • Lange Grüngürtel, interessante Entdeckungen – und Schwierigkeiten in Kray-Mitte

Der Radschnellweg RS1 bleibt ausgerechnet in Essen in den nächsten Jahren nur Stückwerk (wir berichteten) – wie geht es auch ohne RS1 von der Uni aus weiter in Richtung Osten? Schon vor einem Jahr hat die Stadt eine Alternativ-Strecke ersonnen, die „Inter-City-Route“. Sie heißt so, weil sie Essen mit Bochum und Gelsenkirchen verbindet.

Wir sind sie probegefahren – um festzustellen: Nein, eine echte Alternative zu einem kreuzungsfreien Radschnellweg ist die Strecke keineswegs. Aber: Wer sich an die „Inter-City-Route“ wagt, macht überraschende Entdeckungen und gewinnt wieder mal zwei Eindrücke, die so neu nicht sind: Ach, wie überraschend grün doch der Norden ist. Und nun ja: Fahrradstadt Essen, es gibt noch viel zu tun.

Auch ohne Radschnellweg: So kommt man von der Uni Essen nach Bochum

weitere Videos

    Frischer Asphalt im Hallo-Park

    Von der Uni aus, wo der RS1 derzeit aus Richtung Mülheim endet, geht’s durchs Eltingviertel, vorbei an verwitterten Stuckfassaden der Beisingstraße, den „Freistein“ entlang – alles ausgeschilderte Fahrradstraßen, gut und gefahrlos zu radeln, und hinterm DHL-Paketzentrum an der Stoppenberger Straße, Richtung Zollverein, geht’s rechts rein auf den Radweg, der direkt nach Stoppenberg führt. Alles prima asphaltiert hier, ruhig und grün, bis wir die Straße Wallmannaue weiterfahren, die Ernestinenstraße über eine Brücke kreuzen, bis rechts das gleichnamige Gewerbegebiet an uns vorbeifliegt. Der Radweg-Belag ist hier gerade erst frisch gemacht worden.

    Die Stadt versteht die „Inter-City-Route“ nicht nur als Provisorium, so lange der Radschnellweg RS1 noch nicht gebaut ist. Sondern auch als dauerhafte Verbesserung des Radwegnetzes im Norden. Da hat sie Recht! Doch alle Idylle hat auch mal ein Ende – wir müssen mitten durchs Gewerbegebiet, dann links in die Langemarckstraße, bis zur Einfahrt in den nächsten Grüngürtel, der westlich von Schonnebeck entlangführt. Die letzten Blätter fallen von den Bäumen, Spaziergänger mit Hunden sind unterwegs, vereinzelt auch winterfeste Radler: Fährt sich gut hier – und an der Straße Dutzendriege entdecken wir eine bildschöne Reihe von denkmalgeschützten Backsteinhäusern. Historische Filme übers Ruhrgebiet, auch hier könnte man sie drehen. Wir sind übrigens schon mitten in Kray, und die Schönheit der Siedlungen, die gerade hier versteckt zwischen den Gewerbegebieten und ehemaligen Zechengeländen liegen, kann selbst eingefleischte Essener immer wieder aufs Neue beeindrucken.

    © hh

    Radeln durch Kray-Mitte ist kein Spaß

    Hier kreuzen wir die Bahngleise – und damit fängt die Schwierigkeit an: Radeln durch Kray-Mitte ist, trotz einiger Radwege, die angelegt sind, wirklich kein Spaß. Hubert- und Joachimstraße sind an ihren Rändern mit Plastikmüll gespickt, zerbrochene Radkappen und dergleichen, es droht akute Platten-Gefahr, und erst am Heinrich-Sense-Weg gibt’s wieder eine ordentliche Spur für Fahrradfahrer. Nein, Radfahren ist nichts für Anfänger in diesem Quartier, und wir schleichen vorsichtig bis zur Grimbergstraße, wo der Zollverein-Weg, die ausgebaute Radtrasse, endlich ausgeschildert ist. Von dort geht es zum Mechtenberg, der die Städte Essen, Bochum und Gelsenkirchen verbindet. Wer will, biegt hier in den Essener Norden ab, nach Zollverein, oder fährt nach Bochum direkt ins Zentrum über die berühmte Erzbahntrasse.

    Auch interessant

    Für die Strecke von der Uni bis zur Stadtgrenze haben wir eine gute Dreiviertelstunde benötigt; die Beschilderung, heißt es bei der Stadt, wird noch verbessert. Die Schilder, die jetzt schon stehen, weisen nach Kray, was fürs Erste genügen muss, und eine separate Karte, auf der die „Inter-City-Route“ verzeichnet ist, wird derzeit erstellt.

    Mit dieser Notlösung werden wir lange leben müssen

    Wie gesagt: Diese Strecke ist keine Alternative zu einem kreuzungsfreien Premium-Radweg namens RS1. Doch immerhin eine Notlösung. Eine, mit der wir wohl sehr viele Jahre werden leben müssen.

    >> Weitere Folgen des Videoblogs und eine Baustelle

    • Alle Folgen unseres Videoblogs "Essen auf Rädern" finden Sie auf waz.de/radblog.
    • Achtung, Baustelle: Auf der Strecke gibt es derzeit ein kurzes Stück, auf dem man absteigen und schieben muss. Die Emschergenossenschaft baut am Schwarzbach, betroffen ist die Brücke am Morgensteig.